Kartellamt befürchtet schlechtere Klinik-Qualität nach Reform
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, sieht die vom Bundestag beschlossene Krankenhausreform kritisch, weil es keine Fusionskontrolle durch das Kartellamt mehr gäbe.
Mundt der "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe): "Ein Reformbedarf im
Krankenhaussektor ist offenkundig. Aber wir kritisieren, dass die Länder
jetzt jegliche Zusammenschlüsse von Krankenhäusern freigeben können,
ohne dass es noch eine wettbewerbliche Fusionskontrolle durch uns gibt.
Nun droht, dass die Patienten an manchen Orten keine Auswahl mehr haben,
was dann wiederum indirekt auf die Qualität drücken kann."
Außerdem
wies Mundt die Forderungen des designierten US-Vizepräsidenten JD Vance
zurück, den Nachrichtendienst X (früher Twitter) in der EU nicht zu
regulieren. "Zu X kann ich nur sagen, dass Unternehmen, die in Europa
Geschäfte machen wollen, sich auch an das hier geltende Recht und Gesetz
halten müssen. Das ist nicht verhandelbar."
Beim Konzern Meta,
der unter anderem Instagram und Facebook betreibt, sei man einen Schritt
weiter: "Meta folgt unseren wesentlichen Forderungen. Die Kunden haben
jetzt Wahlfreiheit, ob ihre Daten bei Meta-Diensten wie Facebook oder
Instagram zusammengeführt werden und auch wie und ob extern gesammelte
Daten abgespeichert und genutzt werden dürfen. Wenn sie das nicht
wollen, können sie jetzt trotzdem die Dienste nutzen. Das war vor
unserem Verfahren nicht so."
Er rät Kunden, sich zu informieren:
"Ich kann nur den Rat geben, sich die Wahlmöglichkeiten genauer
anzuschauen. Wir haben uns bei den Gesprächen mit Meta große Mühe
gegeben, damit die Nutzer mögliche Optionen der Datennutzung gut
nachvollziehen können."
Das Bundeskartellamt will ferner die
aktuell zeitweise extrem hohen Strompreise an den Strombörsen
überprüfen. "Wir monitoren die Preisbildung am Strommarkt fortlaufend
und engmaschig", so Mundt. "Der Winter 2024/2025 ist der erste, den wir
mit einem reduzierten Kraftwerkspark angehen. Zunehmende Preisausschläge
nach oben waren daher zu erwarten, und sie können ein normales und
unverfälschtes Marktergebnis sein. Aber um sicherzugehen, werden wir uns
die Preisbildung während der Dunkelflaute sehr genau ansehen", führte
Mundt weiter aus.
Damit mehr Elektroautos verkauft werden, sei
mehr Wettbewerb bei Ladesäulen notwendig, sagte der
Kartellamts-Präsident: "Es ist nicht gut, dass viele Kommunen die
Flächen für Ladesäulen vorrangig an das eigene Stadtwerk oder an nur
einen Anbieter vergeben. Die Kunden haben nur Wahlfreiheit, wenn sie in
einem nicht allzu weiten Umfeld Ladesäulen mehrerer Anbieter anfahren
können. Um die Anbietervielfalt künftig zu stärken, sollte insbesondere
bei Vergaben die begrenzte lokale Reichweite der betroffenen Märkte
berücksichtigt werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur