Internet und Videospiele treiben Medienumsätze
Archivmeldung vom 06.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie deutsche Medien- und Unterhaltungsbranche bleibt auch nach dem Fußball-WM-Jahr 2006 auf Wachstumskurs. Bis 2011 werden die Gesamterlöse einschließlich der Werbeeinnahmen auf annähernd 62,4 Milliarden Euro zulegen, prognostiziert der anlässlich der Münchener Medientage vorgestellte "German entertainment and media outlook 2007-2011" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC).
Dies entspricht einer durchschnittlichen Wachstumsrate von drei Prozent pro Jahr. "Die Werbekrise ist dank der Konjunkturerholung überwunden. Davon
profitiert besonders das Internet, für das wir bis 2011 insgesamt
einen Umsatzanstieg von knapp sechs Prozent pro Jahr erwarten - im
Bereich der Internetwerbung erwarten wir sogar eine Verdreifachung
der Umsätze auf über 1,5 Milliarden Euro", kommentiert Frank
Mackenroth, Leiter der Branchengruppe Entertainment and Media von PwC
Deutschland. Noch höhere Zuwachsraten prognostiziert PwC nur für den
Bereich Video- und Computerspiele. Ohne die Segmente Internet und
Videospiele würde die Medienbranche in den kommenden fünf Jahren nur
um rund 2,4 Prozent pro Jahr wachsen.
Allerdings entwickelt sich die deutsche Medienbranche im Vergleich
mit anderen westeuropäischen Märkten weiterhin unterdurchschnittlich.
Lag der deutsche Umsatzanteil in Europa im Jahr 2002 noch bei 21,7
Prozent, wurden 2006 nur noch 19,8 Prozent erreicht. Im Jahr 2011
entfallen auf Deutschland voraussichtlich noch 18 Prozent der
Medienerlöse in Westeuropa.
Im Jahr 2006 stiegen die Erlöse der Medien- und
Unterhaltungsbranche in Deutschland dank der
Fußball-Weltmeisterschaft um 4,1 Prozent auf knapp 53,8 Milliarden
Euro. Das war nicht nur der stärkste Zuwachs der vergangenen fünf
Jahre, auch bis 2011 wird diese Steigerungsrate voraussichtlich nicht
wieder erreicht werden.
Werbung im Wandel
Die Werbeerlöse steigen in den kommenden Jahren wieder stärker als
die Ausgaben der Konsumenten. Nach einem durchschnittlichen Rückgang
um 2,1 Prozent in den vergangenen fünf Jahren wird der Werbeumsatz
von 2007 bis 2011 voraussichtlich um 4,2 Prozent im
Jahresdurchschnitt zulegen. Absolut wachsen die Werbeerlöse von knapp
13,7 Milliarden Euro im Jahr 2006 auf annähernd 16,8 Milliarden Euro
im Jahr 2011.
Demgegenüber nehmen die Ausgaben der Endverbraucher langsamer als
bisher zu: Einem durchschnittlichen Zuwachs von 3,2 Prozent zwischen
2001 und 2006 steht eine Wachstumsrate von 2,6 Prozent in den
kommenden fünf Jahren gegenüber. Damit steigen die
Konsumentenausgaben von 40,1 Milliarden Euro im Jahr 2006 auf 45,6
Milliarden Euro im Jahr 2011.
"Werbebranche und Werbemedien müssen sich ungeachtet der positiven
Perspektiven auf einen grundlegenden Wandel einstellen. Die
zunehmende Aufsplitterung der Medienlandschaft macht es immer
schwieriger, die Konsumenten zu erreichen. Gleichzeitig eröffnet das
Internet mit Diskussionsforen, Blogs und dem starken Wachstum im
Bereich Bewegtbilder neue Möglichkeiten der Kundenansprache", betont
Mackenroth.
Internet-Erlöse überflügeln Buchumsatz
Das Fernsehen bleibt zwar in den kommenden Jahren der wichtigste
Umsatzträger der Medien- und Unterhaltungsbranche, das Internet holt
aber stark auf. Erreichte der Werbeumsatz im Internet 2006 erst knapp
500 Millionen Euro, beläuft er sich im Jahr 2011 voraussichtlich auf
1,6 Milliarden Euro. Das entspräche einer jährlichen Steigerung um
26,4 Prozent. Bereits 2007 wird das Internet mit einem Werbevolumen
von 750 Millionen Euro das Radio als Werbeträger überholen (geschätzt
700 Millionen Euro) und 2008 mit voraussichtlich einer Milliarde Euro
auch höhere Erlöse erzielen als die Außenwerbung (geschätzt 835
Millionen Euro).
Der Internet-Umsatz aus Werbung und Zugangsentgelten wird von 2007
bis 2011 aufgrund eines weiteren Preisverfalls nur um voraussichtlich
5,5 Prozent jährlich steigen und knapp 10,7 Milliarden Euro
erreichen. Damit verdrängt das Internet aber das Buch als
zweitstärkstes Segment, für das PwC ein durchschnittliches Umsatzplus
von 2,0 Prozent auf gut 10,2 Milliarden Euro prognostiziert. Der
Umsatz der TV-Branche wird bis 2011 voraussichtlich um
durchschnittlich 3,8 Prozent auf gut 14,6 Milliarden Euro steigen.
Zeitungen und Zeitschriften legen im gleichen Zeitraum moderat um 1,7
Prozent auf rund 9,9 Milliarden Euro beziehungsweise 2,4 Prozent auf
gut sechs Milliarden Euro zu.
Neue Technik macht Pay-TV attraktiv
Für die Fernsehbranche gewinnt das Bezahlfernsehen angesichts der
wachsenden Konkurrenz auf dem Werbemarkt stetig an Bedeutung. Da das
Pay-TV-Programmangebot durch die digitale Übertragung und die
Einführung neuer Kanäle immer attraktiver wird, dürfte der Umsatz aus
Gebühren für Kabel- und Satellitenfernsehen sowie für Pay-TV bis 2011
um jährlich 7,4 Prozent auf über fünf Milliarden Euro steigen. Die
TV-Werbeerlöse legen demgegenüber voraussichtlich nur um 2,8 Prozent
auf gut 4,7 Milliarden Euro zu und die Erlöse aus Rundfunkgebühren um
jährlich 1,5 Prozent auf gut 4,8 Milliarden Euro.
Bei den Übertragungswegen wird das Internetfernsehen (IPTV) in den
kommenden Jahren stark an Bedeutung gewinnen. Derzeit läuft IPTV zwar
nur in 20.000 bis 50.000 Haushalten in Deutschland. Bis 2011
prognostiziert PwC aber ein rasantes Wachstum um jährlich über 150
Prozent auf zwei Millionen angeschlossene Haushalte.
Spiele statt Musik
Für Video- und Computerspiele werden die Deutschen im laufenden
Jahr voraussichtlich rund 1,7 Milliarden Euro ausgeben und damit
erstmals mehr als für Musik (gut 1,6 Milliarden Euro). Bis 2011
dürfte der Umsatz dank attraktiver Spiele für die Konsole und der
Ausgaben für Online- und Mobile-Games um jährlich 6,6 Prozent auf gut
zwei Milliarden Euro wachsen.
Der Musikmarkt ist hingegen das einzige Segment der
Unterhaltungsindustrie, das in den kommenden fünf Jahren schrumpft.
Für den Zeitraum von 2007 bis 2011 prognostiziert PwC einen
Erlösrückgang um durchschnittlich 2,0 Prozent auf gut 1,5 Milliarden
Euro. "Der wachsende Umsatz mit Musik-Downloads wird die Einbußen bei
CDs und Musik-DVDs nicht ausgleichen können", erwartet Mackenroth.
Die Filmbranche, die in den vergangenen Jahren ebenfalls unter der
starken Konkurrenz durch das Internet und der Verbreitung von
Raubkopien gelitten hat, dürfte in den kommenden Jahren moderat
wachsen. Für 2007 bis 2011 erwartet PwC einen Umsatzanstieg um
durchschnittlich 2,3 Prozent auf annähernd drei Milliarden Euro. Das
Kino erlebt nicht zuletzt dank der wachsenden Zahl deutscher
Filmproduktionen eine Renaissance. Der Kassenumsatz steigt der Studie
zufolge bis 2011 um durchschnittlich 4,2 Prozent auf über eine
Milliarde Euro.
Die DVD profitiert zwar von der Einführung hochauflösender
Technik, gleichzeitig verunsichert der Formatstreit zwischen
Anbietern von HD- und Blu-Ray-DVD jedoch die Käufer. Der
Verkaufsumsatz dürfte bis 2011 um 2,5 Prozent pro Jahr auf knapp 1,5
Milliarden Euro steigen.
Quelle: Pressemitteilung PricewaterhouseCoopers AG WPG