Arbeitgeberverband Gesamtmetall für Aufhebung des Verbrennerverbots
Archivmeldung vom 16.10.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.10.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat angesichts der Krise in der Autoindustrie die Zulassung eines höheren CO2-Ausstoßes bei Neuwagen gefordert. "Wir müssen schnellstmöglich das Verbrennerverbot ab 2035 aufheben und unserer wichtigsten Industrie ermöglichen, länger an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu verdienen", sagte Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
"Die Menschen wollen Verbrenner-Autos kaufen. Das Geld, das man dort verdient, kann man in neue Technologien stecken."
Die
E-Mobilität funktioniere laut Wolf in China deshalb besser, weil dort
eine Ladesäuleninfrastruktur in den Ballungszentren hochgezogen worden
sei und das Land dank der dortigen Fertigungskosten die Autos viel
günstiger als deutsche Hersteller anbieten könne. Gleichzeitig böten
chinesische Anbieter eine gute Qualität.
In China gehe allerdings
auch jeden zweiten Monat ein neues Kohlekraftwerk ans Netz, gab Wolf zu
Bedenken. "Unter CO2-Gesichtspunkten können die Chinesen bei der
Elektromobilität gar nichts. Dann fahre ich lieber einen sauberen Diesel
als ein E-Auto mit Kohlestrom."
Insgesamt sinkt der Anteil
fossiler Treibstoffe am chinesischen Strommix dank eines rapiden Ausbaus
der Erneuerbaren. Die Kohlenstoffintensität von einer Kilowattstunde
liegt aktuell bei 512 Gramm CO2-Äquivalente. Berücksichtigt man den
CO2-Ausstoß im Herstellungsprozess, ergibt sich bei einer Lebensdauer
von 150.000 Kilometern damit für ein E-Auto in China ein Ausstoß von
19,4 kg CO2-Äquivalenten pro 100 Kilometer. Zum Vergleich: Bei
durchschnittlichen neu zugelassenen Benzinern und Dieselfahrzeugen liegt
der Ausstoß mit 23,5 kg bzw. 25,6 kg CO2-Äquivalenten deutlich höher.
Grundsätzlich
zeigte sich Wolf überzeugt, "dass die deutschen Automobilhersteller mit
ihren auch in China klangvollen Namen die aktuell verlorenen
Marktanteile zurückerobern können". Dafür müssten die Autos
erschwinglich angeboten werden. Die Automobilindustrie brauche mehr
finanzielle Mittel, um in verbesserte Fahrzeuge mit höherer Reichweite,
bessere Batterietechnologie und günstigere Produktionsbedingungen zu
investieren.
Wolf forderte zudem, mehr für synthetische
Kraftstoffe zu tun. "Man könnte als Kompromiss sagen, dass ab 2045 der
Verbrennungsmotor nur noch mit synthetischen Kraftstoffen betrieben
werden darf", sagte Wolf. "Wir helfen auch dem Klima mehr, wenn wir
saubere Autos in die USA, nach Indien und China verkaufen, als wenn wir
zwei Prozent CO2 durch ein europäisches Verbrennerverbot einsparen."
Die
Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass bis 2030
mindestens 60 Prozent der verkauften Autos elektrisch angetrieben sein
müssen, um die 1,5-Grad-Schwelle des Pariser Klimaabkommens nicht zu
überschreiten. Auch synthetische Kraftstoffe wie E-Fuels gelten als
wichtige Maßnahmen zur Erreichung von Klimaneutralität. Allerdings gehen
Experten davon aus, dass auf absehbare Zeit die Produktionskapazitäten
lediglich für die Versorgung der schwer dekarbonisierbaren Bereiche
Luft- und Schifffahrt ausreicht.
Im Straßenverkehr erweisen sich
E-Fuels als vergleichsweise ineffizient: So reicht der jährliche Strom
einer Windkraftanlage für 1.600 Elektrofahrzeuge, aber nur für 250 mit
E-Fuels betriebene Personenkraftwagen. Das schlägt sich auch in den
Kosten wieder.
Quelle: dts Nachrichtenagentur