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Piloten sehen erhöhtes Unfallrisiko durch längere Flugdienstzeiten

Archivmeldung vom 14.03.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Christine Schmidt / pixelio.de
Bild: Christine Schmidt / pixelio.de

Die geplante Ausweitung von Flugdienstzeiten bringt Piloten in Europa in Rage, da sie dadurch ein erhöhtes Unfallrisiko sehen. "Diese Regelung ist der größte Rückschritt in der Flugsicherheit seit dem Zweiten Weltkrieg", sagt Jörg Handwerg, Sprecher der VC der "Welt". Außerdem widerspreche das Vorhaben der EASA allen gängigen wissenschaftlichen Studien. "Wir prüfen, ob wir juristische Schritte einleiten, sollte die Verlängerung wirksam werden", sagte Handwerg. Die Behörde folge einseitig den wirtschaftlichen Interessen der Airlines, werfen die Piloten der EASA vor.

Die europäische Behörde mit Sitz in Köln wagt sich mit ihrem Vorstoß an ein heißes Thema. Denn nach dem Willen der Beamten sollen Cockpit-Besatzungen nachts bis zu elf Stunden am Stück fliegen dürfen, obwohl drei unabhängige Gutachten, die die EASA selbst in Auftrag gegeben hatte, eine maximale Dienstzeit von zehn Stunden empfehlen. So lange darf heute nachts geflogen werden. Am Tag dürfen Piloten in Europa bis zu 15 Stunden am Stück fliegen, dieses Limit soll auf 16 Stunden erhöht werden. Gleichzeitig möchte die Behörde die Ruhezeiten zwischen solchen Einsätzen von zehn Stunden auf 7,5 Stunden herabsetzen. Durch eine neue Regelung des Bereitschaftsdienstes soll es dann möglich sein, dass Piloten bis zu 22 Stunden wach sein können, bis sie einen voll besetzten Passagierjet landen können. "Ich möchte nicht in einem Jet hinten sitzen, wo die Kollegen total übermüdet sind", sagt Handwerg.

Die Gewerkschaft protestiert auch in einem Brandbrief an Verkehrsminister Jürgen Ramsauer gegen das Vorhaben. Er liegt der "Welt" vor. So schreibt der VC-Vorsitzende Winfried Streicher an den CSU-Politiker, dass die geplante Ausweitung "nach den neuen amerikanischen Flugdienst- und Ruhezeitenregelungen illegal" sei. Streicher weist auch auf die erhöhte Crash-Gefahr hin: "Unfallanalysen haben belegen können, dass ab einer Flugdienstzeit von 12 Stunden das relative Risiko eines Unfalles stark ansteigt und bei über 13 Stunden das 5,5-fache beträgt im Vergleich zu neun Stunden." Ein "konsequentes Beachten dieser Erkenntnisse" sei "unabdingbar", so Streicher, um "übermäßige Erschöpfung und somit die Gefährdung der Passagiere zu vermeiden".

Die europäische Piloten-Vereinigung Eurocockpit müht sich ebenfalls seit Monaten, die Ausweitung der Dienstzeiten abzuwehren - vergebens. Auch eine Internet Kampagne auf der Seite www.flugdienstzeiten.de blieb ohne den gewünschten Erfolg. "Jede Maßnahme für mehr Flugsicherheit wird einer Wirtschaftlichkeitsüberprüfung unterzogen", klagt Handwerg. Die Flugzeugführer argwöhnen, dass sich die Behörde, die eigentlich für Sicherheit im Luftverkehr sorgen sollte, eher für den reibungslosen Betrieb der Airlines zuständig fühlt. Gern verweisen die Interessenverbände auf die unausgeglichene Haushaltsstruktur der EASA: Mehr als die Hälfte, nämlich über 90 Millionen Euro, steuern die Fluglinien und Hersteller über Gebühren und Abgaben bei. Auch gebe es zwischen Wirtschaft und Behörde einen regen Personalaustausch, der nach Ansicht der Piloten nicht gerade zur Objektivität der Aufsichtsbehörde beiträgt. So sehen die Vertreter der Cockpit-Besatzungen etwa kritisch auf den EASA-Manager Jean-Marc Cluzeau, der für die Verlängerung der Flugdienstzeiten in der Behörde verantwortlich ist. Direkt davor war Cluzeau auf der anderen Seite beschäftigt - als Leiter der Abteilung Flugsicherheit bei Air France.

Luftfahrtbranche warnen Kanzlerin Merkel vor drohendem Handelskrieg

Europas Luftfahrtunternehmen warnen nach einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt" vor einem Handelskrieg. Die seit Jahresbeginn gültige einseitige Einbeziehung der Luftfahrtgesellschaften in den Emissionshandel (ETS) bei Flügen in und ab der EU habe "bereits zu ersten konkreten Strafmaßnahmen" von Ländern geführt, die sich gegen das ETS aussprechen, heiße es in einem gemeinsamen Brief der Vorstandvorsitzenden von Airbus, Lufthansa, Air Berlin und MTU an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

In einer bislang einzigartigen gemeinsamen Aktion haben zudem Unternehmen aus Frankreich, Spanien und Großbritannien ihre jeweiligen Regierungschefs aufgefordert, sich bei der EU-Kommission und den Anti-ETS-Regierungen dafür einzusetzen, dass der Streit um den Emissionshandel nicht auf dem Rücken der Unternehmen ausgetragen wird. Das Problem "der durch die internationale Luftfahrt verursachten Emissionen" können nur auf globaler Ebene angemessen gelöst werden, heiße es in dem Brief. Die internationale Zivilluftorganisation ICAO wolle bis Ende 2012 dazu einen Vorschlag vorlegen. Am stärksten betroffen von Gegenmaßnahmen ist derzeit der europäische Flugzeughersteller Airbus. Allein die chinesische Regierung habe Bestellungen von Airbus-Flugzeugen im Wert von zwölf Milliarden Dollar auf Eis gelegt heißt es in dem Brief. Dies gefährde mindestens 1000 Stellen an den europäischen Airbus-Standorten und mindestens ebenso viele bei den Zulieferern. Aber auch Europas Airlines müssen sich auf höhere Kosten oder Umsatzverluste einstellen. So hat Indien bereits angekündigt, dass Verkehrsrechte nicht verlängert werden. Russland hat zusätzliche Überfluggebühren angekündigt. Ein großer Teil der Flugrouten aus Europa heraus in Richtung Japan, China und Indien verlaufen über russischem Gebiet. "Wir bitten Sie deshalb, auf EU-Ratsebene - und vor allem auch bei den Staaten, die besagte Sanktionen ergreifen - nachdrücklich um Konsultationen zu ersuchen", heißt es in dem Brief an die Bundeskanzlerin und die anderen europäischen Regierungschefs. Ziel müsse es sein, eine ausgewogene Lösung zu finden und einen größeren Handelskonflikt zu vermeiden.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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