US-Handelszölle trüben Geschäftsaussichten deutscher Finanzvorstände
Die Ankündigung der zwischenzeitlich ausgesetzten US-Handelszölle am 2. April hat das Stimmungsbild unter CFOs (Chief Financial Officer) in Deutschland stark getrübt. Das zeigen die Ergebnisse einer Befragung unter 216 Finanzvorständen zwischen dem 20. März und dem 10. April (135 Befragte vor dem 2. April und 81 danach).
Vor der Veröffentlichung der Zölle zeigten sich die CFOs vorsichtig optimistisch. Der Indexwert - die Differenz zwischen positiven und negativen Einschätzungen - stieg im Vergleich zur Herbstumfrage auf 4 Prozent (+ 21 %-Pkt.). Nach dem 2. April fällt dieser Wert drastisch auf -25 Prozent. Besonders betroffen sind Großunternehmen mit einem Gesamtumsatz von über einer Milliarde Euro (Indexwert nach dem 2. April: - 27%).
Auch hinsichtlich der größten wahrgenommenen Risiken verschieben sich die Prioritäten nach dem 2. April deutlich. Die Sorge um eine schwächere Auslandsnachfrage nimmt zu, für 41 Prozent der Befragten (statt 35% vor dem 2. April) stellt sie ein großes Risiko dar. Dagegen verliert die Gefahr einer schwächeren Inlandsnachfrage an Bedeutung. Während vor dem Stichtag die meisten Teilnehmenden (69%) eine schwache Inlandsnachfrage im kommenden Jahr fürchteten, sinkt dieser Anteil danach auf 56 Prozent. Geopolitische Risiken rücken in den Fokus und werden seit dem 2. April als das wichtigste Problemfeld wahrgenommen. Passend zu den abflauenden Geschäftsaussichten ab dem Stichtag lässt auch die Erwartung der CFOs an die Entwicklung der operativen Margen in den nächsten zwölf Monaten nach (Indexwert sinkt von 4 auf - 15%).
Zollankündigungen kurbeln Investitionsplanungen an
Bei den Investitionsplanungen zeigt sich hingegen ein positiver Trend: Der Indexwert steigt nach dem 2. April von 8 auf 13 Prozent (Indexwert in der Herbstumfrage: - 1%). Insbesondere Großunternehmen (> 1 Mrd. EUR Umsatz) wollen mehr investieren. Bei diesen wächst der Indexwert nach der Ankündigung der Zölle von 15 auf 32 Prozent (Indexwert in der Herbstumfrage: 7%). Die Planungen in der Automobilbranche sind über den gesamten Befragungszeitraum hinweg, wie bereits in den letzten CFO-Befragungen, verhalten: Fast die Hälfte möchte weniger investieren.
"Die Zollankündigungen treffen die deutsche Wirtschaft nach zwei Rezessionsjahren in einer schwierigen Phase", sagt Dr. Alexander Börsch, Chefvolkswirt und Leiter Research bei Deloitte. "Allerdings zeigen die verbesserten Geschäftsaussichten vor dem 2. April auch positive Signale, die von der Aussicht auf weniger innenpolitische Unsicherheit durch die Regierungsbildung sowie die Fiskalpakete getrieben sein dürften. Der Anstieg der Investitionsbereitschaft, der unter den befragten Unternehmen auch nach dem 2. April noch andauert, gibt ebenfalls Grund zu etwas Zuversicht. Dieses Wachstum dürfte nicht zuletzt mit Investitionen in Resilienz und in die Neuaufstellung der Wertschöpfungsketten zusammenhängen."
Quelle: Deloitte (ots)