Formulierungen im Arbeitszeugnis – Das ist wirklich gemeint

Bild: Special Collections Toronto Public Library, on Flickr CC BY-SA 2.0

Arbeitszeugnisse gehören zu den wichtigsten Unterlagen der Bewerbung, denn sie beantworten Arbeitgebern meist die alles entscheidende Frage: Welche Leistung erbringt dieser Mensch im Berufsleben? Die auf den ersten Blick durchweg positiv aussehende Beurteilung ist jedoch gefüllt mit versteckten Informationen. Die Kryptographie der Personalleiter legt das Arbeitsverhalten eines Erwerbstätigen offen und wird mit jeder weiteren Beurkundung objektiver. Doch was bedeuten die Formulierungen wirklich?

Beurteilungen werden grundsätzlich in zwei verschiedene Formen unterteilt. Das einfache Arbeitszeugnis bescheinigt lediglich die Beschäftigung und enthält inhaltlich nur die gesetzlichen Mindestanforderungen. Zu einer Bewertung der Leistung kommt es erst in einem qualifizierten Arbeitszeugnis. Direkte Kritik ist darin eher selten zu finden, weshalb man gern mal davon ausgeht, dass der Dienstherr komplett zufrieden war. Das ist jedoch meist nicht der Fall, denn das Human Ressource Management bedient sich verschiedener Formen der Wortsteigerung und stilistischer Mittel. Eine Äußerung wie "Die Leistungen fanden unsere volle Zufriedenheit" klingt durchweg positiv, doch für Personaler ist damit der Klimax noch nicht erreicht. Tatsächlich bedeutet eine solche Formulierung die Note 3 – durchschnittlich. In der folgenden Auflistung wird deutlich, welcher Schulnote die jeweiligen Wortlaute in Wahrheit entsprechen.

• Die Leistungen fanden stets unsere vollste Zufriedenheit – Note 1
• Die Leistungen fanden stets unsere volle Zufriedenheit – Note 2
• Die Leistungen fanden unsere volle Zufriedenheit – Note 3
• Seine/Ihre Leistungen fanden unsere Zufriedenheit – Note 4
• Die übertragenen Aufgaben wurden in der Regel zu unserer Zufriedenheit erledigt – Note 5

Bereits kleinste Änderungen in der Ausdrucksweise haben einen großen Einfluss auf dessen Inhalt. Auch Verneinungen werten einen vermeintlich positiven Sachverhalt ab. "Sie war nie unpünktlich." bedeutet in diesem Fall, dass eine Arbeitnehmerin im Großen und Ganzen zuverlässig war, aber doch gelegentlich zu spät erschien. Auch einem Satz wie "Seine Arbeitsweise war ohne jede Beanstandung." wird durch den Gebrauch des Wortes "ohne" eine negative Bewertung zugesetzt.

Weniger Subtilität bei Arbeitgeberbewertung

Doch auch umgekehrt funktioniert dieses System. Auf Seiten wie Kununu können Mitarbeiter ihren Arbeitgeber bewerten. Die Formulierungen sind wegen der Anonymität auf dem Portal jedoch deutlich weniger subtil. Wenn etwas schlecht war, wird es unverblümt geschrieben. Schlimmer noch, denn dabei werden die positiven Aspekte oft unter den Teppich gekehrt wodurch eine große Subjektivität vorliegt. Auch hier gilt: erst eine Vielzahl an Bewertungen lassen ein objektives Gesamtbild entstehen. Die Erfahrungen der Arbeitnehmer mit einem Betrieb spielt jedoch auch eine wichtige Rolle für dessen Erfolg. Unternehmen wie ReachLocal machen sich die Bewertungen zu Nutze und stellen die Statements ganz öffentlich aus. Bewerber können sich dadurch einen ersten Eindruck über das Unternehmen und die Arbeitsbedingungen verschaffen. Somit lassen sich auch begehrte Anwärter rekrutieren.