Commerzbank: Börsenbericht
Archivmeldung vom 02.04.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.04.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie internationalen Aktienmärkte konnten die Dynamik der Vorwoche nicht halten und gaben in den vergangenen fünf Handelstagen mehrheitlich nach. Nur der deutsche Leitindex Dax rettete sich mit einem kleinen Plus ins Wochenende - er legte um 0,26% zu.
Rückblickend gewann der deutsche Index im 1. Quartal diesen
Jahres 4,8%, so dass die Kursturbulenzen von Ende Februar schon fast
in Vergessenheit geraten sind. In den USA drückten v.a. überzogene
Konjunkturängste auf die Stimmung der Aktionäre - ungünstige
volkswirtschaftliche Daten sowie ein erstarkter Ölpreis führten dazu,
dass Investoren Gewinne realisierten. Im Vergleich zum
Wochenvorschluss verlor der amerikanische Dow Jones rund 1%, nachdem
er zuvor an der Widerstandsmarke bei 12.500 Punkten abgeprallt ist.
In Tokio hielt die Volatilität auch in der vergangenen
Handelswoche an, letztendlich verlor der Nikkei 225 etwa 1,1%, der
marktbreitere Topix, der 1.700 Werte umfasst, gab sogar um 1,6% nach.
Im ersten Quartal 2007, welches gleichzeitig das Ende des
Fiskaljahres markiert, legte der Nikkei 225 gerade einmal 0,36% zu
und liegt damit fast auf dem Niveau vom Jahresanfang. Die japanische
Notenbank hat heute Morgen den weltweit beachteten Tankan-Bericht
vorgelegt, in dem knapp 9.400 Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage
und zum Ausblick befragt werden. Die Stimmung in den Manageretagen
der japanischen Großindustrie hat sich erstmals seit vier Quartalen
verschlechtert. Der von der Zentralbank ermittelte Stimmungsindex für
die Großindustrie sank in den drei Monaten zum März auf 23 nach 25 im
Dezember. Das Ergebnis entsprach den durchschnittlichen Erwartungen
von Analysten. Zusätzlich wurde in der vergangenen Woche eine Reihe
von Konjunkturdaten veröffentlicht, die in Summe eher gemischt
ausfielen. Die Unsicherheit bezüglich der weiteren konjunkturellen
Entwicklung dürfte daher zunächst anhalten.
Die internationalen Rentenmärkte tendierten in der letzten Handelswoche leichter. Die längeren Laufzeitensegmente verzeichneten die größten Kursabschläge. In den USA sprechen die Zeichen nun klarer für eine wirtschaftliche Abschwächung. Der Euro-Rentenmarkt konnte sich den schwächeren Vorgaben aus den USA nicht entziehen, obwohl die Stimmung der europäischen Unternehmer für eine positive Überraschung sorgte.
In der vergangenen Woche schwankte der Markt für US-Staatsanleihen
zwischen steigenden Inflationserwartungen und zunehmendem
Konjunkturpessimismus. Die Stimmung der amerikanischen Konsumenten
hat sich im März, bedingt durch den gestiegenen Benzinpreis, stärker
als erwartet eingetrübt. Die nächste schlechte Nachricht für die
US-Konjunktur war der erneute Einbruch der Auftragseingänge für
langlebige Wirtschaftsgüter im Februar. Bereits im Januar war die
Nachfrage nach Investitionsgütern deutlich zurückgegangen. Damit
stehen für die USA die Zeichen klar auf Abschwung und die
Wachstumsprognose für 2007 wurde auf aktuell 1,8% (vorher 2,1%)
reduziert. Das schwächere Wachstum sollte auch die amerikanische
Notenbank zur Aufgabe ihrer Zurückhaltung veranlassen und nun bis zu
drei Zinssenkungen im 3. und 4. Quartal, beginnend im August,
veranlassen. Der US-Leitzins sollte damit Ende 2007 bei 4,50% liegen.
Zum Ende der Woche gab es wieder etwas positivere Nachrichten: Die
privaten Haushalte profitieren weiterhin von starken
Einkommenszuwächsen, die den Konsum und damit die Gesamtwirtschaft
stützen. Der von der Fed bevorzugte Indikator der Verbraucherpreise
stieg im Februar unerwartet um 0,3% gegenüber Januar. Die
Vorjahresrate nahm wieder zu und liegt mit 2,4% oberhalb der so
genannten "Komfortzone" des FOMC.
Der ifo-Geschäftsklimaindex zeigte, dass die befragten Unternehmen
sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten für die Zukunft
besser beurteilen. Eine Stimmungsverbesserung war vor allem in der
Industrie zu verzeichnen. Allerdings bedeutet dies noch nicht, dass
die Wirtschaft zu ähnlich hohen Wachstumsraten wie in 2006
zurückkehrt. Sie wird nach wie vor durch eine Abschwächung der
Weltkonjunktur und die deutlichen Zinserhöhungen der EZB belastet.
Aufgrund der guten Stimmung von Unternehmern und Verbrauchern wird
sich die EZB in ihrem guten Konjunkturbild bestätigt sehen und den
Leitzins im Juni erhöhen. Allerdings lag die Teuerungsrate für März
mit 1,90% unter dem Zielwert von 2% und verschafft der EZB damit den
Spielraum, ab Juni eine längere Zinspause einlegen zu können.
Die wichtigsten in dieser Woche anstehen US-Daten sind der
ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe und der
US-Arbeitsmarktbericht am Karfreitag. Ein steigende Arbeitslosigkeit
und weniger Lohndruck könnte die Fed darin bestärken, die Leitzinsen
schnell zu senken. Sollte sich allerdings ein anderes Bild des
US-Arbeitsmarktes zeigen, dann dürften sich die
Zinssenkungserwartungen der Marktteilnehmer weiter in die Zukunft
verschieben. Für den amerikanischen Rentenmarkt könnte dies dann ein
Verlassen des Aufwärtstrends bedeuten. Für das Wachstum in der
Eurozone sind die Märkte weiter optimistisch. Auch schwächere
Einkaufsmanagerindizes in dieser Woche sollten diese Einschätzung
nicht ändern, zu stark ist der Einfluss der Stimmungsindikatoren der
vergangenen Woche. Für den Euro-Rentenmarkt bleibt das Abwärtsrisiko
bestehen.
Auf Unternehmensseite stehen diese Woche nur wenige Werte aus der
2. und 3. Reihe auf der Agenda, viele Analysten warten nun gespannt
auf den Startschuss zur Berichterstattung über das 1. Quartal 2007,
der mit den Zahlen von Alcoa am 10.04.2007 fällt. In der laufenden
Woche wird der Hauptaugenmerk weiter auf das Thema Fusionen und
Übernahmen gerichtet sein, im Fokus stehen hierbei v.a. die
Unternehmen ABN Amro, Münchener Rück, Adidas und Volkswagen. Ferner
dürfte die gesamte Bankenbranche profitieren, da Citigroup laut über
einen Einstieg im deutschen Markt nachdenkt.
Fazit: Mangels aussagekräftiger und marktrelevanter
Unternehmensdaten dürfte die Karwoche geprägt sein von
Konjunkturdaten, vornehmlich aus den USA. Sollten sich die Anzeichen
auf eine deutliche Abschwächung der weltgrößten Volkswirtschaft
verstärken, könnte der Dax durchaus leichter notieren. Entscheidend
wird sein, ob die Daten eine US-Konjunkturabkühlung ankündigen oder
ob eine robuste Weltkonjunktur ein "soft-landing" ermöglicht. Einen
kurzfristigen Risikofaktor stellt die Entwicklung des Ölpreises dar -
die Zuspitzung des Iran-Konfliktes hat den Ölpreis seit Mitte März um
fast 15% auf den höchsten Stand seit September 2006 steigen lassen.
Die Volatilität sollte den Märkten auch in den kommenden Tagen
erhalten bleiben, rückläufige Kurse sollten partiell zum Einstieg
genutzt werden. Unterstützung erhalten v.a. deutsche Werte durch eine
Rekordsumme an Dividenden, die an Anleger ausgeschüttet werden. Rund
35 Milliarden Euro werden in diesem Jahr ausgeschüttet - so viel wie
nie zuvor. Mittelfristig halten wir am Jahresendziel von 7.400
Punkten für den Dax fest. Privatanlegern wird die Aktie von
DaimlerChrysler empfohlen.
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Quelle: Pressemitteilung Commerzbank AG