Mineralölwirtschaft: ACE fürchtet Preissprung vor dem Osterfest
Archivmeldung vom 14.04.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFolgen die großen Mineralölkonzerne dem Muster der vergangenen Jahre, dann wird es noch vor Ostern zu einem weiteren massiven Anstieg der Benzinpreise kommen. Der Ärger der Autofahrer ist programmiert, sie fürchten, dass ihnen mit der regelmäßig wiederkehrenden Verteuerung der Kraftstoffe ein dickes ungenießbares Ei ins Osternest gelegt wird. Aus einer vom ACE Auto Club Europa jetzt vorgelegten 5-Jahres-Übersicht geht tatsächlich hervor, dass die Ölmultis „wie im Gleichschritt und mit System“ immer unmittelbar vor dem Osterfest die Preise für Super-Benzin im Schnitt um drei Cent pro Liter angehoben haben.
Nach Berechnungen des ACE machen die Tankstellenbetreiber dabei ordentlich Kasse. Angenommen, es würde nur jeder zweite Autofahrer in Deutschland seinen Tank (55l) einmal vor Ostern mit einem um 3 Cent pro Liter verteuerten Kraftstoff füllen, dann stiegen die Einnahmen der Ölkonzerne auf einen Schlag zusätzlich um rund 35 Millionen Euro. Die Preise für Kraftstoffe sind bereits im abgelaufenen Monat März mit 11,2 Prozent (gegenüber dem Vorjahresmonat) um ein Vielfaches höher gestiegen als alle Verbraucherpreise im Schnitt (+2,1 %), zitierte der ACE aus dem jüngsten Bericht des Statistischen Bundesamtes. Ein Liter Diesel kostete den Angaben des Clubs zufolge Anfang dieser Woche im bundesweiten Schnitt rund 1,43 Euro. Super E10 kostete 1,53 Euro/l. Für die herkömmlichen Kraftstoffe Super sowie Super Plus wurden häufig Preise in gleicher Höhe verlangt, sie lagen bei rund 1,67 Euro/l.
ACE-Infografik: „Benzinpreise zu Ostern“
ACE: Nach Brüderles Ankündigung kommt nur gähnende Leere
Der
Club dämpfte am Donnerstag in Stuttgart Erwartungen, dass es dem
Bundeskartellamt gelingen könnte, angesichts der von den
Tankstellenbetreibern synchron vorgenommenen Preiserhöhungen, verbotene
Absprachen nachzuweisen und sie zu ahnden. „Die Kartellwächter sind in
ihren Befugnissen begrenzt, deshalb müssen Regierung und Gesetzgeber
handeln“, sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner. Er erinnerte daran,
dass erst vor einem Jahr die schwarz-gelbe Koalition als Reaktion auf
die hohen Benzinpreise notfalls eine Zerschlagung des deutschen
Geschäfts der Mineralölkonzerne prüfen wollte. Dazu sollte das schärfere
Wettbewerbsrecht eingesetzt werden, für das Wirtschaftsminister Rainer
Brüderle (FDP) verantwortlich zeichnet.
Die Bundesregierung ließ seinerzeit verlauten, die Festsetzung der Benzinpreise durch nur wenige Unternehmen, gemeint waren damit Shell, Aral, Jet, Esso und Total, könnte ein idealer Fall für die geplante Regelung sein. Das sogenannte Entflechtungsgesetz sollte neben der Energiewirtschaft auch deshalb auf Tankstellenbetreiber angewendet werden, weil nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Brüderle sonst der Wettbewerb in dieser Branche auf absehbare Zeit eingeschränkt bleibe. .„Wenn die Leute heute fragen, was aus dem Vorhaben des Ministers denn geworden ist, dann sehen sie nur ein gähnend leeres Loch“, sagte der ACE-Sprecher.
Multis sollen ihre Kalkulation offen legen
Er verlangte,
die Ölkonzerne müssten ihre Preiskalkulationen offen legen. Nötig sei
eine Umkehrung der Beweislast auch beim Verdacht auf verbotene
Preisabsprachen. Damit, so der ACE, würde man jene Praxis anwenden, die
bereits bei der Kontrolle der Preise für Strom und Gas umgesetzt werde.
Tankstellenverordnung in der politischen Warteschleife
Führende
Verbraucherpolitiker der schwarz-gelben Koalition haben nach
Darstellung des ACE vor vier Wochen erneut „den Mund ziemlich voll
genommen“ und angekündigt, eine zeitliche Reglementierung von
Preiserhöhungen für Benzin und Diesel prüfen zu wollen. „Wir erwarten,
dass die fraglichen Volksvertreter das Ergebnis ihrer Prüfung jetzt
öffentlich machen“, sagte ACE-Sprecher Hillgärtner. Er nannte namentlich
die CDU/CSU-Verbraucherschutzbeauftragte Mechthild Heil, den
Verbraucherpolitiker der FDP-Bundestagsfraktion, Erik Schweickert und
den verbraucherpolitischen Sprecher der Unionsfraktion, Franz-Josef
Holzenkamp. Alle drei hatten laut ACE der Mineralölbranche vorgeworfen,
den Wettbewerb zu unterlaufen. Zugleich befürworteten sie eine Regelung,
nach der es künftig nur noch eine Preisanhebung am Tag geben darf. Als
Vorbild dafür nannten die Sprecher von Union und FDP das Nachbarland
Österreich. Doch trotz solcher Ankündigungen befindet sich die fragliche
Tankstellenverordnung hierzulande noch in der politischen
Warteschleife, moniert der ACE. Im Januar hatte der Club als erster die
in Österreich eingeführte Tankstellenverordnung auch für Deutschland ins
Spiel gebracht. In der Alpenrepublik darf der Kraftstoffpreis laut ACE
nur einmal am Tag um 12.00 Uhr mittags erhöht werden - Preissenkungen
dagegen sind jederzeit möglich.
Unterdessen forderte der Club die Mineralölwirtschaft auf, Preissenkungen an den internationalen Ölmärkten schneller an die Autofahrer weiterzugeben. Die Preise an den internationalen Märkten würden erfahrungsgemäß erst mit einer Verzögerung von mehreren Wochen an den Zapfsäulen wirksam.
Es sei schon auffällig, dass Verteuerungen beim Öl von den Tankstellenbetreibern immer sofort an die Kunden weitergegeben würden, Preisreduzierungen hingegen nicht.
Tipps des ACE um Sprit zu sparen: Beim Gepäck „abrüsten“
Der
ACE riet Verbrauchern, alle Möglichkeiten zu nutzen, um die Kosten für
Kraftstoffe in Grenzen zu halten. Die Preise für Benzin und Diesel in
ländlichen Regionen seien meist etwas niedriger als in Städten. Mitunter
deutliche Preisunterschiede herrschten auch zwischen freien Tankstellen
und Marken-Stationen. Diese betragen dann häufig mehrere Cent pro
Liter.
Die Qualität der Kraftstoffe sei gleich, da Discounter-Tankstellen wie Markenanbieter ihren Sprit jeweils von den selben Großhändlern und Raffinerien beziehen. Die einwandfreie Beschaffenheit der Kraftstoffe würde auch staatlich kontrolliert. Am teuersten sind laut ACE die Autobahntankstellen, die einen Aufschlag von mindestens 2 Cent pro Liter verlangen würden im Vergleich zu den ebenfalls teuren Markentankstellen im Umland.
- Denken Sie daran: Regelmäßig Zünd- und Leerlaufeinstellungen sowie Reifendruck prüfen
- Vermeiden Sie unnötigen Ballast: Kofferraum entrümpeln und Dachträger oder –boxen nach Gebrauch baldmöglichst wieder runter vom Dach. Eine Zuladung von 100 Kilogramm Gewicht bei einem 1,5 Tonnen schweren Mittelklassewagen kann zu einem Mehrverbrauch von rund 6,7 Prozent führen. Auf eine Tankfüllung bezogen macht dies etwa 3,5 Liter Kraftstoff aus
- Vergessen Sie den Luftwiderstand nicht: Bei schneller Fahrt – Luken dicht
- Lassen Sie beim Starten den Fuß vom Gas
- Fahren Sie gleichmäßig und vorausschauend, passen Sie sich dem allgemeinen Tempo an, nutzen Sie "Grüne Wellen", gehen Sie rechtzeitig vom Gas und nutzen Sie den Fahrtschwung
- Schalten Sie Ihren Motor an Ampeln oder im Stau aus.
- Stellen Sie vor einem Grenzübertritt fest, wo es preislich günstiger ist nachzutanken. Unter diesem Gesichtspunkt muss auch nicht in jedem Fall der Autourlaub mit vollem Tank angetreten werden. Tanken Sie nach Bedarf.
CDU-Verbraucherpolitiker prüfen neues Benzinpreis-Gesetz
Die CDU-Verbraucherpolitiker wollen per Gesetz unterbinden, dass die Mineralölkonzerne die Benzinpreise mehrmals täglich anheben. "Wir prüfen die Einführung einer österreichischen Lösung. Dort darf der Kraftstoffpreis immer gesenkt, aber nur einmal am Tag erhöht werden", sagte die CDU-Verbraucherpolitikerin Mechthild Heil der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". Die Union will damit verhindern, dass die großen Mineralölkonzerne ihre Tankstellen anweisen, die Benzinpreise nach der ersten Anhebung im Laufe des Tages weiter zu erhöhen. Diese Praxis sei nicht hinnehmbar, sagte Heil.
Quelle: ACE / Rheinische Post