Handwerksverband fürchtet Lehrlingsmangel und Betriebesterben
Archivmeldung vom 01.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićJörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), hat vor dem Hintergrund des erneut deutlichen Mangels an Auszubildenden vor einem Betriebesterben im Handwerk gewarnt. "In den kommenden fünf Jahren müssen mindestens 125.000 Betriebsnachfolgen geregelt werden", sagte Dittrich der "Rheinischen Post". Für die brauche es entsprechend qualifizierte Meister.
Da auch im Ausbildungsjahr 2024, das an diesem 1. August beginnt, wieder
Tausende Lehrstellen unbesetzt blieben, werde es immer schwieriger für
die Betriebsinhaber, geeignete Nachfolger zu finden, so Dittrich.
"Leider ist auch in diesem Jahr zu befürchten, dass am Ende des Jahres
wieder rund 20.000 Ausbildungsplätze, die Handwerksbetriebe angeboten
hatten, unbesetzt bleiben werden, wie es im Durchschnitt der vergangenen
Jahre der Fall war. Momentan deutet nichts darauf, dass es in diesem
Jahr grundsätzlich anders sein wird", sagte der Verbandspräsident.
"Es
gibt einfach weniger junge Menschen." Hinzu kämen bildungspolitische
Weichenstellungen, die zu Lasten der beruflichen Ausbildung gingen. "Wir
schicken noch immer zu viele junge Menschen in Richtung Studium, aus
dem veralteten Verständnis heraus, dass nur ein Studium Wohlstand und
Erfolg bringt. Das erweist sich inzwischen als Fehleinschätzung. Das mit
einem Studium verbundene Aufstiegsversprechen lässt sich längst nicht
mehr für alle einlösen, während es gleichzeitig zu wenige beruflich
Qualifizierte gibt", sagte Dittrich.
"Die Politik hat die Brisanz
des Fachkräftemangels noch nicht ausreichend erkannt. Wie sollen wir
die großen Zukunftsthemen angehen, wenn die qualifizierten Fachkräfte
fehlen? Schon jetzt ist der Fachkräftesockel, auf dem unsere Wirtschaft
basiert, brüchig und droht wegzubrechen, mit gravierenden Folgen für
unsere Zukunftsfähigkeit", warnte Dittrich. "Wenn wir dem nicht
entgegenwirken, werden die Fachkräfteengpässe zu echten Bremsklötzen der
wirtschaftlichen Entwicklung und der großen Transformationsaufgaben
beim Klimaschutz sowie der Energie- und Mobilitätswende."
Dabei
könne man heute in einem Ausbildungsberuf und mit anschließenden Fort-
und Weiterbildungen oft eine bessere Karriere machen als mit einem
Studium. "Das Handwerk bietet ein hohes Maß an beruflicher und
materieller Sicherheit. Im Handwerk sind Hände und Kopf gefragt", sagte
Dittrich.
Die am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe im
Handwerk, gemessen an den Neuvertragszahlen der letzten Jahre, seien
Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker und Anlagenmechaniker für
Sanitär, Heizung, Klima, so der Verbandspräsident. "Doch in vielen
Gewerken ist der Bedarf hoch, besonders hoch aktuell in den
Klimahandwerken sowie den Lebensmittel- und Gesundheitshandwerken."
Quelle: dts Nachrichtenagentur