NRW: Drittel der Metall- und Elektrofirmen will 2025 Jobs streichen
Archivmeldung vom 02.01.2025
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.01.2025 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Metall- und Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen blickt mit großer Sorge auf 2025. "Sowohl die aktuelle Wirtschaftslage als auch die Erwartungen für die nächsten Monate werden mit großer Mehrheit noch pessimistischer eingeschätzt", heißt es in der unveröffentlichten Konjunkturumfrage des Verbands Metall NRW, über die die "Rheinische Post" in ihrer Donnerstagausgabe berichtet.
Danach bezeichnen gerade mal 15 Prozent der befragten Betriebe ihre
gegenwärtige Lage als "gut", zum Jahreswechsel 2023/24 waren es noch 19
Prozent. 48 Prozent sind mit der aktuellen Lage "unzufrieden" (Vorjahr:
38 Prozent).
Noch pessimistischer blicken die Betriebe auf die
nächsten sechs Monate. 40 Prozent erwarten rückläufige Geschäfte, nur
fünf Prozent erwarten eine Besserung. Immer mehr Unternehmen wollen
Stellen streichen: "In den vergangenen sechs Monaten haben 27 Prozent
der Unternehmen Beschäftigung abgebaut, für die nächsten sechs Monate
planen 31 Prozent mit einer rückläufigen Beschäftigung", heißt es in der
Umfrage, an der 369 Betriebe mit fast 90.000 Beschäftigten teilnahmen.
Vor Jahresfrist hatten nur 19 Prozent der Betriebe Stellenabbau geplant.
Wegen
der unsicheren Lage fahren viele die Kurzarbeit hoch: Der Anteil der
Unternehmen mit Kurzarbeit lag laut Umfrage in den vergangenen sechs
Monaten bei 27 Prozent. "Für die nächsten sechs Monate ist mit einem
Anstieg auf 39 Prozent zu rechnen", so die Studie. Mehr als jeder dritte
Metall- und Elektrobetrieb plant also, seine Belegschaft in Kurzarbeit
zu schicken und die Hilfe der Arbeitsagenturen zu nutzen. Die
Bundesregierung hat hierfür gerade die Regeln gelockert: Nun kann ein
Betrieb bis zu 24 Monate Kurzarbeitergeld erhalten.
Der Präsident
von Metall NRW, Arndt G. Kirchhoff, sagte: "Der Vertrauensverlust in
die Politik ist beträchtlich. Die gescheiterte Ampel hat ungeachtet
aller Warnungen entweder tatenlos zugesehen oder völlig falsche
wirtschafts- und sozialpolitische Entscheidungen getroffen." Als größtes
Problem sieht er die Energie. "Das Energiethema bleibt die
Kardinalfrage, ob Deutschland und damit auch Nordrhein-Westfalen ein
Industrieland bleibt", mahnte Kirchhoff. "Nur wenn dies gelöst wird,
sehe ich wirklich Chancen für einen nachhaltigen Umschwung. Sonst wird
hier nicht mehr investiert - mit der Folge einer weitreichenden
Deindustrialisierung".
Deutschland liege in der Belastung mit
Stromkosten und Netzentgelten an der Weltspitze, mittelfristig sei die
Versorgungssicherheit gefährdet. "Dass die Politik über viele Jahre
hinweg vor allem in Ausstiegs- und nicht in Einstiegsszenarien gedacht
hat, hat der Industrienation schweren Schaden zugefügt", erklärte
Kirchhoff.
Mit Sorge sieht der Präsident, dass 44 Prozent der
Betriebe ihre Investitionen im Inland drosseln wollen. "Allein das muss
die Politik aufrütteln." Sonst werde es massive Wohlstandsverluste mit
Folgen für die Sozialsysteme geben. Mit Blick auf die Bundestagswahl im
Februar forderte er: Die Stärkung der Wirtschaft sei keine Erfüllung von
Unternehmerwünschen, sondern Basis für sichere Arbeitsplätze. "Es wird
höchste Zeit, dass sich was dreht", so Kirchhoff.
Quelle: dts Nachrichtenagentur