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Aral-Chef hält Preis von zwei Euro je Liter Benzin für unrealistisch

Archivmeldung vom 07.05.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Marcus Gottwald / pixelio.de
Bild: Marcus Gottwald / pixelio.de

Der größte Benzinverkäufer in Deutschland, Aral, rechnet nicht damit, dass Benzin in absehbarer Zeit zwei Euro je Liter kosten wird. "Ausschließen kann ich in dieser Branche gar nichts. Aber rein rechnerisch sind zwei Euro je Liter sehr unwahrscheinlich", sagte Aral-Vorstand Stefan Brok der Tageszeitung "Die Welt". Derzeit kostet Benzin etwa 1,67 Euro, der Produktenpreis in Rotterdam für eine Tonne Benzin liegt bei 1.060 Dollar.

"Eine Verteuerung auf zwei Euro je Liter würde sich ergeben, wenn bei konstantem Wechselkurs des Euro zum Dollar der Produktenpreis um mehr als 50 Prozent auf über 1600 Dollar steigt. Das halte ich mit Blick auf die aktuelle Weltkonjunktur für sehr unrealistisch", sagte der Manager. Dennoch bekommt Aral die Rekordpreise zu spüren: Kunden tanken nicht mehr voll und lassen das Auto öfter stehen. Mit der Folge: "Unser Benzinabsatz ist im April im einstelligen Prozentbereich rückläufig gewesen", sagte Brok.

Die von Wirtschaftsminister Philipp Rösler geplante Markttransparenzstelle, die die Tankstellenpreise der Ölkonzerne kontrollieren soll, stößt bei Aral auf Ablehnung. "Das wird an den Preisen nichts ändern. Ich sehe in einer Transparenzstelle keinen zusätzlichen Nutzen für den Verbraucher", sagte Brok. Das sei "nur ein teures Bürokratiemonster", das zusätzliche Kosten bei Behörden und Mineralölgesellschaften verursachen werde. "Ich halte das für politischen Aktionismus in einem Jahr mit wichtigen Wahlen", sagte der Manager.

Zugleich fordert der Aral-Chef Änderungen an dem Gesetz: Unverständlich sei zum Beispiel, dass kleine und mittlere Tankstellenketten davon ausgenommen werden sollen. "Soll das Gesetz dann nur für die Markenanbieter gelten? Dann würden nur zwei Drittel des Tankstellenmarktes erfasst werden", beklagt sich Brok. Zudem sollten seiner Meinung nach die gemeldeten Tankstellenpreise auch veröffentlicht werden und im Sinne der Transparenz für Kunden einsehbar sein - was bislang nicht vorgesehen ist. Einige Daten etwa aus dem Großhandel seien zudem schlichtweg nicht lieferbar. "So wie sich das Wirtschaftsministerium es ausdenkt, so läuft unser Geschäft nun mal nicht ab", sagte Brok.

Von Preisregulierungen aus den Nachbarländern Österreich oder Luxemburg hält Aral erwartungsgemäß wenig. "Der Chef der Monopolkommission, Justus Haucap, hat diese Modelle untersucht und festgestellt, dass derartig regulierte Märkte zu höheren Preisen führen oder bestenfalls den Verbraucher nicht schädigen", sagte Brok. Dennoch rechnet der Manager damit, dass die Preisregel aus Österreich, nach der höhere Preise vorab angemeldet und für 24 Stunden nicht erneut erhöht werden dürfen, in Deutschland eingeführt wird. "Wir haben demnächst wieder Wahlen, davor ist Aktionismus zu erwarten. Daher kann ich mir schon vorstellen, dass das Österreich-Modell am Ende doch nach Deutschland kommt", sagte Brok. In Österreich habe es dazu geführt, dass die Marge der Tankstellen gestiegen sei.

Um niedrige Preise in Deutschland zu haben, müsse der Staat die Mineralölsteuern senken, forderte Brok. Die Steuer sei im europäischen Vergleich in Deutschland am höchsten. Der Aral-Chef rechtfertigte zudem einen umstrittenen Test für ein neues Provisionsmodell: Danach bekommt der Pächter eine deutlich höhere Provision je Liter verkauftem Benzin, wenn er nach einer Preiserhöhung nicht gleich wieder eine Preissenkung beantragt, sondern den von der Aral-Zentrale heraufgesetzten Preis länger durchhält. "Das Modell wird im Durchschnitt nicht zu höheren Preisen führen. Wir haben es an 250 Stationen getestet und werden in Ruhe entscheiden, ob wir es einführen", sagte Brok. Heute verstehe doch kein Autofahrer mehr, warum Benzin an einem Tag bis zu zwölf Cent mehr oder weniger koste. "Die Preise sollen langsamer nach unten gehen, damit sie auch nicht wieder so schnell nach oben gehen müssen", beschrieb Brok die Pläne.

Zum Absatz des Biobenzins E10 sagte der Manager: "Die Unterstützung aus der Politik ist zwar sehr gering, aber zumindest kommt von den Automobilklubs nichts Negatives zu E10! ." Bei A ral tanke jeder fünfte Benzinkunden E10, die Tendenz sei steigend. Zugleich gab Brok bekannt, dass Aral in diesem Jahr 20 bis 30 Tankstellen an neuen Standorten eröffnen will - das sind die ersten Neubauten seit sechs Jahren.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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