EthikBank: Klaus Euler in den Fängen von Gruner+Jahr?
Archivmeldung vom 13.08.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLässt sich ausgerechnet der sonst so vorsichtige Direktor der EthikBank Eisenberg in Thüringen, Klaus Euler (47), von der selbsternannten Anlegerschützerin Renate Daum aus dem bekannten Hamburger Verlagshaus Gruner+Jahr (Börse-Online, Financial Times Deutschland, Capital, Impulse) wie in einem Wirtschaftskrimi instrumentalisieren?
Als Belohnung für Eulers Naivität könnte man die Auszeichnung der EthikBank als zweitbeste "Bank des Jahres 2011" von Börse Online im Juni 2011 ansehen, obwohl diese nur auf einer Meinungsumfrage unter den eigenen Lesern von Börse Online und Zuschauern des RTL-Senders n-tv beruht.
Eigenartigerweise zeigt Euler in dieser Sache keinerlei Transparenz und klärt seine Bankkunden auf seiner Internetseite nicht darüber auf, dass die Umfrage überhaupt nicht repräsentativ war. Im Gegenteil: Euler feiert diese Börse Online-Leserwahl als den letzten "wichtigen Meilenstein" in der neunjährigen Geschichte seiner Bank.
Bei so viel trauter Einigkeit zwischen Gruner+Jahr und der EthikBank schien nun offensichtlich die Stunde von Renate Daum gekommen sein, um einen Keil zwischen der EthikBank und ihrem ärgsten Konkurrenten im Internet, dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net, zu treiben.
Schon seit einem Jahr schießt Daum in mehreren Artikeln gegen GoMoPa.net und behauptet, GoMoPa.net sei ein unseriöser Anlegerschützer, weil der Nachrichtendienst sich auch für die Beschaffung von Informationen bezahlen ließe. Daum hingegen, betreibe mit dem 2007 gegründeten Anlegerportal Graumarktinfo (ein Ableger von Börse Online) ein unabhängiges Anlegerschutzportal, das einzige, hinter dem ein seriöser Verlag stünde.
Convent GoMoPa.net stellte in einem Grundsatz-Artikel "Gruner+Jahr: Der andere Anlegerschutz der Renate Daum" am 27. September 2010 klar, dass GoMoPa.net mit einem Anlegerschutz wie dem von Renate Daum nichts gemein hat: Der die Anleger oft viel zu spät aufklärt und von einem Verlag finanziert wird, der auch Werbung von dubiosen Anbietern schaltet.
GoMoPa.net dagegen ist ein Frühwarndienst, der vom Verkauf seiner recherchierten Informationen lebt. Graumarktinfo kann man im Internet kostenlos lesen. GoMoPa.net nur gegen Bezahlung.
Das scheint für den Gruner+Jahr-Verlag ein Ärgernis zu sein, welches man wohl gern aus dem Markt drücken würde. Mit welchen Methoden ein solch "seriöser" Verlag vorgeht, lässt sich an dem Einzelfall Euler in seinem ganzen Ausmaß nur erahnen.
Renate Daum nutzte die Gunst des von der Börse Online-Auszeichnung so beeindruckten Euler, um nun Euler für eine ganz spezielle Sache zu gewinnen. Mit der ganzen Macht von Gruner+Jahr und dessen Gütersloher Mutterkonzern Bertelsmann AG (RTL-Group mit n-tv) im Rücken stellte die Journalistin dem Banker eine kritische Anfrage zu seinem offensichtlich guten Verhältnis zu GoMoPa.net, wie der Pressesprecher der Gruner+Jahr Wirtschaftsmedien, Joachim Hauck, auf Nachfrage bestätigte.
Gruner+Jahr teilte GoMoPa.net mit:
Frau Daum hat Fragen zur Veröffentlichung des Logos und des zugehörigen Textes auf der Website der EthikBank sowie einer etwaigen Zusammenarbeit über die erwähnte Mitgliedschaft hinaus gestellt, ohne eine bestimmte Reaktion zu erwarten.
Woran störte sich Renate Daum?
Euler war zahlender GoMoPa.net-User und bekannte sich dazu auch noch öffentlich. Euler schützte bislang seine EthikBank, indem er sich als Chef persönlich bei GoMoPa.net und damit bei der größten deutschsprachigen Datenbank über Graumarktbetrüger im Internet registrierte. Als Profi-User (99 Euro Jahresbeitrag) hielt sich Euler ständig auf dem Laufenden.
Euler ging aber noch weiter:
Damit windige Geschäftemacher und Abzocker um die EthikBank möglichst einen großen Bogen machen und, wenn sie dennoch kommen, sofort Bescheid wissen, dass die EthikBank bestens informiert ist und es keinen Zweck hat, dort anzuklopfen, veröffentlichte Euler auf seinem EthikBank-Portal das orange leuchtende Logo von GoMoPa.net: "protected by GoMoPa".
Aber genau das war offenbar für Gruner+Jahr unerträglich. Und dabei geht es nicht um persönliche Befindlichkeiten. Das Ärgernis hat handfeste ökonomische Hintergründe, die Euler offenbar nicht durchschaute. Um Gruner+Jahr zu verstehen, muss man folgendes wissen:
Handfeste wirtschaftliche Gründe
Während die Erfolgsgeschichte von GoMoPa.net seit 11 Jahren ungebrochen anhält, musste Gruner + Jahr zum März 2009 mehrere Online-Redaktionen schließen, die Redaktionsstandorte in München und Köln aufgeben, bis auf Berlin und Frankfurt alle Korrespondenzbüros auflösen sowie allen Redakteuren der Wirtschaftsblätter kündigen und die nun aufgelösten Einzelzeitschriften wie Börse Online, Financial Times Deutschland, Capital und Impulse in Hamburg zu einer einzigen Zentralredaktion zusammenfügen.
So braucht Gruner+Jahr seitdem einen Artikel nur einmal recherchieren zu lassen, um ihn dann gleich für vier Zeitschriften zu verwenden. 60 Redakteure wurden nicht wieder eingestellt. Die restlichen 250 Redakteure wurden von der Verlagstochter "Wirtschaftsmedien GmbH" übernommen, die weniger Gehalt als das Mutterhaus bezahlt.
Man habe die "ambitionierten Ziele im Anzeigengeschäft" nicht erreichen können, sagte der Deutschlandchef von Gruner+Jahr und Vorstandsmitglied der Bertelsmann AG, Dr. Bernd Buchholz, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und stellte damit selbstentlarvend dar, was von der deklarierten Unabhängigkeit zum Beispiel auf Graumarktinfo zu halten ist. Das Portal nennt sich selbst "Das unabhängige Anlegerschutzportal von BÖRSE ONLINE". Börse Online ist aber dafür bekannt, dass dort Unternehmer werben, die andernorts längst als Abzocker und Betrüger gebrandmarkt werden.
Renate Daum hat den redaktionellen Aderlass der Gruner+Jahr Wirtschaftsmedien überlebt. Doch sie steht wohl unter Leistungsdruck. Denn Gruner+Jahr hat große Pläne, wie das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel herausfand, an dem der Gruner+Jahr-Verlag eine Sperrminorität von 25,5 Prozent hält.
Der Spiegel schrieb am 25. Juli 2011:
Gruner+Jahr setzt auf Werbeeinnahmen seiner Internetseiten. Einen großen Markt sieht der Verlag im Geschäft mit Profi-Datenbanken, etwa im Medizinbereich oder für Wirtschaftsinformationen. Mittels einer komplexen Inhaltedatenbank sollen neue Produkte entstehen . . . Irgendwann.
Die Datenbank, von der Gruner+Jahr noch träumt, gibt es aber bereits. Nur, dass sie nicht Gruner+Jahr gehört, sondern der Goldman Morgenstern & Partners LLC, New York (GoMoPa). Und dann bekennt sich auch noch die EthikBank öffentlich zu GoMoPa.net. Das war wohl zu viel.
Renate Daum stellte ihre Presseanfrage. Was genau Renate Daum dem Banker schrieb, und was dieser antwortete, wollten weder sie noch Banker Euler beantworten. Aber die Reaktion, die Renate Daum angeblich nicht erwartet haben wollte, trat dennoch genau im Sinne von Gruner+Jahr ein.
Die Einzige, die das noch verhindern hätte können und ihrem Bankchef noch in den Arm fallen gekonnt hätte, war im Urlaub. Die Mitgründerin der EthikBank und Vorstandssprecherin Sylke Schröder war auf einer Pilgerreise, als ihr Chef sich eine Entgleisung leistete, die dem Ruf von Fairness und Transparenz der EthikBank nachhaltig geschadet hat, was die ersten Reaktionen von Branchenkennern zeigen.
Wozu ließ sich Klaus Euler hinreißen?
Euler kündigte am 1. August 2011 fristlos sein Abo bei GoMoPa.net. Leider ziemlich unfair ohne Begründung. Das wäre vermutlich niemandem aufgefallen, wenn Euler nicht am gleichen Tag einen für die EthikBank völlig untypischen und zugleich überraschenden Artikel auf deren Internetseite veröffentlichte.
Unter der Überschrift "Gomopa tabu für die EthikBank" behauptete Euler, dass er nach tiefgründiger Recherche herausgefunden habe, dass GoMoPa.net "Erpressungsversuche" und "manipulierte Warnlisten" vorgeworfen werde. Beweise dafür lieferte Euler nicht.
Aber auffällig schnell war Renate Daum zur Stelle und berichtete als einzige Journalistin am 3. August 2011 in dem von ihr geleiteten Portal Graumarktinfo ausführlich über Eulers öffentliche Kehrtwende um 180 Grad. Unter der Überschrift "Ethikbank kappt die Leinen"schrieb Renate Daum:
Das Logo von Gomopa ist verschwunden, die Bank erklärt Gomopa gar für "tabu": Nach Hinweisen habe die Bank "tiefgründig" recherchiert und sich entschlossen, aufgrund der Vorwürfe Gomopa ab sofort nicht mehr zurückzugreifen. Der kostenpflichtige Zugang wurde gekündigt.
GoMoPa.net hätte natürlich gern gewusst, wer denn nun GoMoPa.net "Erpressungsversuche" und "manipulierte Warnlisten" vorwerfe. GoMoPa.net fragte zunächst bei Renate Daum nach: "Ist es richtig, dass Sie an die EthikBank eine kritische Presseanfrage zur Zusammenarbeit mit GoMoPa.net und zur Nutzung des Logos "protected by GoMoPa" auf der Website der Bank gestellt haben und, nachdem der von Ihnen verunsicherte Klaus Euler wie von Ihnen erwartet reagierte, sogleich einen Artikel auf Graumarktinfo.de veröffentlichten?"
Renate Daum schrieb zurück, sie werde die Anfrage an "die für die Beantwortung von Presseanfragen zuständige Stelle" weiterleiten, die die Instrumentalisierung von Euler dann später abstritt.
Aber kaum war die Anfrage an Renate Daum verschickt, verschwand nur wenige Minuten später am 4. August 2011 ein ganzer Absatz aus der Veröffentlichung von Euler. Und zwar genau der, in dem Euler von tiefgründigen eigenen Recherchen sprach und von angeblichen Vorwürfen von Erpressungsversuchen und manipulierten Warnlisten. Übrig blieb nur noch der kritische Satz: "Mittlerweile haben uns kritische Stimmen erreicht, die sich mit den Geschäftspraktiken von Gomopa selbst auseinandersetzen."
Aber selbst diesen Satz wollte Euler auf Nachfrage von GoMoPa.net nicht aufklären. Euler, der vor gar nicht langer Zeit noch mit dem CEO von GoMoPa.net, Klaus Maurischat, telefonierte, und dabei erklärte, er habe sich gründlich über GoMoPa.net informiert, bevor er Mitglied bei GoMoPa.net wurde, steckt nun seinen Kopf in den Sand und schickt seinen Anwalt Mike Anton aus Jena vor. Der behauptet, die EthikBank habe "keineswegs die Behauptung aufgestellt, dass GoMoPa tatsächlich den Versuch einer Erpressung vorgenommen oder so genannte Warnlisten manipuliert hätte". Und die EthikBank wolle das auch künftig nicht behaupten.
Warum hat dann aber Euler die angeblichen Vorwürfe von Dritten als tiefgründige Eigenrecherche dargestellt? Warum haben die "kritischen Stimmen", die noch immer auf der EthikBank genannt werden, GoMoPa.net nicht angezeigt? Immerhin handelt es sich bei Erpressung um ein Kapitalverbrechen. Wenn Euler davon tatsächlich Kenntnis hat, ist auch er zu einer Anzeige verpflichtet. Doch nichts dergleichen geschah oder geschieht. Euler muss nun die Suppe auslöffeln, die ihm und seiner EthikBank der Gruner+Jahr-Verlag wahrscheinlich eingebrockt hat.
Der Marktbeobachter "Die Bewertung" aus Leipzig nannte das "starken Tobak" und schätzt ein, dass eine solche Aktion "zumindest für viele Marktteilnehmer, die wir kennen," unbegreiflich sei.
Börse Online bedankte sich dann Ende Juli 2011 mit einem Porträt des EthikBank-Chefs in der Börse Online-Reihe "Prominente aus der Finanzwelt". Euler durfte dort 18 Fragen über sich und seine Bank beantworten. Sein Motto lautet: "Fairness."
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Quelle: Goldman Morgenstern & Partners Llc (GoMoPa) / Siegfried Siewert