Debi Select - von Tino Herold hinters Licht geführt?
Archivmeldung vom 06.01.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIst Tino Herold wirklich der Retter der Debi Select Gruppe aus Landshut, für den er sich ausgibt? Oder nur ein Hochstapler, der die Debi Select hinters Licht führt? "Ich bin nach wie vor Director der Prime Delta General Trading", ließ Herold den Finanznachrichtendienst GoMoPa.net von seinem iPad aus wissen.
Debi-Select-Vertriebschef Josef Geltinger ist eigens nach Dubai, dem Sitz der Investmentgesellschaft Prime Delta gereist, um zu klären, warum die vor Weihnachten 2011 zugesagte 110 Millionen Euro Finanzierungstranche noch immer nicht in Landshut angekommen ist.
Debi Select braucht die 110 Millionen Euro, um die laufenden Ausschüttungen an die Anleger und die Auseinandersetzungsguthaben an die Aussteiger der drei Factoringfonds (Handel mit Forderungen) zu bezahlen. Die Fonds wurden planmäßig zum Ende letzten Jahres aufgelöst. 5.000 Anleger hatten zwischen 2006 und August 2009 insgesamt 93 Millionen Euro eingezahlt. Die Fondsvermögen wurden in neue Objektgesellschaften der Debi Select Tochter Swiss Fact umgeswitcht oder müssen ausgezahlt werden.
Das wäre alles gar kein Problem, hätte der einstige Wirtschaftsprüfer und Steuerberater der Debi Select Gruppe, Michael Josten aus Landshut, nicht 70 Millionen Euro in dem von ihm gegründeten Billigstromanbieter Teldafax aus Troisdorf abgezweigt. Das konnte er nicht direkt tun, weil er gar keine Befugnisse bei Debi Select hatte. Er soll die ihm vertrauten 18 Profiverwalter von Debi Select einzeln und unabhängig voneinander zu den prospektwidrigen Überweisungen gebracht haben, indem er ihnen stets nur Teilschuldverschreibungen zeigte und verkaufte.
Josten tat dies in seiner Bewährungszeit als verurteilter Straftäter (Kapitalanlagebetrug). Gegen ihn ermittelt die Bonner Staatsanwaltschaft nun seit Anfang 2010 wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung und Beihilfe zum Betrug (AZ: 410 Js 511/10). Josef Geltinger habe seinen 18 Profis vertraut und will den prospektwidrigen Abfluss der Debi-Select-Gelder nicht bemerkt haben. Oberstaatsanwalt Markus Kring aus Landshut bestätigt seine Version. Kring sagte gestern gegenüber GoMoPa.net: "Wir haben das gegen Josef Geltinger eingeleitete Ermittlungsverfahren wegen Untreue eingestellt. Es bleibt auch nach einem Protest der Generalstaatsanwaltschaft weiter eingestellt. Denn es konnte kein Nachweis erbracht werden, dass Josef Geltinger beim Einwerben der Fondsgelder und beim Abfluss der Mittel gewusst habe, dass die Gelder nicht für ein Factoring verwendet wurden. Wenn das Geld nun wegen der Insolvenz nicht zurückführbar ist, so ist das zwar ein großer Vermögensschaden, aber für Josef Geltinger nicht strafbar. Gegen Michael Josten haben wir in Sachen Debi Select nie ermittelt, weil er keine Funktion bei der Debi Select ausübte."
Geltinger kommentiert das gegenüber GoMoPa.net so: "Tja ... Josten ist uns da in puncto Cleverness voraus ..."
Seit der Pleite der Teldafax am 14. Juni 2011 gelten die von der Debi Select abgezweigten 70 Millionen Euro als verloren. Die Rettung sollte eigentlich der Verkauf eines Aktienpakets von 51 Prozent an der Debi Select AG bringen, den eine Debi-Select-Tochter hielt und der Josef Geltinger noch im März 2011, also noch vor der Insolvenz, gelang. Aber der Käufer, ein nicht genannter Oligarch, hat den Kaufpreis von 60 Millionen Euro bis heute noch gar nicht an Debi Select überwiesen.
Und nun bot sich Tino Herold als Retter an
Er sei einzelvertretungsberechtigter Direktor eines arabischen Großinvestors mit eigener Bank in Dubai. Am 8. Dezember 2011 unterschrieb Herold im Auftrag dieses Großkreditgebers, der Prime Delta General Trading LLC Dubai, zwei Kooperationsvereinbarungen mit der Debi-Select-Tochter Swiss Factoring Plus GmbH aus Rotkreuz in der Schweiz (kurz Swiss Fact).
Und dabei ging es wahrlich nicht um Peanuts, sondern um die Zukunft der Debi-Select-Gruppe. Die hatte bereits 39,225 Milliarden Euro in Forderungen aus dem Bau und der Betreibung von 3 Biogasanlagen in Weissrussland, zwei Flusswasserkraftwerken in Russland und Weissrussland, einer Biogasanlage und einem Solardach in Italien sowie drei Deponieentgasungsanlagen in Russland und Weissrussland gesteckt. Allesamt Teldafax-Projekte, die Michael Josten über Strohmänner installieren ließ und größtenteils nur auf dem Papier bestanden haben sollen, wie GoMoPa.net von einem Debi-Select-Vertriebler erfuhr.
Um die Forderungen flüssig zu machen und außerdem die Projekte weiter voranzutreiben, sollte der arabische Großinvestor Prime Delta 50 Prozent dieser Forderungen per Kredit ablösen und außerdem mit neuen Krediten Aktien und GmbH-Anteile der Projektgesellschaften erwerben. Alle Kredite sollten 10 bis 13 Jahre laufen und zwischen 9 und 12 Prozent im Jahr verzinst werden.
Tino Herold verpflichtete sich im Namen der Prime Delta, zum 28. Dezember 2011 die gigantische Kreditsumme von 14,112 Milliarden Euro auszuzahlen. Und zum 30. Januar 2012 noch einmal 6,5 Milliarden Euro (die Kooperationsvereinbarungen liegen GoMoPa.net vor).
In einer am 11. Dezember 2011 erfolgten Presseerklärung sprach der Pressebeauftragte der Debi Select Gruppe, Michael Oehme, allerdings lediglich von einem "Finanzierungsvolumen von 250 Millionen" Euro, die die Investorengruppe bereitstellen wollte. Josef Geltinger präzisierte dann am 20. Dezember 2011 in einer Mitteilung an die Debi-Select-Vertriebe, dass von diesen 250 Millionen Euro zunächst in einem ersten Schritt 110 Millionen Euro an die Debi Select zur Begleichung der laufenden Ausschüttungen und Auseinandersetzungsguthaben unterwegs sei. Geltinger schrieb in diesem Zusammenhang, dass er dafür von dem Investor und "der begleitenden GBL Finance Credit Union Bank" eine Bestätigung verlange.
Was nicht kam, war das Geld. Es sollte zunächst an die BNP Paribas Bank in London überwiesen werden. Debi Select wurden Schriftstücke vorgelegt, in der die abgebende Bank als auch die annehmende Bank (BNP Paribas) bestätigten, dass über den Betrag von 110 Millionen Euro verfügt werden könne.
Als man sich nun bei der BNP Paribas Bank nach dem Geldeingang erkundigte und die Schriftstücke vorlegte, sollen die Londoner Banker von gefälschten Schriftstücken gesprochen haben. Es sei kein Geld eingegangen. Zu einer offiziellen Bestätigung sei BNP Paribas allerdings nicht bereit gewesen.
Seitens Tino Herold wurde dann der Debi Select erklärt: Es habe eine so genannte CSC-Bescheinigung gefehlt.
Das Problem: CSC-Bescheinigungen gibt es im Bankgeschäft nicht. Sie werden stattdessen im internationalen Frachtverkehr gefordert. Seltsam auch: Die GBL Bank ist in Schweden nicht eingetragen. Die angegebene Internetadresse hat kein Impressum und zahlreiche Links, die nicht funktionieren. Auch eine SWIFT-Nummer, ein Standardmerkmal für eine Bank, fehlt. In Schweden kann man für nur 15.000 Euro eine Banklizenz für einen geschlossenen Kreis von bis zu 1.000 Leuten gründen. Man kann sich dann sogar Sparkasse nennen. Das öffnet Tor und Türen, obwohl gar nichts dahinter ist.
Die echte Prime Delta weiß von nichts:
Der endgültige Schock kam jedoch per Fax von der echten Prime Delta General Trading LLC aus Dubai. Ein iranischer Unternehmer, der hinter der Prime Delta General Trading LLC steckt und der die dazugehörige "Bank" GBL Finance Credit Union aus Schweden als leeren Firmenmantel gekauft hatte, weil er an einer Teilbanklizenz interessiert war, teilte Debi Select mit, dass der Prime Delta weder eine Kooperationsvereinbarung noch eine Kreditzusage an die Swiss Fact bekannt sei. Wörtlich schrieb der Inhaber:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
in Bezug auf Ihr Schreiben vom 3. Januar 2012 und die beigefügten Kooperationsvereinbarungen möchten wir, die Prime Delta General Trading LLC, Dubai-UAE, Sie darüber informieren, dass unser Board of Directors nichts von diesen Vereinbarungen oder von einem Darlehens-Betrag, der der Schweizer Factoring Plus GmbH zugewiesen werden soll, weiß. Wir werden der Angelegenheit nachgehen. Unser Board of Directors würde Ihnen ein offizielles Statement zu diesen Vereinbarungen bis Montag, den 9. Januar 2012, senden.
Hochachtungsvoll
Prime Delta General Trading LLC"
Der PR-Berater Michael Oehme legte daraufhin heute sein Mandat beim Fondsanbieter Debi Select nieder. Der in Dubai weilende Josef Geltinger wurde von Oehmes Büro darüber per E-Mail in Kenntnis gesetzt.
In Branchenkreisen kursiert zudem das Gerücht, Geltinger habe dem angeblichen Prime-Delta-Direktor 250.000 Euro an Vorkosten bezahlt. Wenn er das aus Fondsgeldern getan habe, könnte das wieder eine Strafanzeige nach sich ziehen.
Eine Zahlung bestreitet Josef Geltinger auf Nachfrage von GoMoPa.net mit einem klaren Nein. Und Tino Herold teilt GoMoPa.net dazu mit: "Weder ich persönlich noch die Prime Delta General Trading hat von Herrn Geltinger persönlich oder Swiss Fact 250.000 Euro erhalten. Da es um strategische Zusammenarbeit ging, gab es auch keine Honorarveinbarungen."
GoMoPa.net konfrontierte Herold mit den Fälschungsaussagen von der BNP Paribas und dem iranischen Besitzer der Prime Delta General Trading LLC. Auch damit, dass Tino Herold Europa-Manager der schwedischen Bank GBL Finance Credit Union sei, obwohl die GBL am 17. Oktober 2011 liquidiert wurde. Hinzu kommt Herolds Vergangenheit: Er war Projektleiter bei der Caviar Creator, dessen Chef Frank Schäfer wegen Betruges zu knapp 4 Jahren Gefängnis verurteilt worden ist.
GoMoPa.net: Warum kennt das Board of Directors der Prime Delta General Trading LLC, Dubai-UAE, weder die beiden am 8.12.2011 von Ihnen unterschriebenen Kooperationsvereinbarungen noch irgendeine Kreditzusage gegenüber der Swiss factoring plus GmbH? Sie sind doch gar kein zeichnungsberechtigter Direktor. Die Prime Delta gehört einem iranischen Unternehmer.
Herold: "Ich bin nach wie vor Director der Prime Delta General Trading. Dass die Prime Delta einem iranischen Unternehmer gehört, wäre mir neu. Wie Ihnen bekannt ist, ist bei Firmen in Dubai ein lokaler Beteiligter ein Muss, dieser hat auch die Mehrheit der Gesellschaft. Darüber hinaus halte ich und eine weitere Person kleinere Anteile."
GoMoPa.net: Warum wird die 110-Millionen-Euro-Überweisung auf das Konto der BNP Paribas in London von der Bank als Fälschung bezeichnet?
Herold: "Das kann ich nicht beurteilen, es gab Telefonate zwischen der Absenderbank und der Empfängerbank, an denen war ich nicht beteiligt."
GoMoPa.net: Warum nannten Sie als Verzögerungsgrund für die zugesagte Überweisung an die Swiss Fact eine fehlende CSC-Bescheinigung, obwohl es so etwas im Bankverkehr gar nicht gibt?
Herold: "Mir ist lediglich bekannt, dass die Empfängerbank bestätigt hatte, das solche Bescheinigungen normal wären, wie gesagt, ich war an dem Telefonat der beiden Banken nicht beteiligt, und gebe nur die Information weiter, die mir gegeben wurde, die Information selbst stammt vom Bankbearbeiter der Absenderbank."
GoMoPa.net: Warum geben Sie an, Europa-Manager der GBL zu sein, obwohl es sich bei dieser angeblichen schwedischen Bank nur um einen leeren Firmenmantel handelt?
Herold: "Ich wurde vom CEO hierzu benannt, um Projekte in Europa zu akquirieren, nähere Einblicke in die Gesellschafterstruktur hatte ich nicht."
GoMoPa.net: Was haben Sie denn nun genau bei der Caviar Creator gemacht, Sie bestreiten die Aussage aus dem Handelsblatt, dass Sie Geschäftsführer der CC Invest GmbH gewesen sind, die von Kommanditisten ins Leben gerufen worden war, um die CC Fonds KG zu retten?
Herold: "Ich war Projektleiter, im Rahmen der Aktivitäten damals wurde ich von fast allen Kommanditisten um Rat gebeten, wie auf legalem Wege die Caviar Creator Fonds KG wieder steuerbar wird, um die nunmehr aktenkundigen Betrügereien von Herrn Schäfer zu beenden. Er war seinerzeit der CEO des Gesellschafters der Komplementärin. Leider hat ein formaler Fehler (einfacher Brief zur Einladung für die außerordentliche Gesellschafterversammlung anstelle eines eingeschriebenen Briefes) dazu geführt, das die Versammlung nicht standhielt, obgleich alle Kommanditisten, einschließlich des Rechtsanwalts von Herrn Schäfer, anwesend waren. Dieser betonte jedoch, dass er rein zufällig da sei und keinen Auftrag von Herrn Schäfer hätte. Der Führer der Kommanditisten, Herr Norbert Reegen aus Heilbronn, informierte mich leider erst im Anschluss der Versammlung über dieses Versäumnis.
Bemerkenswert hierbei sei lediglich, das auch damals alle Foren damit beschäftigt waren, alle schlecht zu machen, ohne konstruktiv Lösungen zu suchen.
Das ich kein Geschäftsführer der Caviar Creator Invest GmbH war, ist leicht und kostenfrei über den Bundesanzeiger zu recherchieren. Im übrigen hat diese Gesellschaft auch nie Anlagekapital eingesammelt."
GoMoPa.net: Nochmals, warum weiß der Board of Directors der Prime Delta nichts von den Verträgen und Krediten?
Herold: "Da ich das Schreiben und den Absender nicht kenne, fällt es mir schwer es einzuordnen, gehe aber davon aus, dass sich das schnell klären wird. Da ich, wie erwähnt, unterwegs bin, kann ich das aber erst bis Montag (9. Januar 2012 - Anmerkung der Redaktion) klären, bitte haben Sie dafür Verständnis."
GoMoPa.net: Wie viel Geld ist denn nun an die Swiss Fact beziehungsweise Debi Select unterwegs? Laut Kooperationsvertrag hätten doch am 28. Dezember 2011 bereits 4.130 Millionen Euro und 9.982 Millionen Euro fließen müssen. Am 30. Januar 2012 sind die nächsten 2.000 Millionen Euro und 4.500 Millionen Euro fällig. Wurde und wird das eingehalten? Wenn nicht, warum nicht? Und wer ist die zweite Bank neben der BNP Paribas?
Herold: "Bitte haben Sie Verständnis, das Sie dazu am besten die Debi Select fragen. Ich gehe davon aus, dass auch Sie nicht wollen, das jemand über Ihre Zahlungseingänge spricht."
GoMoPa.net fragte Debi-Select-Vertriebschef Josef Geltinger: Wie schätzen Sie die Rolle von Tino Herold aus heutiger Sicht ein? Wie ist die finanzielle Situation der Debi Select Fonds?
Josef Geltinger antwortete aus Dubai: "Ich habe weder mit der GBL noch mit Paribas einen Vertrag. Herr Herold hat bis Sonntag (8. Januar 2012 - Anmerkung der Redaktion) Zeit, seine Verträge einzuhalten. Ob und wie er sich refinanziert, ist seine Sache.
Wenn er bis anfang nächster Woche nicht zahlt oder werthaltige Fakten vorlegt, wird er ein großes Problem bekommen."
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Quelle: Goldman Morgenstern & Partners Llc (GoMoPa) / Siegfried Siewert