Commerzbank: Börsenbericht für die Woche vom 14.04. bis 18.04.2008
Archivmeldung vom 14.04.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der letzten Woche setzten die internationalen Aktienmärkte ihre Achterbahnfahrt weiter fort. Belastungsfaktoren wie teures Öl, ein starker Euro und auch gemischte US-Konjunkturdaten gaben schließlich den Anlass, kurzfristig Gewinne zu realisieren. Im Wochenverlauf gab der Dax ca. 2,4% nach, europäische Standardwerte verloren 2,5%.
An der Wall Street belastete am vergangenen Freitag General Electric mit der Meldung, die Prognosen zu verfehlen, das Handelsgeschehen. So beendete der Dow Jones die letzte Woche mit einem Minus von 2,3%.
Sowohl am deutschen als auch am US-Rentenmarkt waren in der letzten Woche leichte Kursgewinne zu verzeichnen. Die Rendite von 10-jährigen Bundesanleihen sank im Wochenvergleich um 3 Basispunkte auf 3,92%. 10-jährige US-Staatsanleihen rentierten zum Handelsschluss am Freitag mit 3,46% gegenüber 3,47% eine Woche zuvor. Die Renditen in den kurzen und mittleren Laufzeitenbereichen sanken etwas stärker. Steigender Risikoappetit der Marktteilnehmer und Kursgewinne an den Aktienmärkten setzten die Rentenmärkte zum Wochenstart zunächst unter Druck. Im Wochenverlauf führten jedoch wieder schwächelnde Aktienmärkte und eine eher mäßig angelaufene Berichtssaison zu Kursgewinnen bei Staatsanleihen. Das am Freitag auf den tiefsten Stand seit der Rezession von 1981/82 eingebrochene Verbrauchervertrauen (Uni Michigan) führte nochmals zu deutlichen Kursgewinnen und half den Rentenmärkten, die Woche im Plus zu beenden. Auch wenn sie zu keinen erkennbaren Kursausschlägen führte, stand wieder einmal die Geldpolitik im Mittelpunkt des Marktinteresses. Die US-Notenbank veröffentlichte das Protokoll zur letzten Zinsentscheidung, dem zu entnehmen ist, dass die Fed nun deutlich pessimistischer für die Konjunktur ist als noch zu Jahresbeginn. Eine Stagnation oder Kontraktion der Wirtschaft im ersten Halbjahr wird nun als wahrscheinlich angesehen und eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte scheint nicht mehr als sicher zu gelten. Allerdings gab es nicht wie erhofft Informationen darüber, ob die Zentralbank das Ende des Zinssenkungsprozesses näher rücken sieht oder ob noch weitere deutliche Zinssenkungen bevorstehen. Im Euroraum stand die Leitzinsentscheidung auf der Agenda - erwartungsgemäß drehte die EZB nicht an der Zinsschraube und beließ den Leitzins unverändert bei 4%. EZB-Präsident Trichet machte deutlich, dass die Zentralbank an ihrem Kurs festhalten und auch bei sich abschwächender Konjunktur nicht zögern werde, die Inflationsgefahren abzuwehren. Mit einer Zinssenkung ist daher wohl erst zum Jahreswechsel zu rechnen. Auch in Japan und Großbritannien standen die Zinsentscheidungen auf der Agenda. In Japan wurde der Leitzins unverändert bei 0,5% belassen. Die Bank of England (BoE) senkte ihren Leitzins hingegen um 25 Basispunkte auf 5% und begründete den Schritt mit den von der Finanzmarktkrise ausgehenden Konjunkturrisiken. Wir rechnen damit, dass die BoE im Verlaufe des Sommers die Zinsen weiter senken wird.
Zum Wochenauftakt werden die US-Einzelhandelsumsätze in den Fokus der Marktteilnehmer rücken. Steigende Benzinpreise dürften die Umsätze zwar aufgebläht haben, sodass mit einem leichten Anstieg gegenüber dem Vormonat zu rechnen ist, doch sollten die Umsätze im Kern weiter stagniert haben. Die Inflationsdaten aus dem Euroraum und den USA dürften weiterhin einen erhöhten Inflationsdruck zeigen und vom US-Immobilienmarkt ist nichts Positives zu erwarten. Baubeginne und Baugenehmigungen werden sich im März auf tiefem Niveau stabilisiert haben. In Deutschland wird der ZEW-Index die meistbeachtetste Datenveröffentlichung sein. Zum dritten Mal in Folge sollten sich die Konjunkturerwartungen der befragten Finanzanalysten verbessert haben, dafür spricht vor allem die Erholung an den Aktienmärkten im vergangenen Monat. Dennoch: Der Index wird tief im negativen Bereich bleiben, d.h. eine deutliche Mehrheit der Befragten erwartet für die kommenden 6 Monate eine schlechtere Konjunkturentwicklung als im vergangenen Halbjahr. Die konträre Geldpolitik von Fed und EZB hat dazu geführt, dass US-Staatsanleihen in den letzten Wochen deutsche Staatsanleihen deutlich outperformt haben. Durch die bislang robuste Entwicklung der deutschen Wirtschaft bleibt der Druck auf die EZB, die Zinsen zu senken, recht gering. Die in der kommenden Woche anstehenden Daten werden bestätigen, dass ein Abgleiten der US-Wirtschaft in eine Rezession wahrscheinlicher wird und den US-Rentenmarkt stützen. Mit nennenswerten Kursgewinnen am europäischen Rentenmarkt ist allerdings nur zu rechnen, wenn die Daten aus den USA deutlich negativ überraschen und sich die Meinung am Markt wieder durchsetzt, dass sich die europäische Wirtschaft nicht deutlich von den USA abkoppeln kann.
Auf der Unternehmensseite startete Alcoa traditionell als erstes Unternehmen in die nun angelaufene Berichtssaison. In dieser Woche werden einige US-Banken wie Merrill Lynch und Citigroup über ihre Ergebnisse im Startquartal 2008 informieren. Der Konsensprognose zufolge dürften beide Unternehmen in die Verlustzone gerutscht sein.
Die Aktienmärkte sind inmitten eines Bodenbildungsprozesses. Unter Bewertungsge-sichtspunkten sind die Märkte nach unten weitestgehend abgesichert, ein nachhaltiges Abrutschen unter die Spanne von 6.200 bis 6.400 Punkte ist somit unwahrscheinlicher geworden. Ein nachhaltiger Aufwärtstrend sollte sich mit der gesamtwirtschaftlichen Erholung, die für das 2. Halbjahr 2008 erwartet wird, etablieren. Die Aktienmärkte dürften dies aber bereits im Vorfeld im Verlauf des 2. Quartals antizipieren. Hintergrund für die begründete Zuversicht ist auch die neue Qualität der Weltwirtschaft mit einer hohen Dynamik in den Schwellenländern, die ein klares Gegengewicht zu den USA bilden.
In der langfristigen Betrachtung überwiegen die Chancen einer Aktienanlage. Die Verarbeitung von Konjunkturszenarien erfolgte in den letzten Jahren immer schneller und in immer kürzeren Zeitabständen, weshalb es denkbar ist, dass die aktuelle Verarbeitung der schwächelnden US-Konjunktur nur wenige Monate Zeit in Anspruch nimmt. Wir empfehlen daher, den Aktienanteil in den Depots zu steigern. Privatanlegern wird die Aktie von MAN zum Kauf empfohlen.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Disclaimer
Für die Erstellung dieser Ausarbeitung ist das Geschäftsfeld Privat- und Geschäftskunden (ZPK) der Commerzbank AG verantwortlich. Die Commerzbank AG, Frankfurt am Main, unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Diese Ausarbeitung richtet sich ausschließlich an Personen mit Wohnsitz in Deutschland und dient ausschließlich Informationszwecken. Sie stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Die enthaltenen Informationen und Angaben wurden von dem Geschäftsfeld Privat- und Geschäftskunden (ZPK) der Commerzbank AG sorgfältig recherchiert und zu eigenen Zwecken verarbeitet. Diese Ausarbeitung ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Es besteht keine Garantie, dass etwaig aufgezeigte Zukunftsszenarien tatsächlich eintreten werden. Diese Ausarbeitung soll eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung oder Mitteilung hierüber ändern. Die in der Vergangenheit gezeigte Kursentwicklung von Finanzinstrumenten erlaubt keine verlässliche Aussage über deren zukünftigen Verlauf. Eine Gewähr für den zukünftigen Kurs, Wert oder Ertrag etwaig in dieser Publikation genannter Finanzinstrumente oder deren Emittenten kann daher nicht übernommen werden.
Quelle: Commerzbank AG