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Faszination Feuer und Luft: Das Glaserhandwerk

Archivmeldung vom 23.04.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.04.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Doghouse der Schmelzwanne mit Einlegemaschine.
Doghouse der Schmelzwanne mit Einlegemaschine.

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Das älteste Glas der Welt ist 3470 Jahre alt! Das war ein Kelch aus dem alten Ägypten und gehörte einem Pharao. Heute ist Glas wesentlich weiter verbreitet – jeder hat es Zuhause. Aber auch wenn es heute in Massen industriell hergestellt werden kann, ist das Handwerk des Glasers, faszinierend. Aus Feuer, Sand und Luft entstehen Gebrauchsgegenstände, Platten oder Fenstergläser in allen erdenklichen Formen und Farben.

Die Handwerkliche Glasherstellung

Wer als Glaser arbeiten möchte, der darf keine Scheu vor hohen Temperaturen haben. Die Zutaten für Glas, Sand, Kalk und Soda werden zwischen 1.400 und 1.600 Grad Celsius geschmolzen und die flüssige, glühend heiße Masse wird in Form gebracht. In der Glaserei wird dabei auf verschiedene Techniken zurückgegriffen, je nachdem wie das Produkt am Ende aussehen soll.

Flachgläser wie für Fenster, Türen oder Tischplatten werden kaum noch handwerklich hergestellt, sondern werden meistens industriell hergestellt und dann bei Bedarf durch den Glaser zugeschnitten.

Um das flüssige Glas aus dem Brennofen nehmen zu können nutzen Glaser ein langes, metallenes Rohr, die Glasmacherpfeife. Mit dieser lassen sich Gefäße ebenso wie Kunstwerke herstellen. Die Technik mit dieser Glasmacherpfeife Gefäße usw. herzustellen hat sich im Wesentlichen seit der römischen Antike nicht mehr verändert.

Ein Glasklumpen wird um das eine Ende der Pfeife herum geschmolzen und der Glaser nutzt die Pfeife um das Glas aufzupusten wie einen Luftballon. Um das Glas dann in eine Form zu benutzen kann die Form gedreht werden und die Schwerkraft genutzt werden, aber auch kleine Formen gegen die der Rohling gedrückt wird, helfen bei der Formgebung.

Industrielle Glasherstellung

Mit dieser Technik ließ sich Glas so herstellen, das es sich nicht mehr um ein sehr seltenes Luxusprodukt handelte – auch wenn es für die meisten Menschen unerschwinglich bliebt. Es brauchte die Industrielle Revolution, bis sich jeder auch nur ein Glasfenster in seiner Wohnung leisten konnte.

Eine handwerkliche Glasscheibe ist noch aufwendig herzustellen. Hierfür wird ein Glaszylinder mit der Glaserpfeife hergestellt, dessen Enden aufgeschnitten werden. Wenn der Zylinder abgekühlt ist, wird dieser aufgetrennt und das „nur noch“ 900 Grad Celsius heiße Glas ausgewalzt.

Modernes Glas wird mit dem sogenannten Floatglas-Verfahren produziert und ist keine Hundert Jahre alt. Um Glas in Massen herzustellen, schwimmt die erhitzte Glasmasse auf einem Bett aus flüssigem Zinn. Sobald das Glas aus dem Schmelzofen kommt wird auf das Zinn geleitet, wo es abkühlen kann bis es mit Rollen aus dem Zinnbad gezogen wird. Weil das Glas auf einer Oberfläche aus flüssigem Zinn schwamm, ist seine Oberfläche wieder so glatt, dass es keine Abdrücke enthält. Sobald das Glas noch weiter abgekühlt ist, wird es mit einem Schneiddraht aufgetrennt.

Wenn diese Technik nie erfunden worden wäre, würde unsere Welt vollkommen anders aussehen. Große Glasflächen, gläserne Wolkenkratzer oder lichtdurchflutete Räume wären unvorstellbar, weil Glas nicht in den Mengen produziert werden könnte, wie es heute möglich ist. Glas wäre auch nicht so billig herzustellen wie es heute ist.

Dabei ist die Produktion von Glas sehr energieaufwendig und damit nicht sehr umweltfreundlich – besonders Einwegglas ist umweltschädlich. Jedes Glas, das nicht Teil des Pfandkreislauf ist, kann zwar eingeschmolzen und wiederverwendet werden – aber auch dieser Prozess ist sehr energieaufwändig.

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