Kaufkraft 2006: Deutschland, der kranke Mann Europas oder Europameister?
Archivmeldung vom 30.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer diesjährige europäische Kaufkraft-Vergleich offenbart: Deutschland bleibt der größte Konsumenten-Markt Europas. Die 82,4 Millionen Einwohner Deutschlands erreichen in diesem Jahr voraussichtlich 1495 Mrd. Euro an nominaler Kaufkraft, 19,5% des europäischen Kaufkraftvolumens von 7681 Milliarden Euro.
Ob die
Bundesbürger ihr verfügbares Einkommen für Urlaubsreisen ausgeben
oder in die Alterssicherung investieren, dieser Kaufkraftbetrag ist
die Basis, von der aus jeglicher Konsum und jegliches Sparen getätigt
werden. Die aktuelle europaweite Studie des Nürnberger
Regionalforschungsinstituts MB-Research sieht an zweiter Stelle
Großbritannien mit 1180 Mrd. vor Frankreich mit 1076 Mrd. Euro.
Pro Kopf der Bevölkerung wird die Kaufkraftrangliste 2006 von
Luxemburg angeführt. Die nur ca. 460.000 Einwohner des bedeutenden
Finanz- und Verwaltungszentrums verfügen durchschnittlich über ca.
27.000 Euro und liegen damit an der Spitze vor der Schweiz und
Norwegen. Deutschland liegt mit ca. 18.000 Euro an 8. Stelle.
Um den Wohlstand der Bewohner eines Landes zu beurteilen, müssen
zusätzlich zum Einkommen auch die Lebenshaltungskosten berücksichtigt
werden. Die Reihenfolge der realen Pro-Kopf-Kaufkraft lautet dann
Luxemburg (235% des europäischen Durchschnitts) vor Schweiz und
Großbritannien; Deutschland (161%) auf Rang 6.
In der Untersuchung der über 1500 Regionen Europas durch
MB-Research belegen das Schweizer Steuerparadies Zug, das
Wirtschafts- und Finanzzentrum Zürich und Londons bevorzugtes
Wohnviertel Inner London-West mit deutlich über 30.000 Euro pro
Einwohner und Jahr die Spitzenplätze. Aus Deutschland gehören die
Landkreise Starnberg (Nr. 6 mit Euro 28.600) und Hochtaunuskreis (Nr.
8 mit Euro 27.300) zur Spitzengruppe. In diesen Regionen ist das
durchschnittliche verfügbare Einkommen eines Tages höher als ein
Monatseinkommen in den meisten Regionen der Ukraine, den ärmsten
Regionen der Südosttürkei, Südrusslands, Albaniens, im Kosovo oder in
Moldawien.
MB-Research analysiert als erstes Marktforschungsinstitut
systematisch diese Daten auch im zeitlichen Vergleich. Im Zeitraum
der letzten 5 Jahre stieg, unter den Millionen-Städten und -Regionen,
das verfügbare Einkommen in St. Petersburg am stärksten. 87% Zuwachs
(auf Euro-Basis) verzeichnet die als Detroit des Nordens bezeichnete
Stadt, die mehr und mehr Produktionsstätten der internationalen
Automobilkonzerne aber auch Unternehmenszentralen inländischer
Unternehmen an sich zieht. Ein Wachstum von mehr als 50% verbuchen
u.a. auch Moskau, Bratislava, Istanbul, Ankara und Sofia.
Wachstumsstärkste Länder sind Russland mit 65% und die Slowakei
mit 63% Zuwachs gegenüber 2001. Deutschland gehört dagegen nach
stagnierenden Löhnen und Gehältern und dem erst in diesem Jahr
gestoppten Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
mit einem mageren Anstieg von knapp 9% in 5 Jahren, der gerade noch
die Inflation ausgleichen konnte, zu den Schlusslichtern.
Russlands Aufschwung wird zu einem großen Teil von Steigerungen
der Öl- und Gaspreise getragen; das slowakische Wirtschaftswunder
wurde dagegen mit tiefgreifenden Reformen erreicht. Wie die Slowakei
und Russland schneiden auch die übrigen Länder, die die Einführung
eines einheitlichen Einkommenssteuersatzes, die Flat Tax,
realisierten - Estland, Litauen, Lettland, Rumänien, Serbien und
Montenegro sowie die Ukraine - im Kaufkraftwachstum auffallend gut
ab.
Die Ergebnisse stammen aus den soeben erschienenen MB-Research
Europadaten 2006. Marktführende und mittelständische Unternehmen
zahlreicher Branchen setzen die MB-Research Europadaten zur Planung
ihrer Auslandsaktivitäten ein.
Eine Langform dieser Pressenotiz sowie Tabellen und Karten finden Sie unter: www.mb-research.de
Quelle: Pressemitteilung MB-Research