IAB-Studie zur Rente mit 67: Mindestens 1,2 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze erforderlich
Archivmeldung vom 19.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Jahr 2030 werden wegen der Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre mindestens 1,2 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze benötigt. Der oft prognostizierte Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials wird sich erheblich verzögern, zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Unglücklich sei das Zusammentreffen zweier Effekte,
schreiben die Autoren der IAB-Studie: Aufgrund der schrittweisen Einführung
werde die Rente mit 67 im Jahr 2030 voll zum Tragen kommen. Zeitgleich wachse
aber auch die Zahl der hauptsächlich betroffenen 60- bis 66-Jährigen stark an.
Zusammen genommen ergebe das eine gewaltige Zunahme an älteren Arbeitskräften.
Je nach Reaktion der Betroffenen müssten zwischen 1,2 Millionen und rund drei
Millionen Jobs zusätzlich entstehen, damit die Arbeitslosigkeit nicht steige.
Sollten sämtliche Maßnahmen greifen, die einer Frühverrentung
entgegenwirken, könnten wegen der Rente mit 67 mehr als drei Millionen
zusätzliche Arbeitsplätze benötigt werden. Dieses zusätzliche Potenzial in
Beschäftigung zu bringen, wäre eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, so
das IAB. Gleichzeitig betonen die Nürnberger Arbeitsmarktforscher aber auch,
dass man aufgrund der demographischen Entwicklung langfristig kaum um eine
Anhebung des Rentenalters herumkomme. Ältere Fachkräfte würden für die Betriebe
zunehmend eine wichtige personelle Ressource darstellen.
Von zentraler
Bedeutung sei, die Beschäftigungsfähigkeit Älterer zu fördern. Mit höherem
Qualifikationsniveau steige der Verbleib im Erwerbsleben. Während zwei Drittel
der Hochschulabsolventen und mehr als die Hälfte der Meister und Techniker noch
im Alter von 60 bis 64 Jahren erwerbstätig sind, ist es bei den Personen ohne
Berufsabschluss nicht einmal jeder Vierte. Bei einer Rente mit 67 könnten damit
einerseits viele gut Qualifizierte zusätzlich zur Verfügung stehen. Andererseits
wäre auch mit einer größeren Zahl an Problemfällen zu rechnen. Ungelernte würden
schon heute die größten Arbeitsmarktrisiken tragen. Bereits mit 50 fänden viele
keine Arbeit mehr.
Die Einführung der Rente mit 67 müsse deshalb von
Maßnahmen zur Integration älterer Arbeitnehmer begleitet werden, schreiben die
Arbeitsmarktforscher in ihrer Studie. Dazu gehören Qualifizierungsmaßnahmen, die
auch von den Betrieben stärker mitgetragen werden sollten. Zudem dürfe die
Gesundheitsförderung und die Arbeitsplatzgestaltung nicht vergessen werden.
Die Beschäftigungsförderung Älterer reiche jedoch nicht aus. Insgesamt
müssten mehr Arbeitsplätze entstehen, damit das zusätzliche Potenzial an älteren
Arbeitskräften ohne Verdrängung Jüngerer unterkommt. Eine Politik für mehr
Beschäftigung werde somit noch einen längeren Atem haben müssen, so die
IAB-Studie.
Die IAB-Studie "Rente mit 67: Neue Herausforderungen für die Beschäftigungspolitik" steht im Internet unter http://doku.iab.de/kurzber/2006/kb1606.pdf.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.