Opel-Mutterkonzern hält an Antriebswende fest
Der Opel-Mutterkonzern Stellantis sieht keine Alternative zum batterieelektrischen Auto (BEV). "Wir glauben, dass die kurzfristigen Bedenken den Trend nicht ändern können", sagte der Europachef Jean-Philippe Imparato im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwochausgabe). Um die Probleme der Emissionen privater Autos zu lösen, seien Elektroautos die einzige Lösung.
Stellantis positioniert sich damit anders als jene, die wegen der
aktuellen Verwerfungen auf dem europäischen Automarkt die
Flottengrenzwerte und das für 2035 beschlossene Verbrenner-Aus zur
Disposition stellen. "Bislang sind die ab 2025 verschärften
Flottengrenzwerte unverändert Gesetz. Wenn irgendjemand auf einem
Brüsseler Korridor laut schimpft, heißt das noch lange nicht, dass sich
irgendeine Regel ändert", sagte Imparato weiter. "Wir bauen Autos, wie
sie die Regeln verlangen."
Im ersten Halbjahr des nächsten Jahres
müssten 20 Prozent aller Verkäufe BEV sein. Aktuell kommt Stellantis
auf zwölf Prozent. "Jeder Prozentpunkt, den wir in der EU unter dem Ziel
für den BEV-Anteil liegen, kostet uns schnell mehrere Hundert Millionen
Euro", sagte Imparato.
Der Europachef gibt an, dass Stellantis
die Vorgaben mit eigenen Mitteln erreichen kann. Das markiert einen
Unterschied zu Konkurrenten. "Manche sind weit entfernt davon, die
Vorgaben für 2025 einhalten zu können. Daher kämpfen sie für die
Abschaffung der Regeln", sagte Imparato.
Wenn sich die Grenzwerte
noch ändern sollten, sei man aber auch dafür gewappnet. Man könne die
Produktionspläne schnell an die Anforderungen des Marktes anpassen. Er
verweist dabei auf die konzerneigene "Multi Energy Platform", mit der
für einzelne Modelle die Antriebstechnik flexibel eingesetzt werden
könne.
Imparato will die Politik gleichwohl nicht aus ihrer
Verantwortung entlassen. "Es kann nicht sein, dass einerseits ein
Verkaufsanteil von 21 Prozent batterieelektrischer Fahrzeuge erwartet
wird, ohne dass es andererseits entsprechende Unterstützung für die
Errichtung von Ladestationen gibt", kritisierte er.
Zurückhaltender
äußert sich der Stellantis-Europachef über Kaufhilfen für E-Autos. "Wir
können auch ohne Umweltbonus leben", erklärte er. Imparato verhehlt
allerdings nicht, dass man in dieser unsicheren Marktlage Verbrenner
teurer machen muss, um mehr Geld für die Elektrifizierung zu haben. Der
Stellantis-Europachef erklärte, dass die Kooperation mit dem
chinesischen Hersteller Leapmotor seinem Konzern bei der Senkung der
Flottenemissionen helfe.
Negativ bewertete Imparato dagegen die
zusätzlichen Zölle, die die EU auf Autoeinfuhren aus China verhängt hat.
"Das wird nur die chinesische Invasion beschleunigen, weil diese
Hersteller dann bald in Europa produzieren werden", sagte er. "Damit
kann man nur ein paar Monate gewinnen." Auch wenn die Art und Weise
kritikwürdig sei, wie die Politik in Europa die Antriebswende verordnet
hat, seien höhere Zölle der falsche Weg.