Insolvenzverfahren der deutschen Petroplus-Gesellschaften vor dem Abschluss
Archivmeldung vom 12.02.2020
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Insolvenzverfahren der drei deutschen Petroplus-Gesellschaften werden mit einem sehr positiven, weit überdurchschnittlichen Ergebnis für die Gläubiger zu Ende gehen. Wie Insolvenzverwalter Dr. Michael Jaffé heute mitteilen konnte, werden die Befriedigungsquoten in allen drei Verfahren weit über 90 Prozent liegen und in einem Fall sogar die 100 Prozent überschreiten. Zum Vergleich: Der Durchschnitt bei Unternehmensinsolvenzen in Deutschland liegt zwischen 2 und 5 Prozent.
In den Verfahren über das Vermögen der seit Januar 2012 insolventen Petroplus Bayern GmbH (PB), der Petroplus Deutschland GmbH (PDG) sowie der Petroplus Raffinerie Ingolstadt GmbH (PRI) stehen jetzt die Schussverteilungen an bzw. sind bereits erfolgt.
Im Insolvenzverfahren der Petroplus Bayern GmbH, die für Petroplus das Endkundengeschäft mit Mineralölprodukten in Bayern betrieben hatte, erhielten die insgesamt 365 Gläubiger, davon 237 ehemalige Wärmeabo-Kunden, bislang rund 16,7 Mio. Euro auf ihre festgestellten Forderungen ausgezahlt. Das entspricht bereits einer Quote von über 90 Prozent. Weitere Auszahlungen werden in Kürze erfolgen, so dass die Quote noch weiter steigen wird.
Im Insolvenzverfahren der Petroplus Deutschland GmbH, die vor der Insolvenz für den Handel und den Vertrieb der in Ingolstadt raffinierten Mineralölprodukte an Geschäftskunden in Deutschland zuständig war, werden einschließlich der nächsten, für das 1. Quartal 2020 geplanten Zahlung dann rund 476 Millionen Euro an rund 130 Gläubiger verteilt sein. Dies entspricht einer Quote von über 96 Prozent, wobei erwartet wird, dass bei Verfahrensabschluss in Folge weiterer Zahlungen nahezu eine Vollbefriedigung erreicht werden kann.
Noch besser fällt das Ergebnis für die insgesamt rund 740 Gläubiger im Insolvenzverfahren der Petroplus Raffinerie Ingolstadt GmbH aus, in der Mehrzahl aktuelle und ehemalige Arbeitnehmer der Raffinerie in Kösching. Hier werden einschließlich der nächsten, voraussichtlich im März 2020 stattfindenden Auszahlung insgesamt rund 56 Millionen Euro an die Gläubiger verteilt sein. Damit werden alle Insolvenzforderungen in voller Höhe erfüllt, auch die sogenannten Nachrangforderungen. Das bedeutet unter anderem, dass die Arbeitnehmer auch Zinsen auf ihre angemeldeten Forderungen erhalten.
Abgesehen von diesen außergewöhnlich hohen Befriedigungsquoten für die Gläubiger, fällt die Bilanz der Insolvenzverfahren insgesamt sehr positiv aus: Bereits im August 2012 war es dem Insolvenzverwalter der ehemaligen deutschen Petroplus-Tochtergesellschaften gelungen, die Geschäftsbetriebe an ein global tätiges Rohstoffunternehmen zu veräußern.
"Dieses Ergebnis war alles andere als selbstverständlich, wenn man sich die schwierige und verfahrene Ausgangslage vor Augen führt, bei der zu Beginn des Verfahrens nicht einmal Liquidität für eine Fortführung des Raffineriebetriebs vorhanden war. Alle Konten waren vollständig leergeräumt", so Dr. Jaffé. Schließlich konnten nicht nur alle rund 350 Arbeitsplätze erhalten, sondern letztlich auch ein Milliardenschaden für die bayerische Wirtschaft vermieden werden, den ein dauerhafter Ausfall der Raffinerie aufgrund von Preissteigerungen und Entsorgungskosten mit sich gebracht hätte.
Die Petroplus-Gruppe, mit einem Umsatz von rund 20 Mrd. US-Dollar ehemals Europas größter unabhängiger Raffineriebetreiber, hatte Ende Januar 2012 Insolvenz anmelden müssen. In der unmittelbaren Folge löste sich die auf Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die Schweiz verteilte, komplexe Konzernstruktur der Petroplus-Gruppe durch die in den einzelnen Ländern eingeleiteten, voneinander unabhängigen Insolvenzverfahren auf, wobei in der Folge nur zwei weitere verbleibende Raffinerien gerettet werden konnten. Die deutschen Petroplus-Gesellschaften hatten im Rahmen der Konzernfinanzierung mit einem Kreditvolumen von bis zu 2 Mrd. US-Dollar Sicherheiten in erheblichem Umfang gestellt.
Erst eine über mehrere Jahre hinweg verhandelte Vergleichsvereinbarung zwischen dem Insolvenzverwalter Dr. Michael Jaffé, einer Vielzahl von weiteren Gesellschaften europaweit und den ehemals konzernfinanzierenden Banken, in Folge derer unter anderem die vor der Insolvenz abgebuchten Gelder wieder erstattet wurden, machte den Weg frei für die außergewöhnlich hohe Befriedigungsquote für die Gläubiger. "Die Zielstrebigkeit und Geduld, mit der wir die Gelder der Gläubiger zurückgeholt haben, hat sich angesichts der nunmehr erreichten Quoten mehr als gelohnt. Dieses Ergebnis ist umso erfreulicher, als die Arbeitnehmer nicht nur keine finanziellen Ausfälle erleiden, sondern auch alle ihre Arbeitsplätze behalten konnten", so Dr. Jaffé in seiner Schlussbilanz.
Quelle: EQS Group AG