Bericht: Russland wieder zweitgrößter Gaslieferant der EU
Archivmeldung vom 02.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićRussland ist im zweiten Quartal 2024 nach Norwegen der zweitgrößte Gaslieferant der Europäischen Union gewesen. Das berichtet die "Welt" unter Berufung auf aktuelle Daten einer Brüsseler Beratungsfirma. Die USA wurden demnach auf Platz 3 verdrängt.
Den Daten zufolge schickten die Vereinigten Staaten im zweiten Quartal
dieses Jahres 12,27 Milliarden Kubikmeter verflüssigtes Erdgas (LNG) per
Tanker an Abnehmer in der EU. Russland lieferte mit rund 12,73
Milliarden Kubikmeter etwas mehr.
Moskau nutzte dabei drei
Lieferwege: Neben Tankerladungen mit verflüssigtem Erdgas kamen über den
weiterhin funktionierenden Ukraine-Transit 4,1 Milliarden Kubikmeter in
die Europäische Union. Zugenommen haben auch die Lieferungen über die
von Gazprom finanzierte Schwarzmeer-Pipeline "Turkstream", die im
Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum in etwa ein Drittel mehr
transportierte. Erdgas-Importe aus Russland sind von der Europäischen
Union wegen der hohen Abhängigkeit einzelner Mitgliedsstaaten nicht
sanktioniert.
"Dass die EU sehenden Auges zulässt, dass Russland
wieder Großexporteur von Gas nach Europa wird, ist ein Skandal", sagte
CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen der "Welt": "Die Europäer
unterstützen die Ukraine mit Milliarden und zahlen gleichzeitig
Milliarden in die Kriegskasse Putins - das ist weder verantwortlich,
noch rational, noch glaubwürdig."
Röttgen sprach sich für ein
EU-weites Importverbot von russischem Erdgas aus. "Die EU hätte schon
lange an einer Substitutionsstrategie arbeiten können", sagte Röttgen:
"Die Einnahmequellen trocken zu legen, die Putin für die Kriegsführung
braucht, ist ein wichtiger Schritt, um den Krieg zu beenden. Leider
erweist sich die Ampel-Regierung auch an dieser Stelle bisher als
Totalausfall."
Der energiepolitische Sprecher der
FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kruse, sieht die
EU-Kommissionspräsidentin in der Pflicht: "Ursula von der Leyen muss zur
Reduktion von russischem Gasimport eine wirksame europäische Strategie
liefern." Sein Vorschlag: "Um Putin und seine Kriegswut zu bekämpfen,
könnte die EU auch auf jeden Kubikmeter importiertes Russengas einen
festen Betrag für Hilfs- und Waffenlieferungen an die Ukraine leisten.
So würde Putin den Widerstand gegen seine barbarischen Angriffe selbst
bezahlen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur