Wie Banken mit Kleinunternehmern umspringen
Archivmeldung vom 18.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Liquidität ist für Kleinbetriebe ein großes Problem. Deutsche Banken geben ihnen kaum noch Kredite, denn sie gelten als als Hochrisiko-Klientel. Doch ganz anders die ersten ausländischen Banken, die den deutschen Markt als Wachstums-Paradies entdeckt haben …
Freiberufler, Selbständige und kleine Betriebe haben große Probleme mit
den Banken. Volle Auftragsbücher sind gar kein Kriterium mehr für
Kreditwürdigkeit. Wenn überhaupt, dann gibt es sehr teure Kredite bei
150%iger Absicherung der Kreditsumme. Die plötzliche Geldverknappung,
die vor einigen Jahren eingesetzt hat, führte selbst bei gesunden
Firmen zur Zahlungsunfähigkeit. Die Insolvenzen schossen in die Höhe
und blieben jahrelang auf höchstem Niveau. Da die kleinen Unternehmen
mit Millionen von Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern zählen,
waren die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt entsprechend hoch.
Die Banken in Deutschland glänzen durch eine Geschäftspolitik, bei der
man sich nur an den Kopf fassen kann: Selbst in Zeiten von
Massenentlassungen kriegt jeder Angestellte problemlos einen Kredit,
nicht aber der Arbeitgeber, wenn er - wie 93% aller Unternehmer in
Deutschland - ein Kleinunternehmen führt. Arbeitnehmer brauchen nur
ihre Gehaltsabrechnungen einzureichen.
Beim Chef, der dieses Gehalt garantiert, schlägt dagegen das „Geschäftsrisiko“ voll zu.
Die pauschale Einschätzung von Kleinunternehmen als „Hochrisiko-Gruppe“
hat mit der Realität meist gar nichts zu tun. Auch bei langjährigen
guten Kunden mit hohen Umsätzen kriegen die Banken bei jeder
Kleinigkeit kalte Füße. Da wird dann bei einem Liqiditätsengpass mal
schnell der Kontokorrentkredit gekürzt oder gekündigt. Doch in diese
Situation gerät eine Firma bei der dramatisch gesunkenen Zahlungsmoral
sehr leicht. Und wofür, wenn nicht genau für solche Fälle, braucht man
denn eigentlich eine Bank?
Es ist das ureigenste Geschäft von Banken, mit dem Verleih von Geld
Gewinne zu erzielen, dafür aber auch gewisse Risiken in Kauf zu nehmen.
Je höher die Gewinne, desto größer die Risiken. Bei jeder Art von
Geschäft muss man Gewinnchancen und Verlustrisiko in ein vernünftiges
Verhältnis bringen. Doch genau das tun die Banken überhaupt nicht mehr.
Bei den kleinen Geschäftskunden steht nur noch das Verlustrisiko im
Fokus. Renditen von 25%, wie Banken sie inzwischen zur Norm erklärt
haben, lassen sich mit ihnen ja auch nicht erzielen. Also findet man
diese „risikoscheue“ Branche genau da, wo das große Geld lockt. Da
werden sämtliche Risiken kleingeredet oder durch raffinierte Winkelzüge
vertuscht. Schon die Goldgräberstimmung um die „New Economy“ hat zu
Milliarden-Abschreibungen geführt. Kaum platzt die nächste Blase, sind
sie alle wieder mit dabei, mit noch dramatischeren Folgen.
Der Skandal um gigantische Luftgeschäfte mit Immobilienkrediten führt
einmal mehr zu erhöhtem Misstrauen beim Geldverleih. Die kleine Pointe:
Diesmal leihen sich die Banken auch gegenseitig kein Geld mehr.
Erfreuliches tut sich aber im Süden Deutschlands: Österreichische
Banken besetzen den brachliegenden Gaschäftskunden-Markt. Da sie
Kredite zu vernünftigen Konditionen bewilligen, können sie sich vor
Kunden kaum retten und erzielen traumhafte Wachstumsraten.
Quelle: Old-Q GmbH