KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Stimmung im Mittelstand etwas stabiler, Geschäftsklima bei den Großunternehmen gibt weiter nach
Archivmeldung vom 02.10.2019
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Freigeschaltet durch André OttNach einer deutlichen Verschlechterung im Vormonat hat sich das mittelständische Geschäftsklima im September etwas erholt und steigt um 1,1 Zähler auf ein Niveau, das in etwa dem langjährigen Durchschnitt entspricht.
Ursächlich für die Erholung ist vor allem die Beurteilung der aktuellen Lage der Mittelständler, die sich um 2,0 Zähler auf 12,2 Saldenpunkte verbessert. Mit Blick auf die kommenden 6 Monate setzt sich der seit Ende 2018 aufkommende Pessimismus unter den Mittelständlern fort: So steigen die Geschäftserwartungen im September zwar minimal um 0,4 Zähler, liegen aber mit -11,8 Saldenpunkten weiterhin sehr niedrig.
Das Geschäftsklima der Großunternehmen kennt derweil nur den Weg nach unten und gibt im September um einen Zähler auf -14,1 Saldenpunkte nach. Verschlechtert haben sich sowohl die Lagebeurteilungen (-1,3 Zähler) als auch die Geschäftserwartungen (-0,7). Damit vertieft sich die seit Anfang 2018 zu verzeichnende Kluft zwischen dem Geschäftsklima der Mittelständler und dem der Großunternehmen weiter. Markant ist der Abstand vor allem bei den Lageurteilen, die im Mittelstand um fast 22 Punkte besser ausfallen als bei den Großunternehmen. Während letztere ihre Lage mit -9,5 Saldenpunkten ungewöhnlich schlecht einschätzen, sind die Mittelständler mit ihrer Geschäftssituation weiterhin mehrheitlich zufrieden.
Als hartnäckig erweist sich auch die Zweiteilung zwischen den mittelständischen Unternehmen verschiedener Branchen: Sehr negativ gestimmt sind das Verarbeitende Gewerbe und der damit eng verbundene Großhandel. Andererseits hält sich unter den Einzelhändlern und vor allem dem Bauhauptgewerbe das Geschäftsklima auf einem ungewöhnlich hohen Niveau.
KfW-Ökonom Dr. Philipp Scheuermeyer sagt: "Die Industrierezession hat im Jahresverlauf auch den Großhandel und Teile der Dienstleistungsunternehmen erfasst und ein Ende ist derzeit nicht absehbar. Die Ursachen für die Probleme blieben im Erhebungszeitraum kaum verändert. Ein harter Brexit zum 31. Oktober ist zwar durch die Gesetzgebung des britischen Parlaments unwahrscheinlicher geworden, kann aber zu diesem und insbesondere zu einem späteren Zeitpunkt noch nicht ausgeschlossen werden. Der Handelskonflikt zwischen China und den USA ist trotz kleiner Entspannungssignale unkalkulierbar. Die hohe politische Unsicherheit führt in Deutschland, aber auch global, zu einer Investitionszurückhaltung, die der insgesamt sehr zyklisch ausgerichteten deutschen Industrie schadet."
Der Arbeitsmarkt zeigt sich noch einigermaßen robust. Die KfW-ifo-Beschäftigungserwartungen liegen zwar im Abwärtstrend, befinden sich aber beim beschäftigungsintensiveren Mittelstand noch knapp oberhalb des langfristigen Durchschnitts. Aufgrund des Fachkräftemangels zögern viele Unternehmen den Stellenabbau trotz pessimistischer Geschäftserwartungen so lange wie möglich hinaus. Mit zunehmender Dauer der Konjunkturschwäche dürfte sich das allerdings ändern.
Für das Gesamtjahr 2019 rechnet KfW Research mit einem positiven Wachstum von 0,4 %, allerdings nur aufgrund des guten Jahresstarts. Für 2020 besteht Hoffnung auf eine Wachstumsnormalisierung zur Jahresmitte, wodurch sich die Jahresrate auf 0,6 % erhöhen könnte.
Quelle: KfW (ots)