Eon plant trotz jüngster Störfälle neue Atomkraftwerke
Archivmeldung vom 18.07.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlEon-Vorstandschef Wulf Bernotat hat den Kraftwerksbetreiber Vattenfall für Informationspolitik und Krisenmanagement nach den Störfällen in Krümmel und Brunsbüttel kritisiert. In einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern sagte Bernotat, die Vorfälle seien "sehr ärgerlich, weil sie ein generell falsches Licht auf die Kernkraft werfen". Wahrscheinlich hätte es nicht so weit kommen müssen. Eon ist Miteigentümer der beiden Kraftwerke, die von Vattenfall betrieben werden.
Der Eon-Chef forderte: "Alles muss jetzt lückenlos aufgeklärt werden." Der Düsseldorfer Konzern sei dazu mit Vattenfall in "sehr intensiven" und "auch sehr ernsten Gesprächen". Nach allem, was Eon bisher wisse, habe aber zu keiner Zeit ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko bestanden. Bei der Informationspolitik sieht Bernotat aber "durchaus Verbesserungsbedarf". Eon rate "dringend zu schneller, klarer und offener Kommunikation". Bernotat schloss nicht aus, die Kraftwerke Krümmel und Brunsbüttel ganz von Vattenfall zu übernehmen. Zu dem Thema sagte er lediglich: "Die Frage stellt sich derzeit nicht." Ob die personellen Konsequenzen ausreichen, wollte der Eon-Chef nicht bewerten: "Das kann nur Vattenfall beantworten."
Bernotat warb trotz der jüngsten Störfälle erneut für eine Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke: "Kernkraft ist CO2-frei." Mit ihr könne man die Zeit überbrücken, bis die regenerativen Energien wirtschaftlich seien und es nur noch klimafreundlichere Kohlekraftwerke gebe. In den USA oder Schweden könnten Kraftwerke 60 Jahre laufen, in Deutschland dagegen solle nach 32 Jahren Schluss sein: "Das ist weltweit einmalig." Dabei seien die Sicherheitsstandards hierzulande am höchsten. Auch die Frage der Endlagerung könne schnell gelöst werden: "Der Ausbau von Gorleben könnte morgen beginnen, aber die Politik tut sich da schwer."
Eon bereitet dem Vorstandschef zufolge den Neubau von Atomkraftwerken vor - zunächst im Ausland. In England überlege der Stromkonzern, alte Kraftwerke durch neue zu ersetzen. Nach internen Berechnungen könnte ein neuer Meiler 2017 ans Netz gehen. Bernotat sagte außerdem: "Wir prüfen konkret auch ein weiteres Projekt in Finnland." In Deutschland setzt der Stromkonzern auf einen Meinungswandel zur Atomkraft. Bernotat verwies auf eine Umfrage, nach der 48 Prozent der Deutschen für Kernenergie seien. Bernotat wörtlich: "Wenn die Akzeptanz weiter steigen würde, könnte man sicher darüber nachdenken, auch neue Kraftwerke zu bauen."
Scharfe Angriffe richtete der Eon-Chef gegen die Energiepolitik der Bundesregierung, die einen "Einstieg in eine ökologische Planwirtschaft" vorhabe. Indirekt warf Bernotat Bundeskanzlerin Merkel Unredlichkeit vor. Die Kanzlerin habe auf dem Energiegipfel angekündigt, dass die Bürger künftig von ihren verfügbaren Einkommen mehr für Energie und weniger für Urlaubsreisen ausgeben müssten. "Das sollte man dann aber bitte auch öffentlich sagen." Es wäre redlich, "wenn die Regierung den Bürgern endlich laut und deutlich sagt, welche Anstrengungen und Kosten auf sie zukommen."
Außerdem forderte der Eon-Chef, die Mittel zur CO2-Reduktion umzuschichten: "Wir sollten stärker darüber nachdenken, wie wir zum Beispiel China helfen, alte Dreckschleudern durch moderne Kraftwerke zu ersetzen, und dafür vielleicht einen Teil der Subventionen verwenden, die wir in den Ausbau der Solarenergie stecken." Auf diese Weise könne dreimal mehr und schneller CO2 eingespart werden.
Quelle: Pressemitteilung stern