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Bruttoinlandsprodukt: Ausführliche Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung im 1. Quartal 2024

Archivmeldung vom 24.05.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.05.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Statistisches Bundesamt
Statistisches Bundesamt

Foto: Martin Kraft / Eigenes Werk
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 1. Quartal 2024 gegenüber dem 4. Quartal 2023 - preis-, saison- und kalenderbereinigt - um 0,2 % gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, bestätigte sich damit das Ergebnis der Schnellmeldung vom 30. April 2024. "Nachdem das BIP zum Jahresende 2023 zurückgegangen war, startete die deutsche Wirtschaft mit einem positiven Vorzeichen ins Jahr 2024", sagt Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes.

Exporte und Investitionen stützen Wirtschaftsleistung - Konsumausgaben gesunken

Trotz nachlassender Inflation blieb eine Erholung der privaten Konsumausgaben im 1. Quartal 2024 aus. Diese sanken preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,4 % im Vergleich zum Vorquartal, da unter anderem die Konsumausgaben für Nahrungsmittel und Bekleidung zurückgingen. Auch die staatlichen Konsumausgaben waren um 0,4 % niedriger als im Vorquartal.

Dagegen wurde mehr investiert als im 4. Quartal 2023: Nach einer schwachen zweiten Jahreshälfte 2023 stiegen die Bauinvestitionen im 1. Quartal 2024 preis-, saison- und kalenderbereinigt deutlich um 2,7 %. In Ausrüstungen - also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge - wurde dagegen etwas weniger investiert (-0,2 %). Insgesamt erhöhten sich die Bruttoanlageninvestitionen zum Jahresbeginn um 1,2 % gegenüber dem Vorquartal.

Auch vom Außenhandel kamen positive Impulse: Im Vergleich zum 4. Quartal 2023 wurden im 1. Quartal 2024 preis-, saison- und kalenderbereinigt insgesamt 1,1 % mehr Waren und Dienstleistungen exportiert. Dafür sorgten vor allem mehr Warenexporte (+2,1 %), während weniger Dienstleistungen exportiert wurden als im Vorquartal (-2,9 %). Die Importe wuchsen mit +0,6 % zum Vorquartal weniger stark. Wie bei den Exporten nahmen die Importe von Waren zu (+2,1 %), wohingegen die Importe von Dienstleistungen zurückgingen (-3,7 %).

Bruttowertschöpfung in der Industrie moderat und im Baugewerbe deutlich gestiegen

Die preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttowertschöpfung nahm im 1. Quartal 2024 insgesamt um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal zu. Den deutlichsten Zuwachs verzeichnete das Baugewerbe mit 2,5 %, was hauptsächlich auf günstigere Witterungsbedingungen als im Schlussquartal 2023 zurückzuführen war. Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes steigerte sich vor allem die Produktion von Vorleistungsgütern, insbesondere in den energieintensiven Branchen. Demgegenüber wurden weniger Investitionsgüter produziert, etwa im Maschinenbau und bei der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen. Im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt zeigte sich preis-, saison- und kalenderbereinigt im 1. Quartal 2024 ein leichter Zuwachs von 0,2 % zum Vorquartal. Im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe stieg die Bruttowertschöpfung im 1. Quartal 2024 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,4 %, nachdem sie zum Jahresende 2023 noch deutlich gesunken war.

Bruttoinlandsprodukt im Vorjahresvergleich im Minus

Im Vorjahresvergleich war das BIP im 1. Quartal 2024 preisbereinigt um 0,9 % niedriger als im 1. Quartal 2023. Preis- und kalenderbereinigt fiel der Rückgang geringer aus (-0,2 %), da trotz des Schaltjahrs 1,6 Arbeitstage weniger zur Verfügung standen als im Vorjahreszeitraum. Dies resultiert vor allem aus den frühen Osterfeiertagen, die im Gegensatz zum Vorjahr teilweise im 1. Quartal lagen.

Investitionen deutlich im Minus - positive Impulse vom Staatskonsum

Anders als im Vorquartalsvergleich wurde im 1. Quartal 2024 im Vorjahresvergleich deutlich weniger investiert. Die Ausrüstungsinvestitionen gingen preisbereinigt um 4,4 % gegenüber dem 1. Quartal 2023 zurück, die Bauinvestitionen um 2,1 %. Einen Anstieg zum Vorjahresquartal verzeichneten dagegen die Konsumausgaben insgesamt, die preisbereinigt um 0,5 % zunahmen. Während die privaten Konsumausgaben zum Vorjahreszeitraum stagnierten (0,0 %), legte der Staatskonsum um 1,5 % zu.

Der Handel mit dem Ausland nahm im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich ab: Im 1. Quartal 2024 wurden preisbereinigt 2,8 % weniger Waren und Dienstleistungen ins Ausland exportiert als ein Jahr zuvor. Neben sinkenden Warenexporten (-2,2 %), die von Rückgängen bei chemischen Erzeugnissen, elektrischen Ausrüstungen und Metallen getrieben wurden, entwickelten sich auch die Dienstleistungsexporte (-5,4 %) merklich negativ. Dies war unter anderem auf gesunkene Einnahmen aus Transportleistungen zurückzuführen.

Die Importe insgesamt nahmen im selben Zeitraum mit preisbereinigt -3,8 % noch stärker ab als die Exporte. Vor allem die Einfuhren von Waren sanken mit -4,5 % deutlich, bedingt durch niedrigere Importe vor allem von chemischen Erzeugnissen, elektrischen Ausrüstungen und Metallen. Die Dienstleistungsimporte gingen im Vergleich zum Vorjahresquartal preisbereinigt um 1,2 % zurück, was sich wie bei den Exporten ebenfalls mit gesunkenen Transportleistungen begründen lässt.

Verarbeitendes Gewerbe im Vorjahresvergleich deutlich im Minus, Dienstleistungsbereiche senden positive Signale

Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung ging im 1. Quartal 2024 insgesamt um 0,9 % im Vergleich zum Vorjahresquartal zurück. Dabei verlief die Entwicklung im Produzierenden Gewerbe und in den Dienstleistungsbereichen unterschiedlich: Mit -4,7 % sank die Wirtschaftsleistung im Verarbeitenden Gewerbe mit am stärksten gegenüber dem 1. Quartal 2023. Dabei nahm die Wertschöpfung insbesondere bei der Herstellung von Kraftwagen, Kraftwagenteilen und Metallerzeugnissen sowie im Maschinenbau ab. Im Baugewerbe war die Bruttowertschöpfung preisbereinigt um 0,9 % niedriger als im Vorjahr, hauptsächlich bedingt durch die schwache Entwicklung im Hochbau. Zu Jahresbeginn konnten dagegen fast alle Dienstleistungsbereiche ihre Bruttowertschöpfung im Vergleich zum Vorjahr erhöhen: Während die Wirtschaftsleistung in den Bereichen Information und Kommunikation (+1,9 %) und Sonstige Dienstleister (+1,7 %) besonders deutlich zulegte, nahm sie lediglich in den Bereichen Handel, Verkehr, Gastgewerbe (-0,5 %) sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (-1,2 %) ab.

Leichter Anstieg der Erwerbstätigkeit

Die Wirtschaftsleistung wurde im 1. Quartal 2024 von rund 45,8 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Das waren 129 000 Personen oder 0,3 % mehr als ein Jahr zuvor (siehe Pressemitteilung Nr. 171/24 vom 30. April 2024).

Im Durchschnitt wurden je Erwerbstätigen weniger Arbeitsstunden geleistet als im 1. Quartal 2023 (-0,8 %). Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen - also das Produkt aus der gestiegenen Erwerbstätigenzahl und den geringfügig verringerten geleisteten Stunden je erwerbstätiger Person - sank im gleichen Zeitraum um 0,6 %. Das ergaben vorläufige Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit.

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität - gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde - nahm gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,4 % ab. Je Erwerbstätigen gerechnet war sie um 1,2 % niedriger als vor einem Jahr.

Einkommen stiegen stärker als nominaler Konsum, Sparquote höher als im Vorjahr

In jeweiligen Preisen gerechnet war das BIP im 1. Quartal 2024 um 3,6 % und das Bruttonationaleinkommen um 3,1 % höher als ein Jahr zuvor. Das Volkseinkommen war um 2,2 % höher als im 1. Quartal 2023. Dabei stieg nach vorläufigen Berechnungen das Arbeitnehmerentgelt um 6,2 %, während die Unternehmens- und Vermögenseinkommen um 5,7 % abnahmen. Die durchschnittlichen Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer verzeichneten im 1. Quartal 2024 ein Plus von 6,1 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Netto fiel die Zunahme mit +7,1 % noch etwas deutlicher aus, wozu vor allem Zahlungen von steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämien beitrugen. Die Bruttolöhne und -gehälter insgesamt waren um 6,5 % höher als im Jahr zuvor, da sich auch die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erneut erhöhte.

Die Zuwachsrate zum Vorjahresquartal bei den privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen schwächte sich auch zum Jahresbeginn weiter ab, im 1. Quartal 2024 lag sie noch bei +2,9 % (4. Quartal 2023: +4,0 %). Da das verfügbare Einkommen mit +4,8 % im Vorjahresvergleich stärker anstieg, lag die Sparquote mit 14,9 % über dem Vorjahreswert von 13,4 %. Höher war die Sparquote zuletzt im 2. Quartal 2021 gewesen.

Die deutsche Wirtschaft im internationalen Vergleich

Zum Jahresbeginn lag die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands im internationalen Vergleich leicht unterhalb des europäischen Durchschnitts: In der Europäischen Union (EU) insgesamt legte die Wirtschaftsleistung im 1. Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 % zu. In den anderen großen Mitgliedstaaten der EU stieg das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP in Spanien mit +0,7 % am stärksten, in Frankreich (+0,2 %) und in Italien (+0,3 %) in ähnlichem Maße wie in Deutschland (+0,2 %). In den Vereinigten Staaten (USA) war die wirtschaftliche Entwicklung mit +0,4 % zum Vorquartal etwas besser als in der EU insgesamt. Im Vorjahresvergleich lag das deutsche BIP mit -0,2 % deutlich unterhalb des europäischen BIP mit +0,4 %.

Revision der bisherigen Ergebnisse

Neben den Ergebnissen für das 1. Quartal 2024 hat das Statistische Bundesamt auch alle vier Quartale und das Jahr 2023 überarbeitet. Im Vergleich zur Schnellmeldung vom 30. April 2024 ergaben sich dabei für das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt insgesamt keine Änderungen der bisherigen Ergebnisse.

Methodische Hinweise:

In allen Meldungen zu Konjunkturindikatoren sind die unterschiedlichen Vergleichszeiträume zu beachten. Im Fokus der Konjunkturbeobachtung steht der Vergleich der saison- und kalenderbereinigten Werte zum Vormonat/Vorquartal. Hieraus lässt sich die kurzfristige konjunkturelle Entwicklung ablesen. Der Vorjahresvergleich dient einem längerfristigen Niveauvergleich und ist von saisonalen Schwankungen weitgehend unabhängig.

Quelle: Statistisches Bundesamt (ots)

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