Inflation erreicht in der EU Rekordniveau – Wie sich Anleger davor schützen können
Archivmeldung vom 03.09.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakDie jährliche Inflationsrate in den EU-Ländern kletterte im Juli auf das Rekordniveau von 4,4%. Sie lag damit mehr als doppelt so hoch wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch in der Eurozone lag die Inflation mit 4,0% im Juli so hoch wie noch nie. Damit hat sich die Geldentwertung noch einmal beschleunigt. Anleger haben jedoch die Möglichkeit, sich mit entsprechenden Finanzprodukten davor zu schützen.
Für die niedrigsten jährlichen Raten sorgten wieder einmal die Niederländer (3,0%), gefolgt von Portugal (3,1%) und Deutschland (3,5%), während Lettland (16,5%), Bulgarien (14,4%) und Litauen (12,4%) die höchsten jährlichen Steigerungsraten zu verzeichnen hatten.
Damit sind die Inflationsraten weiterhin deutlich höher als von der Europäischen Zentralbank gewünscht, denn die Frankfurter Währungshüter streben eigentlich Preissteigerungen von maximal zwei Prozent in der Eurozone an. Doch der EZB scheinen derzeit die Hände gebunden, um den Hauptpreistreibern der Inflation entgegenzuwirken. Sie müsste die Zinsen deutlich erhöhen, was sich aber angesichts des immer noch starken Euro eigentlich verbietet. Zudem hinkt das Wirtschaftswachstum in Europa immer noch dem der USA hinterher.
Selbst die deutlichen Preisrückgänge bei zahlreichen Rohstoffen und landwirtschaftlichen Produkten im Juli konnten an der hohen jährlichen Inflation nicht viel ändern. Auf Monatsbasis ist die Inflation in der EU zwar um 0,1 Prozentpunkte im Juli gesunken – ob sich damit aber die Geldentwertung verlangsamt, ist noch nicht zu beantworten. So erwartet die EZB auf längere Sicht weiterhin hohe Inflationsraten in der EU und warnt vor einer Lohn-Preis-Spirale. Auf mittlere Sicht bestehen laut EZB weiterhin Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität.
Zudem dürfte der Rohstoffhunger von Staaten wie China oder Indien auch zukünftig ungebrochen bleiben, während das Angebot bei Rohstoffen begrenzt ist. Gute Gründe sprechen also dafür, dass sich der derzeitige Rohstoffzyklus langfristig weiter fortsetzen wird und somit als ein Inflationstreiber wirkt.
Wie schützt man sein Geld vor der Inflation?
Anleger stellt die hohe Inflation vor ein Dilemma, weil steigende Preise sowohl für die Anleihe- als auch die Aktienmärkte Gift sind. Zudem kann es zu Verlusten bei der Geldanlage kommen. So können selbst höher verzinste Festgelder und Tagesgeldkonten an Wert verlieren: Während der Nominalzins durchaus attraktiv erscheint, führt Inflation häufig zu einem deutlich niedrigeren und zum Teil auch negativen Realzins (der Realzins errechnet sich aus dem Nominalzins der Anleihe minus der Inflationsrate). Zahlreiche Emittenten haben das Problem erkannt und so genannte „Inflationsanleihen“ auf den Markt gebracht, die an die Inflationsentwicklung gekoppelt sind. Sie bieten bei steigenden Preisen höhere Renditen und sichern durch den Inflationsausgleich die reale Verzinsung.
Damit scheinen die Emittenten den Nerv der Zeit getroffen zu haben, denn das Interesse daran ist mittlerweile deutlich gestiegen. Ein Grund für den Erfolg dürften die hohen jährlichen Kupons sein. Zudem gibt es bei vielen Anleihen am Laufzeitende das investierte Kapital zurück.
Als Gradmesser für die Inflationsentwicklung verwenden viele Anleihen den Harmonisierten EU-Verbraucherpreisindex (HVPI) ohne Tabakwaren. Er misst die jährliche relative Entwicklung der Inflationsrate in der EU und hat parallel zur Preisentwicklung in der Eurozone in den letzten zwölf Monaten deutlich zugelegt. Im Juli 2008 notierte er bei 108,7 Punkten.
Bei der Konstruktion der Anleihen gibt es jedoch von Emittent zu Emittent große Unterschiede. So gibt es Anleihen, die über die gesamte Laufzeit eine Basisverzinsung auszahlen, andere zahlen diese nur am Anfang oder am Ende der Laufzeit aus und wenige zahlen gar keine Basisverzinsung. Zudem gibt es Konstruktionen, bei denen der Anleger ausschließlich 1:1 an der Wertentwicklung des HVPI partizipiert, andere wiederum sehen eine Hebelwirkung vor.
Einen echten Inflationsschutz inklusive Vermögenszuwachs bieten aber nur diejenigen Anleihen, die, neben einer Partizipation am HVPI-Index, jedes Jahr eine Basisverzinsung oder Mindestkupon zahlen. Dazu gehören beispielsweise die Realzinsanleihen der WestLB. Sie zahlen neben einer attraktiven jährlichen Basisverzinsung einen 100%-igen Inflationsausgleich durch Partizipation am HVPI-Index. Somit sichern sie die reale Verzinsung, was andere Finanzprodukte wie Tages- oder Festgelder nicht bieten.
Anleger sollten jedoch beachten, dass sich der Kapitalschutz stets nur auf die Fälligkeit bezieht. Kursverluste der Anleihen während der Laufzeit sind nicht auszuschließen. Zudem orientiert sich der Kurs der Anleihen während der Laufzeit am aktuellen Zinsniveau und an der aktuellen sowie erwarteten zukünftigen Entwicklung des zugrunde liegenden Basiswerts.