Techniker Krankenkasse rechnet 2025 mit kräftigem Beitragsplus
Archivmeldung vom 01.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIn der gesetzlichen Krankenversicherung droht nach Einschätzung der Techniker Krankenkasse (TK) nach einem kräftigen Beitragsplus im kommenden Jahr eine weitere Erhöhung der Sätze auf bis zu 20 Prozent bis zum Ende des Jahrzehnts. "Wir werden Anfang 2025 auf breiter Front deutliche Beitragssatzsteigerungen in der gesamten gesetzlichen Krankenversicherung sehen", sagte der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Die aktuelle Schätzung von bis zu 0,6 Prozentpunkten mehr im kommenden
Jahr sei "absolut realistisch". Dadurch werde dann im Schnitt ein
Beitrag von fast 17 Prozent erreicht. "Das galt noch vor ein paar Jahren
als eine völlig abstruse Größenordnung", sagte Baas. Der Anstieg werde
sich weiter fortsetzen: "Wir bewegen uns bis zum Ende des Jahrzehntes
ungebremst auf einen Beitragssatz von 20 Prozent zu - wenn es keine
Gegenmaßnahmen gibt."
Der Chef von Deutschlands größter
Krankenkasse gab Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine
Mitschuld an den steigenden Ausgaben und forderte ihn auf, für eine
Stabilisierung der Kassenfinanzen zu sorgen. "Die Politik kann nicht
immer nur Gesetze machen, die zu höheren Ausgaben führen. Es muss
endlich auch darum gehen, wie wir die steigenden Kosten in den Griff
bekommen", mahnte Baas.
Äußerungen des Ministers, die Medizin
müsse entökonomisiert werden, nannte Baas irritierend. "Ökonomie
bedeutet doch nicht Sparen auf Teufel komm raus. Ökonomie heißt, Mittel
klug einzusetzen", so der Kassenchef. Lauterbach warf er vor, nicht auf
die Praktiker im Gesundheitswesen zu hören. "Herr Lauterbach ist belesen
und kennt viele Studien. Aber zu glauben, man müsse sich nur mit
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterhalten, ist eine
Fehleinschätzung", beklagte Baas.
Der TK-Chef warnte vor allem
vor steigenden Kosten für Medikamente. "Die Preise für neue Arzneimittel
explodieren geradezu", sagte er. So lägen die Kosten für neue
Gentherapeutika mittlerweile im Millionenbereich pro Behandlung. "Wenn
die Entwicklung so weitergeht, werden wir uns gute Medikamente einfach
nicht mehr leisten können. Das darf nicht passieren", warnte er. Baas
forderte, die Preisverhandlungen der Kassen mit der Pharmaindustrie zu
reformieren. Nötig seien Preise, die sich an den tatsächlichen
Forschungs- und Herstellungskosten orientierten.
Japan gehe
diesen Weg und auch in den USA sei geplant, dass die Hersteller diese
Kosten offenlegen müssten. "Pharmafirmen sollen an innovativen Therapien
gut verdienen. Aber die Preise müssen fair sein und bezahlbar bleibe",
forderte der TK-Chef.
Quelle: dts Nachrichtenagentur