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Commerzbank: Börsenbericht für die Woche vom 01.09. bis 05.09.2008

Archivmeldung vom 02.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Arbeitslosenzahl ging im August in Deutschland um 40.000 auf eine Quote von 7,7% zurück, den tiefsten Stand seit 16 Jahren. Zu diesem Rückgang haben insbesondere die Wiedereinstellung von Lehrern nach den Sommerferien sowie der Beginn des neuen Ausbildungsjahres beigetragen.

Der Arbeitsmarkt wird sich jedoch nicht dauerhaft von dem sich sonst abzeichnenden wirtschaftlichen Dynamikverlust abkoppeln können. Der dritte Absturz des ifo-Geschäftsklimaindex (s. Abbildung links) in Folge sowie der erneute Rückgang des Economic Sentiment Indicator (ESI) zeigen, dass sich die europäische Wirtschaft deutlich abkühlt. Allerdings kommt etwas Entlastung durch den Ölpreisrückgang, der sich auch im Rückgang der Inflationsrate im August von 4% auf 3,8% widerspiegelt sowie durch die Dollaraufwertung der vergangenen Wochen, die die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Exporteure stärkt. In den USA ist der befürchtete Einbruch im Verarbeitenden Gewerbe bisher noch nicht eingetreten. Der Sektor entwickelt sich verhältnismäßig robust, was gegen eine Rezession spricht. Zudem wurde das BIP für Q2 von ursprünglich 1,9% auf 3,3% nach oben revidiert, was insbesondere der besser als erwarteten Exportentwicklung und einer Aufwärtsrevision der Lagerbestände zu verdanken ist. Auch die Verbraucherstimmung hat sich im August stabilisiert, wenn auch auf tiefem Niveau. Allerdings zeigt die Einkommens- und Verbrauchsentwicklung der privaten Haushalte, dass im zweiten Halbjahr mit einer schlechteren Entwicklung als im ersten Halbjahr zu rechnen ist.

Ausblick

Im Euroraum steht die Zinsentscheidung der EZB im Fokus. Eine Änderung des Leitzinses wird es nicht geben, darüber besteht Einigkeit. Mit Spannung wird jedoch die Pressekonferenz im Anschluss an die Ratssitzung erwartet, bei der die Notenbank die neuen Wachstums- und Inflationsprognosen für 2008/09 veröffentlicht. Die letzten, im Juni veröffentlichten Projektionen lagen beim Wachstum bei 1,8% im Jahr 2008 und 1,5% im Jahr 2009. Für die Inflation nahm die EZB 3,4% beziehungsweise 2,4% an. Während sich die Inflationsprognosen trotz des Ölpreisrückgangs allenfalls geringfügig ändern dürften, sollten die schwachen Daten der vergangenen Monate zu einer Senkung der Wachstumsprognosen geführt haben. Die merkliche Konjunkturabkühlung spricht gegen eine weitere Zinserhöhung. Dennoch ist nicht mit einer baldigen Zinssenkung zu rechnen, da der Inflationsdruck, auch aufgrund des Lohnauftriebes, noch eine Weile hoch bleiben dürfte. Die Daten aus den USA sollten weiterhin ein gemischtes Bild zeigen. Zwar dürfte der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten fallen, doch ist dieser Wert noch weit von den Niveaus entfernt, die bei Rezessionen in der Vergangenheit erreicht wurden. Die Arbeitsmarktentwicklung ist dagegen besorgniserregender. Die Beschäftigung sollte im August weiter zurückgegangen sein, was sich in den nächsten Monaten entsprechend negativ auf den Wachstumstreiber der US-Wirtschaft - den Konsum - auswirken dürfte.

    Aktienmärkte

    Rückblick

    Der deutsche Aktienmarkt präsentierte sich in der letzten Handelswoche weitgehend unspektakulär. Wie erwartet wurde die Richtungsentscheidung zunächst vertagt und der Seitwärtstrend fortgesetzt. Auffällig an der Börsenentwicklung der letzten Handelstage war insbesondere das deutlich rückläufige Umsatzvolumen. Selbst der deutlich schwächer als erwartet ausgefallene ifo-Index hat die Investoren offenbar kalt gelassen. Der DAX konnte bei sehr niedrigen Umsätzen in der abgelaufenen Handelswoche etwa 1,3% zulegen. Auf europäischer Ebene bietet sich ein ähnliches Bild, der Stoxx50 hat im Wochenverlauf sogar 1,8% gewonnen. Die amerikanischen Aktienmärkte waren bei ebenfalls relativ geringen Volumina vor dem großen Labour-Day-Wochenende weiterhin heftigen Schwankungen ausgesetzt, die nicht zuletzt durch widersprüchliche Konjunkturdaten verursacht wurden. Kräftigen Kursverlusten zum Wochenauftakt folgten drei positive Börsentage, aber das neu gewonnene Vertrauen schwand am Freitag wieder. Am Freitagabend lag der breiter angelegte S&P 500 um 0,7% unter dem Vorwochenschluss. Temporär belastend wirkte auch der erneut gestiegene Erdölpreis. Die Verteuerung hängt allerdings mit der Bedrohung der US-Golfküste durch den Wirbelsturm Gustav zusammen und könnte sich als lediglich vorübergehend herausstellen.

Ausblick

Die Zurückhaltung der letzten Woche könnte sich auch zum Wochenauftakt fortsetzen, denn bedingt durch den Feiertag in den USA (Labour Day) fehlt dem deutschen Aktienmarkt zunächst die gewohnte Leitlinie. Darüber hinaus ist im weiteren Wochenverlauf allerdings nur mit einem sehr begrenzten Newsflow von Unternehmensseite zu rechnen. Hier dürften vor allem die Verkehrszahlen der großen europäischen Fluggesellschaften die Investoren interessieren. Damit bleibt vorerst die makroökonomische Datenlage im Fokus des Interesses. In Summe dürften die makroökonomischen Daten - speziell mit Blick auf Deutschland - das Bild einer konjunkturellen Schwächephase weiter festigen. Zwar ist dies an den Aktienmärkten bereits weitgehend Konsens, so dass die damit verbundenen Rückschläge begrenzt bleiben dürften, doch fehlt weiterhin eine Initialzündung für kurzfristig deutliche Kurssteigerungen. Die jüngsten positiven Überraschungen aus den USA dürften noch nicht in allen weiteren Daten eine Fortsetzung finden. Vielmehr sollte die Phase konjunktureller Unsicherheit weiter Bestand haben. Somit gehen wir unverändert davon aus, dass der deutsche Aktienmarkt seine seitwärts gerichtete Entwicklung fortsetzt. Insgesamt werten wir die Lethargie der Investoren keineswegs als schlechtes Zeichen. Vielmehr dürften die spärlichen Kursreaktionen ein Indiz dafür sein, dass sich Aktien in unmittelbarer Nähe ihres Tiefs befinden. So bleibt unsere Einschätzung der Vorwoche bestehen: Kurzfristig bleibt das Umfeld weiter volatil, so dass wir hier auch technisch untermauert von der bestehenden Seitwärtsbewegung ausgehen. Mittelfristig überwiegen trotz des derzeit insgesamt schwierigen Umfeldes für Dividendentitel die Chancen, weshalb sich insbesondere auf dem derzeitigen Niveau ein Investment in Aktien auf mittlere Sicht lohnen sollte.

Rentenmärkte

Rückblick

Etwas fester schlossen die Rentenmärkte in der vergangenen Handelswoche. Der erneute Absturz des ifo-Geschäftsklimaindex sowie weiter deutlich rückläufige Stimmungsindikatoren aus dem Euroraum (ESI, Verbrauchervertrauen, Unternehmensvertrauen) verschafften den sicheren Staatsanleihen Zulauf. Etwas Gegenwind kam allerdings durch Aussagen aus EZB-Kreisen, die verdeutlichten, dass die Zentralbank derzeit keinen Spielraum für Zinssenkungen sieht. Am Freitag waren jedoch deutliche Abschläge zu verzeichnen, nachdem der Chicago Einkaufsmanagerindex positiv überraschte und Inflationsdaten aus Europa auf nachlassenden Preisdruck hinwiesen.

Ausblick

In dieser Woche dürften die Rentenmärkte Unterstützung von den US-Konjunkturdaten erhalten, die eine weitere Eintrübung der wirtschaftlichen Lage zeigen sollten. Insbesondere der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe am Dienstag und der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag werden große Aufmerksamkeit erfahren und könnten für Kursauschläge sorgen. Von der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank ist allerdings eher mit etwas Gegenwind zu rechnen, da sich EZB-Präsident Trichet auf der anschließenden Pressekonferenz wohl neutral positionieren dürfte und trotz der offensichtlichen Wachstumsabschwächung auf weiterhin hohen Inflationsdruck hinweisen wird. Davon sollten vor allem die kurzen Laufzeitenbereiche betroffen sein, was einem steileren Verlauf Versteilerung der Zinsstrukturkurve zunächst entgegensteht. Diese dürfte wohl erst dann eintreten, wenn sich eine Zinssenkung abzuzeichnen beginnt und die US-Renditen im langen Laufzeitenbereich zu steigen anfangen und somit auch das lange Ende der Euro-Kurve etwas nach oben ziehen.

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Quelle: Commerzbank AG
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