IG Metall will keine reine Kaufprämie für Elektroautos
In der Diskussion um neue Kaufanreize für Elektroautos in Deutschland hat sich IG-Metall-Chefin Christiane Benner gegen die Rückkehr zu einer reinen Kaufprämie ausgesprochen. "Eine reine Kaufprämie fände ich falsch, wir brauchen keine Strohfeuer", sagte Benner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Gleichzeitig schlug Benner andere Anreize vor. "Wir könnten aber zum
Beispiel Dienstwagen gezielt begünstigen und private Käufer über die
Einkommenssteuer entlasten. Auch über ein staatliche gefördertes
Sozial-Leasing-Modell analog zu dem französischen könnte man nachdenken -
also über spezielle Kaufanreize für Haushalte mit geringem Einkommen",
sagte sie.
In Deutschland waren die Neuzulassungszahlen von
Elektroautos im vergangenen Jahr massiv eigebrochen. 2024 wurden laut
Kraftfahrtbundesamt (KBA) 380.609 rein elektrisch angetriebene Pkw
erstmals zugelassen - mehr als 140.000 weniger als noch im Jahr zuvor.
Eine von der mittlerweile geplatzten Ampel-Bundesregierung aufgelegte
Kaufprämie für E-Autos war im Winter 2023 wegen Finanzlöchern
eingestellt worden. In ihrem Sondierungspapier hatten Union und SPD
festgehalten, die E-Mobilität mit einem neuen Kaufanreiz fördern zu
wollen.
Neue Anreize für den Kauf eines E-Autos sollten Benner
zufolge auch nur für in Europa hergestellte Fahrzeuge gelten. "Ich
glaube, dass niemand verstehen würde, wenn damit ein in China gebauter
BYD gefördert würde. Einen Kaufanreiz für rein in Europa gefertigte
Modelle hielte ich für sinnvoller", sagte sie.
Die derzeitige
Lage der deutschen Autoindustrie bezeichnete Benner angesichts in dieser
Woche verkündeter Gewinneinbrüche von Volkswagen, Porsche und BMW als
"sehr besorgniserregend". "Wir fahren im Moment als deutsche
Autoindustrie bei Batterietechnologien und Digitalisierung hinterher,
was dazu führt, dass wir jetzt zunächst durch ein Tal durchmüssen, bevor
es besser wird", sagte Benner. Sie erwarte nun von den Unternehmen, "da
jetzt mit uns durchzugehen und sich zum Standort zu bekennen". Es müsse
jetzt darum gehen, Beschäftigung und Strukturen zu erhalten. "Was
erstmal weg ist, kommt nicht wieder."
Positiv äußerte sich Benner
mit Blick auf erste Weichenstellungen auf europäischer Ebene. "Die
Verpflichtung für die Autobauer, weniger klimaschädliche Verbrenner zu
verkaufen, wurde deutlich abgeschwächt, Strafzahlungen dafür gestreckt",
sagte Benner. Daraus sollten nun auch Sicherheiten für die
Beschäftigten entstehen. "Jetzt geht es darum, die Produktion und
Innovation in Europa zu stärken. Jedem muss klar sein, dass Deutschland
ohne Autoindustrie, ohne Industrie insgesamt, ein armes Land wäre", so
die Gewerkschafterin weiter.
Quelle: dts Nachrichtenagentur