Techmilliardär Wolosch plant KI-Großinvestitionen in Europa
Archivmeldung vom 20.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNach seinem Rückzug aus Russland hat sich Techmilliardär Arkadi Wolosch für einen Neuanfang in der EU entschieden. "Die Techindustrie wird dominiert durch Firmen aus den USA und China. Das ist unfair", so Wolosch im Gespräch mit dem "Spiegel". Er glaube fest daran, dass die EU "riesiges Potenzial" bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) habe. Bislang allerdings sei Europa leider eher "ein weißer Fleck auf der Tech-Landkarte".
Wolosch will helfen, das zu ändern. Von Amsterdam aus will er mit seiner
Firma "Nebius" in den Aufbau von Computerinfrastruktur in Europa
beitragen. Möglich ist das, weil die EU im März die wegen des
Ukrainekriegs zwischenzeitlich gegen Wolosch verhängten Sanktionen
aufgehoben hat.
Nebius werde innerhalb weniger Monate große
Computerkapazitäten in Europa aufbauen. "Wir errichten die
Rechner-Infrastruktur, die KI-Entwickler benötigen, um ihre Modelle zu
trainieren. Unser Ziel ist es, weltweit zu einem der größten
unabhängigen Anbieter auf diesem Gebiet zu werden. Und das sehr
schnell", so Wolosch zum "Spiegel". Es gehe darum, endlich "Rechenpower
bereitzustellen, die nicht auf große Konzerne in China oder den USA
zugeschnitten oder von diesen abhängig ist".
Wolosch will dafür
etwa die Kapazität eines bereits bestehenden Nebius-Rechenzentrums in
Finnland verdreifachen. Eine weitere Anlage solle in Island entstehen:
"Wir haben Hunderte Millionen Euro investiert - und es sollen noch mehr
werden". Möglich machen soll das auch die Kooperation mit dem
Chiphersteller Nvidia, Lieferant der für die KI-Entwicklung besonders
gefragten Hochleistungsprozessoren. Nebius habe eine "lange
Partnerschaft" mit dem US-Konzern und werde sogar als "bevorzugter
Partner" bei dem US-Konzern geführt, so Wolosch. Der Chiphersteller
versorge Nebius "mit all der Kapazität, die wir benötigen".
Wolosch
hatte 30 Jahre lang in Moskau die russische Suchmaschine Yandex
aufgebaut und war mit ihr zum Milliardär geworden. Wegen des Überfalls
auf die Ukraine brach er mit Russland. Mitte Juli wurde der Verkauf des
Yandex-Geschäfts dort endgültig vollzogen. Nebius habe nun "null
Verbindung nach Russland. Nicht ein Byte Daten fließt von uns in
Richtung Moskau", so Wolosch. Diese Null-Russland-Strategie werde
derzeit von externen Beratern unter die Lupe genommen und zertifiziert.
Wolosch erwartet ihren Abschlussbericht in den kommenden Monaten. Ihm
sei klar: "Wir müssen da päpstlicher sein als der Papst."
Wolosch
hatte Yandex gemeinsam mit Partnern seit Anfang der Neunzigerjahre
aufgebaut. Zwischenzeitlich erreichte das Unternehmen eine
Marktkapitalisierung von fast 30 Milliarden Euro. 2014 hatte Wolosch
seinen Lebensmittelpunkt nach Tel Aviv verlagert. Im Sommer 2023 ging er
auch öffentlich auf Distanz zum Kreml und teilte mit, er sei
"kategorisch gegen diese barbarische Invasion".
Quelle: dts Nachrichtenagentur