Ladenhüter mit Blockbusterformat
Archivmeldung vom 03.07.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.07.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch [email protected]Das Produktportfolio der erst 6 Jahre jungen Sinclair Pharma plc mit Stammsitz in Godalming, Großbritannien ist prall gefüllt. 9 Produktzulassungen in den USA und 13 in Europa sind eine beeindruckende Bilanz. Im Fokus steht die Behandlung verschiedener Formen der Dermatitis sowie der Zahnfleischerkrankung Gingivitis.
Die Strategie des Unternehmens klingt originell. „Unsere Expertise besteht in der Identifizierung von reifen, klinischen Produkten, die unter ihrem eigentlich Wert gehandelt werden“, bringt Dr. Michael J. Flynn, CEO des Unternehmens, die Strategie auf den Punkt. „Sinclair erwirbt diese Produkte zu einem Bruchteil ihres Marktwertes und führt sie in kürzester Zeit durch die Zulassung und zum Markt“.
Die Gründe warum auch hervorragende Produkte mit hohem Potential so offensichtlich unterbewertet gehandelt werden sind vielfältig, zum einen konnten in letzter Zeit viele jüngere Biotechunternehmen ihre klinischen Studien nicht mehr finanzieren und mussten sich von Produkten trennen, manchmal kommen auch bei den Fusionen der Pharmaindustrie selbst aussichtsreiche klinische Projekte unter die Räder, und werden im Rahmen von „Portfoliobereinigungen“ verkauft oder landen im Regal als Ladenhüter. Dann schlägt die Stunde für die Schnäppchenjäger von Sinclair Pharma.
Ein gutes Beispiel für eine solche Transaktion ist der Kauf von Decapinol, einem neuartigen Medikament zur Behandlung der Gingivitis, einer meistens bakteriell bedingten akuten oder chronischen Entzündung des Zahnfleischs. Gingivitis ist ein Blockbustermarkt. Pharmacia hatte in Decapinol über 111 Millionen U$ investiert, es aber dann im Rahmen eines späteren Mergers aus der Entwicklungspipeline aussortiert und verkauft. Sinclair Pharma erwarb schließlich den Käufer, ein kleines Biotechunternehmen, welches die kostspielige Phase 3 Studie und Zulassung von Decapinol nicht mehr finanzieren konnte.
Gesunde Ökobilanz im Mundraum
Hinter Decapinol verbirgt sich eine Mundspülung, die einen neuartigen therapeutischen Ansatz zur Gingivitis-Therapie liefert und bei rechtzeitiger Anwendung einer Periodontitis entgegenwirkt. Bisher erfolgte die Therapie der Gingivitis mit zum Teil stark alkoholhaltigen Antiseptika. Diese töten alle Bakterien im Mundraum ab. Im Gegensatz dazu tötet Decapinol nicht sämtliche in der Mundhöhle befindlichen Bakterien ab, sondern sorgt vielmehr für die ökologische Balance im Mundraum. Zusätzlich wird auch die Plaque-Bildung wirksam unterdrückt. Bakterien und Belag können nicht mehr an den Zahn binden. Die Wirksamkeit des Präparates ist auch durch einen Datenpool bestätigt worden, der auf klinischen Versuchen mit mehr als 200 Patienten basiert.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. So wurde Decapinol in den USA als rezeptpflichtiges Medizinprodukt der Klasse II für die Behandlung der Gingivitis im April 2005 zugelassen. Inzwischen ist eine Indikationserweiterung für die Vorbeugung von Zahnbelag erfolgt. Innerhalb der EU erfolgte die Zulassung als Medizinprodukt der Klasse IIa im Juni 2004. Seit Mitte vergangenen Jahres ist Decapinol – nicht nur als Mundwasser sondern auch als Zahnpasta – in spanischen und seit Anfang dieses Jahres auch in italienischen Apotheken erhältlich. Andere EU-Länder, darunter Deutschland, sollen rasch folgen.
Den endgültigen Beweis für das große Potential von Decapinol konnte Sinclair Pharma im Juni 2006 durch sein Lizenzabkommen für den amerikanischen Markt mit dem Pharmariesen Johnson & Johnson erbringen. Johnson & Johnson kann den Wert von Decapinol sicherlich hervorragend einschätzen: einen Tag vor dem Abschluss des Lizenzabkommens mit Sinclair erwarb Johnson & Johnson die OTC Produkte von Pfizer, darunter das Mundwasser Lysterin, das mit jährlich 700 Millionen U$ Dollar umsatzstärkste Produkt dieser Klasse.
Nicht nur kommerziell ist dieser wichtige Abschluss ein Durchbruch für Sinclair Pharma, es ist auch ein Beweiss für Richtigkeit des Geschäftsmodells und der Strategie des Unternehmens und die Fähigkeit des Managements, diese auch umzusetzen.
Auch für die weiteren Produkte aus der Pipeline der sinclair Pharma lässt sich somit einiges erwarten:
Da ist Aloclair, das zur Behandlung von Mundschleimhautgeschwüren und diffusen Mundschleimhauterkrankungen entwickelt wurde und als Mundspülung, Gel und Spray in über 50 Ländern in Apotheken erhältlich ist. Aloclair basiert auf drei unterschiedlichen Wirkstoffen: • Polyvinylpyrrolidon (PVP), das über eine Barriere einen mechanischen Wundschutz bietet, • Natriumhyaluronsäure, die auch in der natürlichen Mundschleimhaut vorkommt und die Zelldurchlässigkeit verringert, sowie • Aloe Vera Extrakt, das bei Irritationen im Mund beruhigend wirkt.
Das Potenzial für Aloclair ist beträchtlich. Nach Schätzungen von Analysten dürfte allein der US-amerikanische Markt für Präparate gegen Mundschleimhautgeschwüre über 1 Milliarde $ betragen.
Ein cortisonähnliches Präparat ohne schwerwiegende Nebenwirkung
Als Produktinnovation auf dem dermatologischen Sektor steht Atopiclair, eine nichtsteroide kortisonfreie Creme, im Zentrum des Innovationsackers. Atopiclair-Creme, welche die Symptome der Kontaktdermatitis und der atopischen Dermatitis deutlich lindert, war das erste von der US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassene rezeptpflichtige Medikament zur Behandlung und Linderung der Dermatitis. Die Wirkungsweise von Atopiclair basiert auf einer Befeuchtung des entzündeten Gewebes und einer Reduktion der Sensibilität der betroffenen Hautpartien. Darüber hinaus ist Atopiclair auch in der Lage, in den betroffenen Hautpartien freie Radikale zu neutralisieren und damit Folgeerkrankungen entgegen zu wirken.
Bisherigen Studien zufolge bietet Atopiclair gegenüber anderen auf dem Markt befindlichen Produkten deutliche Vorteile. Dies gilt insbesondere für Cortison-Präparate, die über eine Reihe unerwünschter Nebenwirkungen verfügen. Analysten zufolge ist der Markt für Präparate gegen Dermatitis bis 2007 ein Volumen von 2.7 Milliarden $ erreichen. Atopiclair wurde 2005 in den USA und Italien auf dem Markt eingeführt. Der Einführungszeitpunkt in den übrigen europäischen Schlüsselmärkten hängt nach Angaben von Sinclair vom erfolgreichen Zukauf von Vertriebskapazitäten ab.
Auch zur Behandlung der Seborrhoischen Dermatitis (SD) hat Sinclair mit der nichtsteroiden Creme Sebclair eine viel versprechende Produktinnovation in der Pipeline. Mit einem Anteil von 1 bis 3% in der Gesamtbevölkerung ist das Seborrhoische Ekzem eine häufige Hauterkrankung. Hierbei handelt es sich um eine chronische entzündliche Dermatose, die durch scharf begrenzte, schuppende Hautveränderungen gekennzeichnet ist. Diese befinden sich in Bereichen, die reich an Talgdrüsen sind, wie zum Beispiel an der Kopfhaut und im Gesicht. In der EU wurde Sebclair im April 2005 als Medizinprodukt zugelassen, für die USA ist die Zulassung beantragt. Schätzungen zufolge liegt das Volumen des SD-Marktes bei über 500 Millionen $.
Bei der börsennotierten Sinclair Pharma plc sind die Weichen weiter auf Expansion gestellt. So ist es dem Unternehmen mittels einer aktiven Akquisitionsstrategie innerhalb weniger Jahre gelungen, nicht nur das Produktportfolio sondern auch sein Vertriebsnetz deutlich zu erweitern. Gestützt auf seine starke Basis an institutionellen Investoren, darunter die Finanzriesen Fidelity und Invesco, investiert Sinclair Pharma in den Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes im Bereich der Dermatologie. Bislang erwarb Sinclair Vertriebsniederlassungen in Italien und Frankreich, mit Vertretungen auch in Spanien und Portugal. Akquisitionen in Deutschland und England sollen bald folgen.
Quelle: www.sinclairpharma.com