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Studie: Versicherungswirtschaft trotzt der Krise - solange sie kurz ist

Archivmeldung vom 30.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die deutsche Versicherungsbranche ist vergleichsweise unbeschadet aus der Finanzkrise hervorgegangen. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Steria Mummert Consulting. Allerdings sehnen vor allem die Lebensversicherer ein baldiges Ende der Krise herbei.

Denn bleibt das Zinsniveau über mehrere Jahre hinweg niedrig, ist es nicht nur schwierig, eine attraktive Überschussbeteiligung für die Kunden und anteilig für die Aktionäre zu erwirtschaften. Auch die Erfüllung der Garantieverzinsung in der Lebensversicherung wird dann immer anspruchsvoller. Ein wichtiges Verkaufsargument droht damit schwächer zu werden. Denn seit der Finanzkrise hebt die Branche beim Vertrieb von Lebensversicherungen verstärkt den Sicherheitsaspekt dieser Geldanlage hervor.

"Das vergleichsweise gute Abschneiden der Versicherer in der Finanzkrise ist vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Unternehmen ihre Aktienengagements reduziert und Teile gegen Kursverluste abgesichert haben. Zudem schlägt sich kurzfristig das zurückgehende Neugeschäft spartenübergreifend nicht signifikant in den Geschäftsergebnissen der Unternehmen nieder", erläutert Oliver Thiel, Versicherungsexperte bei Steria Mummert Consulting. Diese positive Bilanz kann sich jedoch bei einer mehrjährigen wirtschaftlichen Stagnation ins Gegenteil verkehren - vor allem für die Lebensversicherer ist eine lang anhaltende Durststrecke auf dem Kapitalmarkt gefährlich. Denn allein für die Garantiezusagen im konventionellen Leben-Bestand müssen durchschnittliche Zinsen von 3,4 bis 3,5 Prozent erwirtschaftet werden.

Trotz dieses problematischen Szenarios ist die Branche jedoch gut gewappnet, wie sich auch in den kaum reduzierten Überschussdeklarationen für das Jahr 2009 erkennen lässt. "Der Großteil der Gesellschaften wird auch bei einer Niedrigzinsphase von zehn Jahren nicht existenziell bedroht sein, allerdings ist die dann lediglich auf Garantieniveau verzinste klassische Lebensversicherung faktisch nicht mehr verkaufbar", so Thiel. Derzeit liegt die Garantieverzinsung für Neuverträge bei 2,25 Prozent - ein Minus von 1,75 Prozentpunkten gegenüber dem Jahr 2000, Tendenz weiter fallend. Da Lebensversicherungsverträge meist über eine sehr lange Laufzeit verfügen, bewerten viele Kunden dieses Zinsniveau, trotz der niedrigen Inflation, als zu gering und meiden daher diese Anlageform. Zudem ist in Krisenzeiten die Bereitschaft, sich finanziell langfristig zu binden, geringer ausgeprägt.

Die Branche versucht Bedenken zu zerstreuen, indem sie das Produkt Lebensversicherung verstärkt als Sicherheitsprodukt positioniert und Absicherungs- und Steueraspekte in den Vordergrund stellt. Bereits kleine Rückgänge in den Überschussdeklarationen werden dann damit begründet, dass dem Kunden das Risiko abgenommen wird - insbesondere in unsicheren Zeiten könnte dieses Argument risikoscheue Anleger überzeugen.

Hintergrundinformationen Steria Mummert Consulting hat untersucht, welche Folgen sich aus der Finanzkrise für die deutsche Versicherungsbranche ergeben. Dazu wurde mit Hilfe eines Simulationsmodells analysiert, wie sich die fünf Hebel "Aktienkurse", "Zinsniveau", "Preisniveau", "Kundenverhalten" und "Immobilienpreise" auf die drei Assekuranzsparten Lebens-, Kranken- und Sachversicherung auswirken.

Quelle: Steria Mummert Consulting

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