Stefan Jochum: "Gute Investmentchancen in Lateinamerika"
Archivmeldung vom 13.08.2016
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Freigeschaltet durch André OttStefan Jochum, CEO von Santander Asset Management (SAM) Deutschland, äußerte sich im nachfolgendem Interview zu den Aktienmarktperspektiven Lateinamerikas.
Herr Jochum, die ganze Welt schaut derzeit nach Brasilien und erhofft sich von den Olympischen Spielen spannende Wettkämpfe und endlich mal wieder positive Nachrichten für das größte Land Lateinamerikas. Sind diese bald auch wieder außerhalb der Stadien zu erwarten?
Stefan Jochum: In der Tat fiel die mediale Berichterstattung über Brasilien in den vergangenen Monaten eher negativ aus. Politisch hat sich zuletzt aber vieles zum Besseren gewendet. Das Amtsenthebungsverfahren gegen Dilma Rousseff ist weit vorangeschritten, und der Interimspräsident Michel Temer hat damit begonnen, wichtige Veränderungen im Staatsapparat vorzunehmen.
Dazu zählt auch die Einsetzung eines Wirtschaftsausschusses unter der Leitung des neuen Finanzministers Henrique Meirelles. Der ehemalige CEO der Banco Central do Brasil gilt als starker Befürworter strikter Haushaltsdisziplin.
Wann werden sich die politischen Veränderungen in den Wirtschaftsdaten des Landes widerspiegeln?
Stefan Jochum: Das Vertrauen der Wirtschaft in die Regierung hat sich bereits verbessert. Dies signalisieren zumindest entsprechende Indikatoren. Bis die Veränderungen auch in "harten Zahlen" messbar sein werden, wird es allerdings noch etwas dauern. So fallen die Schätzungen für das diesjährige Wirtschaftswachstum mit -3,2% noch recht gedämpft aus. Für 2017 erwarten unsere Analysten vor Ort jedoch den Turnaround, verbunden mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,5%.
Wie sieht Ihr Ausblick für andere Länder der Region aus? Was sind die Favoriten der SAM?
Stefan Jochum: Aufgrund der ökonomischen Schwäche bieten sich in Lateinamerika bei niedriger Bewertung derzeit insgesamt gute Einstiegsmöglichkeiten. Dabei sind wir optimistisch, dass es mittelfristig zu einer Gewinnerholung kommen wird. Dies sollte die Neubewertung der lateinamerikanischen Aktienmärkte weiter vorantreiben. Für Langfristinvestoren scheinen Länder mit hoher Gewinndynamik, wie etwa Brasilien, Mexiko und möglicherweise auch Argentinien, besonders attraktiv zu sein. Untergewichtet sind wir derzeit dagegen in Chile und Kolumbien.
Belasten dürften aber weiterhin die relativ niedrigen Rohstoffpreise?
Stefan Jochum: Aufgrund des Rohstoffreichtums spielt die Entwicklung der Commodity-Preise für die südamerikanischen Volkswirtschaften natürlich eine große Rolle. Schon allein die Stabilisierung bzw. leichte Erholung in den vergangenen Monaten hat sich hier positiv auf die Aktienmärkte ausgewirkt. Dabei sollten Angebot und Nachfrage ihr Gleichgewicht inzwischen weitestgehend gefunden haben.
Welche Gesellschaften stehen besonders in Ihrem Fokus?
Stefan Jochum: Interessant sind u.a. zyklische Industriewerte. Ihre durchschnittliche Bewertung ist attraktiv, und der Sektor wird von einem Wirtschaftsaufschwung überproportional stark profitieren. Bei der Auswahl einzelner Unternehmen sollte unbedingt auf einen effizienten Kapitaleinsatz in der Vergangenheit, steigende Aktienerträge im Zeitablauf und eine gute Corporate Governance geachtet werden.
Von Deutschland aus sind diese Faktoren aber kaum zu beurteilen?
Stefan Jochum: Das ist richtig. Als größter internationaler Asset Manager in der Region sind wir deshalb auch mit über 70 Investmentspezialisten, die unsere Portfolio-Manager beraten und unterstützen, vor Ort präsent. Andernfalls wäre es auch gar nicht möglich, ein Anlagevolumen von über 66 Mrd. Euro (Stand Juni 2016) an den Kapitalmärkten Lateinamerikas effizient und gewinnbringend zu investieren.
Quelle: Santander Asset Management Deutschland (ots)