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TIV Trendinvest: Rettung mit Strom aus Wasserdampf?

Archivmeldung vom 22.11.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.11.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Rechtsanwalt Christian Heinrich Röhlke aus Berlin Bild: GoMoPa.net / © Bankenskandal.de
Rechtsanwalt Christian Heinrich Röhlke aus Berlin Bild: GoMoPa.net / © Bankenskandal.de

Nachdem die mobilen Umwandlungs-anlagen von Jauche zu Wasser der TIV Trendinvest GmbH & Co. Umweltfonds KG (TIV 1) aus Trier in Rheinland-Pfalz offensichtlich keiner haben wollte und sich viele Mietverträge für die Geräte als Fake herausstellten, und nachdem die Betreiberfirma Multiclair International GmbH in Zschorlau überraschend 2009 pleite ging, wollen nun der Fonds-Manager Christian Göbel und Ansprechpartner Dr. Frank Balmes den Fonds mit Strom aus Wasserdampf retten.

Im Augenblick habe der Fonds so wenig Mittel, dass es sich nicht mal mehr lohnen würde, dafür weiter eine Mittelverwendungskontrolleurin zu beschäftigen. Sie wird entlassen.

Zur Rettung soll das amerikanische Unternehmen Aqua Society Inc. aus Nevada mit Zweigniederlassung in Herten (NRW) des einstigen Hertener Bergmannes Hubert Hamm so genannte Green Power Container (GPC) bauen, die von der Fonds-Partnerfirma UTB Umwelttechnik Brandenburg GmbH an Industriekunden vermietet werden sollen.

Diese Container sollen überschüssigen Wasserdampf aus Industrieleitungen in Strom umwandeln. Bis dafür zahlende Kunden gefunden worden sind, müssen die Anleger auf Ausschüttungen verzichten.

Man bemüht sich außerdem, für die bezahlten Multiclair-Anlagen doch noch echte Mieter zu finden.

Doch da besteht das Problem darin, dass die alten Jauche-Aufbereitungsanlagen, in die der Fonds Anlegergelder gepumpt hatte, nicht funkioniert hätten, wie die Freie Presse aus Sachsen schrieb.

2003 siedelte sich die Chemnitzer Unternehmerin und Multiclair-Geschäftsführerin Ute Sprint - damals unter dem Namen Multiclair GmbH - in Schwarzenberg an. Mit ihrer Geschäftsidee, Schmutzwässer aufzubereiten, belegte sie im Erzgebirgischen Gründerwettbewerb den 2. Platz. Doch schon damals musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Nach der Pleite gründete Sprint die Multiclair International GmbH in Zschorlau. 2007 setzte Trendinvest das ganze Fondskapital auf ihr Know How.

Doch ein Laborant berichtete der Zeitung, dass alles nur ein Bluff gewesen sei.

Bei Festen und Firmenrundgängen seien die Sattelschlepper ebenso wie die Belegschaft lediglich vorgeführt worden, um Investoren hinters Licht zu führen, erzählte der Laborant.

"Das ist Wirtschaftsbetrug", bringt der Ex-Betriebsleiter der Firma seine Einschätzung auf den Punkt. "Warum stehen denn die Anlagen, die angeblich überall auf der Welt laufen, in Zschorlau?"

Man habe kaum zu tun gehabt, ergänzt eine bis Mai 2009 beschäftigte technische Zeichnerin, sie habe nur Alibi-Skizzen angefertigt. Zwar sei das schmutzige Wasser bei Schauvorführungen relativ klar aus dem Filter gelaufen, "aber es enthält noch Giftstoffe", ist der Laborant überzeugt. Weil seine Bedenken bei der Firmenleitung auf taube Ohren stießen, habe er selbst gekündigt - "aus moralischen Gründen".

Trendinvest-Manager Göbel glaubt offenbar weiter an die Technik, er gab der Multiclair-Führung die Schuld für das Verschwinden der Anlegergelder. "Dieses Geld ist irgendwo auf dem Weg hängen geblieben", sagte Göbel der Freien Presse und wurde noch deutlicher: "Es scheiterte nicht an der Technologie, sondern am Management." Deshalb habe Trendinvest die Geschäftsbeziehung mit Multiclair nach gut einem Jahr bereits Mitte 2008 aufgekündigt und keine weiteren Anlagen bauen lassen.

Die Trendinvest musste sich einen neuen Umwelttechnik-Partner suchen. Doch auch beim neuen Projekt scheint der Erfolg noch in weiter Ferne zu liegen.

Von den als Zielinvestment ausgesuchten Stromerzeugungs-Containern soll es bislang nur zwei Pilotanlagen geben, die noch keine Marktreife bewiesen hätten. Nachfragen des Finanznachrichtendienstes GoMoPa.net nach konkreten Green Power Containern werden über den Firmen-Anwalt des TIV1, Dr. Martin Dietrich von der Kanzlei Herbst / Böcker aus Berlin Charlottenburg, abgeblockt: "Aufgrund laufender Verhandlungen mit Projektpartnern und Endkunden ist unsere Mandantschaft nicht befugt, Ihnen bezüglich der Kosten, Wirtschaftlichkeit et cetera der GPC Auskunft zu geben."

Wie sieht nun das Sanierungskonzept des Fondsmanagements konkret aus?

Der Berliner Rechtsanwalt Christian Heinrich Röhlke hat sich das Sanierungskonzept angesehen und teilte dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net mit: "Die Beteiligungsgesellschaft TIV Trendinvest GmbH & Co. Umweltfonds KG (TIV 1) hat auf ihrer außerordentlichen Gesellschafterversammlung am 20. Mai 2011 ein Konzept zur Sanierung des Fonds beschlossen.

Ebenfalls wurde beschlossen, der UTB Umwelttechnik Brandenburg GmbH sämtliche Schulden zu erlassen, die den Gesamtbetrag von 72.500 Euro übersteigen.

Im Gegenzug soll die UTB bis zu drei Wasserreinigungsanlagen gegen so genannte Green Power Container (GPC) austauschen. Diese sollen an Industriekunden vermietet werden, um aus überschüssiger Abwärme Strom zu gewinnen.

Die verbleibenden Reinigungsanlagen sollen umgebaut werden und in Zusammenarbeit mit der UTB weiter vermietet werden.

Ausschüttungen an die Gesellschafter erfolgen künftig, wenn überhaupt, nur noch jährlich. Die Mittelverwendungstreuhänderin (zugleich Treuhandkommanditistin) soll aus dem Kontrollvertrag entlassen werden."

In welcher Zwangslage befindet sich der Fonds?

Rechtsanwalt Röhlke schätzte im September 2011 ein: "Der Geschäftsführers Christian Göbel lässt die vorhandene Liquidität von unter 25.000 Euro (die zu allem Überfluss auch vom Finanzamt gepfändet wurden) des TIV 1 kaum noch finanziellen Spielraum. Die von der inzwischen insolventen Multiclair International GmbH im Wege des Sale-and-Lease-Back erworbenen und anschließend direkt zurückvermieteten Wasserreinigungsanlagen sind, das wurde auf der Versammlung klar, im derzeitigen Zustand nicht einsatzfähig und müssen zunächst mit neugewonnenen Partnern unter Leitung der UTB GmbH umgerüstet werden.

Die Geräte seien zwar kein kompletter Mist, aber durch die Verwendung extrem energieintensiver Technik nicht für den vorgesehenen Einsatz bei Industrie und kommunalen Verwendern geeignet. Demgemäß ist auch der einzige Mietvertrag mit einem gewerblichen Kunden inzwischen beendet.

Die UTB soll nun die Anlagen wieder vermietbar machen. Als zweites Standbein soll daneben der Fonds durch einen Anlagentausch drei Stromgeneratoren GPC erhalten, deren Marktchancen als positiv eingeschätzt werden."

Was wird aus der Hinterlassenschaft der Multiclair?

Rechtsanwalt Röhlke: "Hintergrund der Misere ist ein anscheinend unsauberes Geschäftsgebaren des wichtigsten Produktpartners des Fonds, der Multiclair International GmbH. Diese sollte zunächst 10, später dann 11 mobile Wasserreinigungsanlagen herstellen, an die TIV 1 verkaufen, direkt danach zurückmieten und weiter untervermieten. Aus den Untermieterlösen sollte auch die Hauptmiete beglichen werden.

Den Anlegern wurde von der TIV 1 jährlich mitgeteilt, wo denn die Anlagen stehen und dass die Untermietverträge existieren, die Mieteinnahmen fliessen. Allein in der Türkei sollten zwei Anlagen vermietet sein. Tatsächlich gab es nur einen Untermietvertrag in Deutschland, der inzwischen gekündigt ist.

In der Türkei gab es nur eine Präsentationsanlage und eine weitere, die allerdings nicht vom Zoll freigegeben wurde und jahrelang im Hafen von Istanbul stand. Nach Mitteilung der Geschäftsführung sei diese Anlage nunmehr aber unter dubiosen Umständen verschwunden. Eine Aufklärung dieses Verschwindens solle allerdings laut Gesellschafterbeschluß aus Geldmangel unterbleiben.

Aber auch die anderen Untermietverträge in Belgien oder Deutschland waren wohl von Multiclair frei erfunden. Die Mieten wurden so lange gezahlt, wie Multiclair noch über Reserven aus den von TIV1 gezahlten Kaufpreisen verfügte. Als die Mittel zu Ende gingen, wurde über Multiclair die Insolvenz eröffnet."

Viele Fragen bleiben offen

"Die Anleger fragen sich zu Recht: Haben weder der Mittelverwendungskontrolleur noch die Geschäftsführung der TIV1 die angeblichen Untermietverträge jemals kontrolliert oder eingesehen?", teilte Röhlke mit. Antworten hierauf habe es auf der Gesellschafterversammlung nicht gegeben. Stattdessen blieben auch in Hinsicht auf das Sanierungskonzept Fragen offen.

GoMoPa.net schickte dem Trendinvest-Geschäftsführer Christian Göbel (Trendinvest Beratungs GmbH aus Trier) und Ansprechpartner für die Anleger und Pressesprecher, Dr. Frank Balmes, einen Fragenkatalog. Die beiden ließen die Fragen von ihrem Rechtsanwalt Dr. Martin Dietrich wie folgt beantworten.

GoMoPa.net: Wie viele Gesellschafter haben sich am Fonds beteiligt?

Dr. Dietrich: "An dem oben genannten Fonds (TIV 1) haben sich insgesamt zirka 500 Gesellschafter beteiligt, die überwiegende Mehrheit davon über einen Treuhandkommanditisten."

GoMoPa.net: Was haben die 11 erworbenen Wasserreinigungsanlagen gekostet? Wer hat sie gebaut, und warum wurde dieser Firma der Auftrag erteilt?

Dr. Dietrich: "Für die Abwasserreinigungsanlagen hat der Fonds insgesamt zirka 6 Mllionen Euro ausgegeben. Gebaut wurden die Anlagen von der Multiclair International GmbH. Das Konzept des Fonds sah vor, die finanziellen Mittel zum Bau der Anlagen aufzubringen, diese zu erwerben und sodann an die Multiclair International GmbH (Multiclair) zurückzuvermieten.

Multiclair sollte die Anlagen dann als Betreiber/Contractor bei verschiedenen Endkunden in Deutschland und im europäischen Ausland einsetzen. Ein Teil der dabei erzielten Dienstleistungsgebühren sollte als Anlagenmiete an den Fonds fließen. Für das Produkt sprach vor allem auch, dass es sich hier um vollständig mobile Abwasserbehandlungsanlagen handelt, die flexibel an unterschiedlichen Standorten zum Einsatz kommen können."

Das komplette Interview lesen registrierte GoMoPa-Mitglieder hier.

Quelle: Goldman Morgenstern & Partners Llc (GoMoPa) / Siegfried S

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