Sie kommen, um wieder zu gehen
Archivmeldung vom 04.05.2016
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.05.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittÜber den Beruf des "Interim-Managers" gibt es viele Vorurteile. Sie seien erbarmungslose Sanierer, gescheiterte Existenzen oder Senioren, die nicht loslassen könnten Zutreffend ist keine dieser Bezeichnungen. Aber was charakterisiert den typischen Interim-Manager dann? Eine aktuelle Studie gibt Antworten über den Typus Manager Nomaden.
Eine gewisse Seniorität unter den Interim-Managern lässt sich nicht leugnen. Sie zeigt sich auch in den Ergebnissen einer Studie des Dienstleisters Kerkhoff Interim, an der 314 Interim-Manager teilnahmen. Ganze 92% von ihnen sind älter als 40 Jahre, 60% älter als 50 Jahre und immerhin noch 13% der Manager älter als 60 Jahre. Mit 90% ist der Großteil der Interim-Manager männlich. Auf die fehlende Ruhestands-Bereitschaft der Interim-Manager kann man deswegen aber nicht schließen: Ganz im Gegenteil - der Job eines Interim-Managers erfordert eine solche Seniorität. Die Manager kommen kurzfristig in ein Unternehmen, die ersten Ergebnisse werden innerhalb weniger Tage erwartet, und das meist in kritischen Situationen (z.B. Strategiewechsel, Restrukturierung oder Erschließung neuer Produktmärkte). Ausreichend Praxiserfahrung auf obersten Hierarchieebenen - unternehmens- und fachübergreifend - ist für die erfolgreiche Tätigkeit als Interim Manager daher zwingend. Denn der Interim-Manager ist gezwungen sofort besonnene Entscheidungen zu treffen. Eine Eingewöhnungsphase gibt es für den Interim-Manager nicht.
Die Interim-Manager sind erfahrene, gestandene Fach- und Führungskräfte, die sich bewusst für ein Leben in Selbstständigkeit entscheiden. Auch wenn sich die ersten Schritte in diese Richtung häufig zufällig ergeben. Nur 40% der befragten Interim-Manager gaben in der Umfrage der Kerkhoff Interim an, dass ein Wechsel in eine Festanstellung für sie vorstellbar ist. Für viele der Interim-Manager ist die selbstständige Tätigkeit fester Bestandteil eines Lifestyles. Sie schätzen die Unabhängigkeit, zeitliche Freiheit und Abwechslung, die diese Tätigkeit mit sich bringt. Die Unabhängigkeit ist der mit Abstand meistgenannte Grund für die Tätigkeit als Interim-Manager, ergab auch die Studie der Kerkhoff Interim. Eine Unabhängigkeit die im Gegenzug, eine enorme Mobilität der Manager verlangt.
Dafür locken die vermeintlich hohen Verdienstchancen zusätzlich: Tagessätze zwischen 1000EUR und 2500EUR sind keine Seltenheit. Was zunächst wie eine Unsumme klingt, relativiert sich aber schnell. Untersuchungen zum "Return-on-Interim-Management (RoIM)" zeigen, dass Interim Manager für ihre Auftraggeber im Minimum das Doppelte Ihres Honorars erwirtschaften. Insbesondere im Bereich Einkauf und Materialwirtschaft sind RoIM von 1.000 Prozent und mehr möglich. Der Interim-Manager wird nur bei Anwesenheit bezahlt, ein Anspruch auf bezahlten Urlaub oder Krankengeld existiert nicht.
Um als Interim-Manager langfristig erfolgreich zu sein, braucht es hervorragende Expertise(z.B Management-Skills oder besondere funktionale oder branchenspezifische Fähigkeiten). Ein ausgezeichnetes Netzwerk hilft bei der Akquisition des nächsten Auftrags. Da die Interim Manager intensiv in ihrem laufenden Mandat eingebunden sind, bleibt allerdings kaum Zeit für Selbstvermarktung und Akquisition eins Folgeauftrags. Als Folge daraus werden Kontakte zu relevanten Interim Management Providern gepflegt. Diese Agenturen sind Bindeglied zwischen den Interim Managern und den Auftraggebern und sorgen für interessante Projektanfragen und passende Projekte.
Ein dickes Fell und Durchhaltevermögen benötigt der Interim-Manager aber auch dann, wenn er für ein Mandat engagiert ist, denn im Unternehmen hat er nicht immer einen leichten Stand. Aufgrund der vorherrschenden Skepsis und Vorurteile, sind die Manager im Unternehmen häufig zunächst mit einer ablehnenden Haltung konfrontiert. Es scheint den meisten Unternehmenskulturen zu widersprechen, dass jemand Externes hilft, dirigiert und etwas schafft, an dem zuvor viele gescheitert sind. Doch es ist so: Von der Unverbundenheit profitiert das Unternehmen, denn der Manager agiert objektiv, zielorientiert und verfolgt zu keinem Zeitpunkt individuelle Ziele.
Wie beschreibt man also den typischen Interim-Manager? Als erfahrenen "Praxis-Experten auf Zeit", der mit seiner Erfahrung und Objektivität das Unternehmen bei den ersten Schritten in die richtige Richtung begleitet. An seiner Tätigkeit schätzt er neben der Abwechslung vor allem die Unabhängigkeit. Für diese bezahlt er mit einer gewissen Unsicherheit, etwas, dass sich alle Interim-Manager teilen. Letztlich charakterisiert man sie daher wohl am besten als eins: risikofreudig.
Quelle: Kerkhoff Group GmbH (ots)