Auch EVG droht mit Streik bei der Bahn
Archivmeldung vom 22.04.2015
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtAm zweiten Tag des Streiks der Lokführer der Gewerkschaft GDL hat auch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit einem Ausstand bei der Deutschen Bahn gedroht. Bei den Tarifgesprächen am Donnerstag erwarte man ein "deutlich verbessertes Angebot" von der Bahn, so EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba am Mittwoch.
Ziel der Gewerkschaft sei es, zum 1. Juni 2015 einen Tarifvertrag für ihre Mitglieder abzuschließen. Die EVG fordert sechs Prozent, mindestens aber 150 Euro mehr pro Monat. Die Mitglieder der Gewerkschaft seien "bereit, für ihre berechtigten Forderungen auch persönlich einzutreten", so Rusch-Ziemba weiter. "Und das bedeutet am Ende Streik."
Die Bahn führt getrennte Tarifverhandlungen mit der EVG und der Lokführergewerkschaft GDL. Die GDL bestreikt seit Dienstagnachmittag den Güterverkehr der Bahn, seit dem frühem Mittwochmorgen ist auch der Personenverkehr betroffen.
Nach Angaben der Bahn fallen im Fernverkehr rund 70 Prozent der Züge aus. Die Lokführergewerkschaft fordert in dem Tarifstreit unter anderem ein Lohnplus von fünf Prozent und eine Kürzung der Wochenarbeitszeit. In den vergangenen Monaten war es deshalb bereits mehrfach zu Streiks gekommen.
Lokführer-Streik: 70 Prozent der Züge fallen aus
Im Zuge des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL fallen am Mittwoch rund 70 Prozent der Züge im Fernverkehr aus. Nach Angaben der Bahn werden 244 statt der üblichen 805 Züge im Fernverkehr eingesetzt. Im Regionalverkehr fahren demnach 15 bis 60 Prozent der Züge im gesamten Bundesgebiet. Der Güterverkehr ist ebenfalls stark von dem Streik betroffen. In Abstimmung mit den Güterverkehrskunden soll aber mindestens die Hälfte der Züge fahren. Die Deutsche Bahn unternehme "alles, um die Auswirkungen für ihre Kunden so gering wie möglich zu halten".
Die GDL hatte angekündigt, im Personenverkehr ab Mittwoch 2:00 Uhr für 43 Stunden bundesweit in den Ausstand zu treten. Die Schwerpunkte der Arbeitsniederlegungen sind Berlin, Potsdam, Halle, Frankfurt am Main und Mannheim. Die Lokführer-Gewerkschaft fordert in dem Tarifstreit unter anderem ein Lohnplus von fünf Prozent und eine Kürzung der Wochenarbeitszeit. In den vergangenen Monaten war es deshalb bereits mehrfach zu Streiks gekommen.
Lokführer-Streiks kosten Wirtschaft mehr als 600 Millionen Euro
Der neue Ausstand der Lokführer bei der Deutschen Bahn wird die deutsche Wirtschaft erneut einen dreistelligen Millionenbetrag kosten. Wie "Bild" (Mittwoch) berichtet, rechnet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) für den auf 66 Stunden angesetzten Streik beim Güterverkehr mit Einbußen bei den Unternehmen von mehr als 100 Millionen Euro.
"Dauert ein Streik mehrere Tage, kommen leicht über 100 Millionen Euro täglich als Streikkosten auf die Unternehmen zu", sagte DIHK-Chefvolkswirt Alexander Schumann gegenüber "Bild": "Die Schiene ist eine der Hauptschlagadern moderner Just-in-Time-Logistik und gerade für die deutsche Industrie unverzichtbar."
Nach Angaben des DIHK hatten die Lokführer-Streiks 2014 bereits einen Schaden in der Wirtschaft von mehr als einer halben Milliarde Euro verursacht. Mit dem bis Freitag dauernden Ausstand dürften sich die Gesamtkosten der Tarifauseinandersetzung zwischen Bahn und Gewerkschaft GDL nun auf weit mehr als 600 Millionen Euro erhöhen.
Schumann warnte, sollte die Wirtschaft das Vertrauen in die Zuverlässigkeit des Schienenverkehrs verlieren, müssten Güter auf die Straße verlagert werden. "Die Folge wären noch mehr Staus auf den Autobahnen", sagte der DIHK-Experte gegenüber "Bild".
GDL-Chef Weselsky wirft Bahn Realitätsverlust vor
Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat der Deutschen Bahn (DB) im Tarifstreit Realitätsverlust vorgeworfen. "Ich warte noch auf den Tag, an dem der Herr Weber einen Tarifvertrag hochzeigt, auf dem seine Unterschrift ist und meine, ich aber gar nicht dabei war", sagte Weselsky mit Blick auf DB-Personalvorstand Ulrich Weber im Gespräch mit dem Fernsehsender Phoenix.
Der Bahnvorstand wolle eben keine Zwischenergebnisse mehr unterschreiben, betonte Weselsky, sondern "stellt sich hin wie Pippi Langstrumpf und sagt, ich mache mir die Welt, wie ich sie will". Er werfe Papiere auf den Markt, unterschreibe sie einseitig und behaupte dann noch, dass die Tarifvertragspartei GDL bloß unterschreiben müsse, so Weselsky weiter.
Die GDL hatte angekündigt, im Personenverkehr ab Mittwoch 2:00 Uhr für 43 Stunden bundesweit in den Ausstand zu treten. Nach Angaben der Bahn fallen im Fernverkehr rund 70 Prozent der Züge aus. Die Schwerpunkte der Arbeitsniederlegungen sind Berlin, Potsdam, Halle, Frankfurt am Main und Mannheim. Die Lokführer-Gewerkschaft fordert in dem Tarifstreit unter anderem ein Lohnplus von fünf Prozent und eine Kürzung der Wochenarbeitszeit. In den vergangenen Monaten war es deshalb bereits mehrfach zu Streiks gekommen.
Unionsfraktionsvize: Lokführer sollten sich von GDL-Chef distanzieren
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Arnold Vaatz (CDU), hat die neuen Bahn-Streiks als "unangemessen" verurteilt und die Lokführer dazu aufgerufen, sich von GDL-Chef Claus Weselsky zu distanzieren. "Ich kann nur an die Lokführer appellieren, dass sie sich nicht von Herrn Weselsky am Nasenring durch die Manege führen lassen und ihren hervorragenden Ruf kaputt machen", sagte Vaatz der "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe).
"Die Lokführer müssen sich von dieser Gewerkschaftsführung distanzieren. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Reisenden der Bahn dauerhaft den Rücken kehren", sagte Vaatz. Die Lokführer müssten bedenken, dass auch ihre Jobs vom wirtschaftlichen Erfolg der Bahn abhingen. Zugleich sagte Vaatz, dass er "hohen Respekt" vor der Leistung der Lokführer habe. "Sie sind für den sicheren Transport von Menschen verantwortlich."
Quelle: dts Nachrichtenagentur