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Innovation - ein doppeltes Problem der Mittelstandsfinanzierung

Archivmeldung vom 29.12.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wer innovativ ist, bekommt Kredit - wer Kredit braucht, um innovativ zu sein, stellt dagegen ein Risiko dar und bekommt oft weder Geld noch kann er Innovation umsetzen.

"Innovation ist ein doppeltes Problem der Mittelstandsfinanzierung, weil einerseits die Finanzierung von Innovationen mit Problemen der Bewertung und mit Risiken verbunden ist, andererseits aber die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Kreditwürdigkeit von Unternehmen immer mehr durch ihre Innovationsfähigkeit bestimmt werden," stellt Prof. Dr. Franz Lehner, Präsident des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen), fest.

Das zunehmend rasche und breite Innovationsgeschehen birgt für viele mittelständische Unternehmen eine Erfolgs- und für die Banken eine Ratingfalle. Die bisherigen Erfolge drehen sich für eine wachsende Zahl von mittelständischen Unternehmen rasch in das Gegenteil, wenn sie ihre Innovationsfähigkeit nicht steigern. Banken werden zunehmend mit der Tatsache konfrontiert, dass auch ein gutes oder sehr gutes Rating von Unternehmen über deren Zukunft wenig sagt, wenn diese nicht innovativ sind. Mittelständische Unternehmen müssen sich also viel stärker und vor allem häufiger als bisher in Produkt- und Prozessinnovationen engagieren - und haben dafür wachsenden Finanzierungsbedarf. Das verschärft die bereits vorhandenen Probleme der Mittelstandsfinanzierung noch erheblich.

Bei den wechselseitigen Problemen von mittelständischen Unternehmen und Banken handelt es sich nicht bloß um Kommunikationsprobleme, sondern um Konflikte zwischen Geschäftsmodellen und Organisationsstrukturen: die Banken setzen bei der Mittelstandsfinanzierung immer mehr auf Geschäftsmodelle und Organisationsstrukturen, die auf standardisierten Lösungen, hoher Produktivität und computergestützter Produktion basieren. Viele mittelständische Unternehmen sind dagegen wenig organisiert, haben nur gering entwickelte Informationssysteme und weisen spontane Führungsstrukturen auf.

Diese Konflikte wirken sich bei der Finanzierung von Innovationen besonders stark aus. Gemäß einem verbreiteten Argument sind Innovationen singuläre Ereignisse, deren Finanzierung mit standardisierten Lösungen nicht möglich ist. Dieses Argument ist jedoch irreführend - wir haben es mit einem generellen Problem der Bewertung von Innovation zu tun. Eine Einzelbewertung von Innovationen ist schwierig, riskant und aufwändig. Sie ist oft von den Banken zu vernünftigen Kosten nicht machbar. Auch die Unternehmen werden mit der Bereitstellung der dafür erforderlichen Informationen oft überfordert. Eine Einzelbewertung von Innovationen würde deshalb gerade kleinen und mittleren Unternehmen oft eher schaden als nützen. Die bessere Alternative ist die Bewertung der Innovationsfähigkeit. Dafür gibt es interessante Methoden und Daten.

Die Aufnahme der Innovationsfähigkeit in die Bewertung löst das Rating-Problem, aber nicht die Konflikte zwischen den Geschäftsmodellen und Organisationsstrukturen. Für die Lösung dieser Konflikte schlägt Prof. Lehner in Anlehnung an industrielle Produktionsmodelle unterschiedliche Ansätze vor, so den Ausbau und die Vernetzung von Informationssystemen, Organisationsentwicklung bei den kleinen und mittleren Unternehmen und die Schaffung von Dienstleistungsangeboten der Banken zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit und des Ratings von kleinen und mittleren Unternehmen. "Mit solchen Ansätzen kann die von den Banken gerne erhobene Forderung, Rating als Chance zu nutzen, eine substantielle Grundlage erhalten," so Lehner.

Diese Ansätze sollten in einer integrierten Systemlösung zusammengeführt und in ein Leitbild eingebracht werden, so dass die Banken zu umfassenden Dienstleistern für die Erhaltung und den Ausbau der finanziellen Gesundheit von Unternehmen werden können. Dabei sind sowohl standardisierte Massenprodukte für große Banken und Bankenverbünde als auch einzelkundenorientierte Nischenprodukte für kleinere Banken denk- und machbar.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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