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US-Ölbarone zittern vor einem Vogel

Archivmeldung vom 24.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Das Beifußhuhn ist ein Pflanzenfresser und meidet den Menschen.Trotzdem haben mächtige Öl-Barone und Viehzüchter in den USA Angst vor dem Vogel: Wird er unter Artenschutz gestellt, müssen Gas- und Ölförderanlagen geschlossen werden. Und auch Viehzüchter droht Ungemach.

Verglichen mit den Raubtieren der Rocky Mountains wie Grizzlybären, Berglöwen und Wölfen ist das Beifußhuhn ganz harmlos: Es meidet den Menschen und ernährt sich meist von Pflanzen. Dennoch fürchten sowohl die mächtige Öl-Industrie als auch viele Viehzüchter im früheren Wilden Westen das unscheinbare Federtier. Denn wenn die Regierung in Washington das Huhn auf die Liste gefährdeter Tierarten setzt, was die US-Naturschutzbehörde derzeit prüft, müssten zahlreiche Gas- und Öl-Förderanlagen geschlossen und Viehweiden gesperrt werden.

Ölkonzerne holen die Job-Keule raus

"Wir müssten unsere Öl- und Gasgewinnung in den Rocky Mountains reduzieren und Mitarbeiter entlassen", warnte der Sprecher der US-Niederlassung des kanadischen Energiekonzerns EnCana, Paul Ulrich. Denn in den Bundesstaaten Wyoming und Colorado ist das Beifußhuhn (Centrocercus urophasianus) zu Hause. Würde es gesetzlich geschützt, müsste sich EnCana aus dem natürlichen Lebensraum der gräulich-weiß gefiederten "Sage Grouse" zurückziehen - drei Viertel von Wyoming würden nach Schätzungen der Wirtschaftslobbyisten dazuzählen.

Auch Viehzüchter zittern vor dem eher unauffälligen Tier: "Wenn die Behörden zugunsten des Huhns entscheiden, weiß ich nicht mehr, wo meine Schafe weiden sollen", klagt der stellvertretende Vorsitzende des Viehzucht-Verbandes von Wyoming, Jim Magagna. Seit Generationen lebe seine Familie von der Schafzucht; würde das Beifußhuhn geschützt, könne er den Bestand von 4000 Schafen nicht mehr halten.

Auch der Fleckenkauz sorgte schon für Wirbel

Es sei nicht das erste Mal, dass ein kleines Federtier im amerikanischen Westen erheblichen wirtschaftlichen Schaden anrichte, klagen Wirtschaftsvertreter der Region. Nachdem 1990 der Fleckenkauz, eine kleine Eule, zur bedrohten Art erklärt worden war, habe die Holzindustrie sich aus riesigen Waldgebieten in den Staaten Oregon, Washington und Kalifornien zurückziehen müssen; Sägewerke seien geschlossen und viele Mitarbeiter der Holzindustrie entlassen worden.

"Wenn das Beifußhuhn auf die Liste gesetzt wird, werden die Auswirkungen noch viel verheerender sein als im Fall des Fleckenkauzes", meinte Kathleen Jachowski, die für die US-Viehzüchter tätig ist. Sie glaubt, dass der Schutz des Huhns nicht nur den Farmern erhebliche wirtschaftliche Probleme bereiten, sondern auch das Abgaben- und Steueraufkommen deutlich senken werde.

Brutstätten werden nun besser geschützt

Viehzüchter, Landwirte und Energie-Manager sind nun fieberhaft auf der Suche nach einer Strategie, um den Eintrag des Huhns auf die Liste der gefährdeten Tiere zu verhindern. Eine erste Reaktion ist der Versuch, das Huhn mehr als bisher zu schützen. Vize-Verbandschef Magagna aus Wyoming beispielsweise lässt seine Schafherden nur noch im Abstand von mehreren Meilen von den bekannten Brutstätten grasen.

Schon 2005 hatte die US-Naturschutzbehörde untersucht, ob das Beifußhuhn auf die Liste gefährdeter Tierarten gesetzt werden sollte - mit negativem Ergebnis. Tierschützer erstritten dann vor Gericht eine neuerliche Prüfung, die nun "neue relevante Informationen" über den gefährdeten Lebensraum des Huhns zutage gefördert habe. Bis zum Sommer will die Behörde entscheiden, ob sie den Kongress in Washington auffordern, den Schutz des Beifußhuhns gesetzlich zu verankern.

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