Volksaktien schützen nicht vor Investoren-Einfluss
Archivmeldung vom 20.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Auch ein Verkauf der Deutschen Bahn AG mittels Volksaktien kann auf Dauer Großinvestoren und ihren Einfluss nicht verhindern", hat Stefan Diefenbach-Trommer vom Bündnis "Bahn für Alle" den Beschluss der SPD-Arbeitsgruppe zur Bahnprivatisierung kommentiert.
"An der SPD-Basis wird auch
dieser Vorschlag scheitern, denn zwölf Anträge zum
Bundesparteitag und acht Landesverbände sagen klar und
deutlich Nein zu jeder Bahnprivatisierung." Diefenbach-
Trommer verwies auch auf die Unterschriftensammlung
prominenter Sozialdemokraten gegen die Bahnprivatisierung.
Unterschrieben haben unter anderem vier
Bundestagsabgeordnete und ehemalige Minister.
"Jeder Verkauf von DB-Anteilen setzt das Unternehmen einem
Renditedruck aus, dessen Folgen Steichungen von
Fernverkehrsverbindungen, verteuerter Nahverkehr sowie
höhere Fahrpreisen sein werden", sagte Diefenbach-Trommer.
Aus den stimmrechtslosen Volksaktien könnten später normale
Aktien werden, so dass Aktienbesitzer oder Zweitkäufer
Einfluss auf die Unternehmenspolitik bekommen. Durch eine
Gesetzesänderung oder das Ausbleiben der garantierten
Dividende könne die Stimmrechtslosigkeit entfallen.
"Der Entwurf des Antrags des SPD-Vorstands betont zwar die
Verantwortung für den Nahverkehr, negiert aber die
Verpflichtung aus dem Grundgesetz, Schienenfernverkehr zum
Wohl der Allgemeinheit zu betreiben", kritisierte
Diefenbach-Trommer von "Bahn für Alle". Bereits in den
vergangenen Jahren habe die DB AG Fernverkehrsverbindungen
gestrichen, die dann auf Kosten des Nahverkehrs ersetzt
wurden.
"In ihrem Privatisierungswahn konzentriert sich die DB AG
auf Hochgeschwindigkeitsverkehr und hängt Städte jenseits
von Großstädten und ganze Regionen vom Fernverkehr ab",
sagte Diefenbach-Trommer. Eine an Rendite orientierte DB AG
werde lediglich profitable Verbindungen erhalten. "Für die
notwendigen Netzverbindungen müssten dann Länder, Kommunen
und auch der Bund zahlen und so letztlich Privatgewinne
füttern."
Geld für notwendige Investitionen in besseren Bahnverkehr
könnte auch über Staatsanleihen, Kredite oder
Staatsaufwendungen aufgebracht werden. "Mit relativ wenig
Geld könnte das gesamte Bahnsystem beschleunigt und
verbessert werden, doch in den vergangenen Jahren wurden
Milliarden fehlinvestiert für Hochgeschwindigkeitsstrecken,
die nur wenig Zeitgewinn bringen, und für Zukäufe im
Ausland", sagte Diefenbach-Trommer.
Offenbar habe die DB AG zu wenig Geld zurückgelegt, um ihr
rollendes Material zu ersetzen. Denn Verkehrsminister
Wolfgang Tiefensee (SPD) begründe die von ihm gewünschte
Privatisierung seit einigen Wochen damit, dass die DB AG
Geld für neue ICE und Flüsterwaggons brauche. "Noch vor
einigen Monaten sprach er davon, die DB AG brauche Geld, um
sich dem internationalen Wettbewerb zu stellen", wunderte
sich Diefenbach-Trommer über die neue Argumentation.
Quelle: Pressemitteilung "Bahn für alle"