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Commerzbank: Börsenbericht vom 11.6.2007

Archivmeldung vom 12.06.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.06.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Aus Sorge vor weltweit steigenden Zinsen verabschiedeten sich die internationalen Aktienbörsen mit einem kräftigen Minus in das vergangene Wochenende. Gewinnmitnahmen standen auch in Deutschland auf der Agenda - der Dax verlor im Wochenverlauf rund 5%, nachdem er vor wenigen Tagen noch über die Marke von 8.000 Punkte schaute.

Gleichzeitig stieg die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen kurzfristig auf über 4,60% und damit auf den höchsten Stand seit viereinhalb Jahren. Der EuroStoxx50 gab um 4% nach. Die Wall Street erlebte den größten Kursrutsch seit Februar dieses Jahres; innerhalb von nur drei Tagen verlor der Dow Jones über 300 Punkte. Kumuliert blieb ein Wochenverlust von 1,8%. Der japanische Nikkei 225 dagegen hat auf die Kursverluste an den Weltbörsen kaum reagiert. Dies kam insofern nicht unerwartet, als sich der Markt auch an den starken Kursgewinnen der letzten Wochen nicht beteiligt hatte. In den letzten fünf Handelstagen verlor der Nikkei 225 etwa 1% und damit deutlich weniger als andere Aktienbörsen.

Ausgelöst wurden die jüngsten Kursverluste durch die Zinserhöhung in der Eurozone sowie guten US-Konjunkturdaten, die eine baldige Zinssenkung der Fed in weite Ferne rücken lassen. Die positiven Nachrichten aus der Gewinnberichtssaison sind inzwischen versiegt, so dass Aussagen zur konjunkturellen Entwicklung dies- und jenseits des Atlantik wieder erhöhte Aufmerksamkeit genießen. Der Zinserhöhungszyklus in der Eurozone ist weiter intakt, und in den Vereinigten Staaten werden Anleger genau beobachten, inwieweit sich (positive) Konjunkturdaten auf die Einschätzung der Fed auswirken, um daraus mögliche geldpolitische Implikationen ableiten zu können.

Der Abwärtstrend der Staatsanleihen an den internationalen Rentenmärkten verstärkte sich in der vergangenen Handelswoche nochmals. Die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer richtete sich vor allem auf die Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BoE). Während die Bank of England den wichtigsten Leitzins auf dem Sechsjahreshoch von 5,50% beließ, erhöhte die EZB wie erwartet den Mindestbietungssatz für die Refinanzierung der Banken von 3,75 auf 4,00%. Damit befindet sich das Zinsniveau auf dem höchsten Stand seit Herbst 2001. Mit Spannung wurde die anschließende Pressekonferenz erwartet. Presse und Markt achteten auf jede Änderung auch kleinster Nuancen im Statement des EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet. Tatsächlich hielt sich Trichet das Fenster für weitere Zinserhöhungen offen. Das begleitende Kommuniqué fiel im Vergleich mit denen der Vormonate jedoch weniger scharf aus. Die Volkswirte der Commerzbank gehen nun von noch zwei weiteren Zinserhöhungen auf ein Niveau von 4,50% bis Ende des Jahres aus.

In den kommenden Tagen rollt über die USA die letzte große Welle wichtiger Makrodaten vor der FOMC-Sitzung am 27. und 28. Juni. Die Daten werden kaum so stark von den Erwartungen abweichen, dass das Komitee Ende des Monats doch noch zu einer ausgeglichenen Risikoeinschätzung übergeht. Stattdessen wird sich die Fed zunächst von der Datenlage - abnehmender Inflationsdruck, anziehende konjunkturelle Dynamik im zweiten Quartal - bestätigt sehen und in Wartestellung bleiben. Es besteht sogar das Risiko, dass die jüngste Benzinpreisentwicklung bei der Fed wieder Sorgen über eine Weitergabe der Energiekosten, d.h. neuerlichen Aufwärtsdruck auf die Kerninflationsrate, aufkommen lässt. Für den Euroraum zeichnet sich noch keine konjunkturelle Abschwächung ab. Die wenigen Makrodaten der neuen Woche beziehen sich vor allem auf die Industrieproduktion in einigen europäischen Staaten. Diese entwickelt sich regional noch immer sehr unterschiedlich. Von einem Boom in der Industrie kann nur in Deutschland und in einigen kleinen Nachbarländern gesprochen werden.

In Frankreich und Italien liegt hingegen die industrielle Erzeugung nur wenig über dem Niveau des Vorjahres. Grund für die recht unterschiedliche Entwicklung sind die divergierenden Lohnstückkosten. Diese sind in Deutschland von 2000 bis 2006 um 11% gefallen. Im übrigen Euroraum war dagegen ein Anstieg um 10% zu verzeichnen. Eine schnelle Umkehr dieser Entwicklung ist nicht zu erwarten, auch wenn in Deutschland die Tarifabschlüsse zuletzt etwas höher ausfielen.

Obwohl die Renditen in den vergangenen Tagen und Wochen von einem Hoch zum nächsten eilten, bleibt das Risiko weiterer Kursverluste an den internationalen Rentenmärkten hoch. Der Zinserhöhungsprozess in der Eurozone kann noch nicht als abgeschlossen angesehen werden. Verfestigt sich die Erwartung, dass die Notenbank die Leitzinsen auf 4,50% anhebt, sollte die Rendite zehnjähriger Bunds diese Marke zunächst um mindestens 10 Basispunkte übertreffen. Aus technischer Sicht hat die Rendite ihren Abwärtstrend vom Januar 2000 bereits gebrochen. Ob sich der Renditeanstieg fortsetzt, hängt - wie so oft - von den Neuigkeiten aus den USA ab. Nach den zuletzt vorwiegend positiven Konjunkturmeldungen sollte die Fed vorerst weiterhin keine Veranlassung sehen, ihre Position zu korrigieren, worin sie vom Beige Book eher bestärkt werden dürfte.

Wie wird es an den Aktienbörsen weitergehen? Letzte Woche haben wir geschrieben, dass die Party an den Aktienbörsen auch kurzfristig weitergehen kann, es aber auf jeden Fall Sinn macht, partiell Gewinne zu realisieren und enge Stoppkurse zu setzen. Als Anlagealternative haben wir den steueroptimierten Geldmarktfonds "cominvest Top 4" sowie marktneutrale Produkte empfohlen. An dieser Sichtweise hat sich nichts geändert: Wir gehen kurzfristig nach wie vor von einer volatilen Marktphase aus.

Langfristig sehen wir das Szenario deutlich positiver. Nach dem vorzeitigen Erreichen der Jahresendziele 2007 präsentiert sich das Aktienumfeld unverändert positiv. Per Saldo verlangsamt sich das Weltwirtschaftswachstum zwar, aber für Euroland und insbesondere Deutschland hat sich der konjunkturelle Datenkranz merklich verbessert. Das Aktienszenario wird weiterhin von der Gewinnentwicklung dominiert. Im Zeitalter der Globalisierung können die Unternehmen sowohl vom Konjunkturaufschwung als auch von Produktivitätsfortschritten profitieren. Trotz vorübergehender konjunktureller Abschwächungstendenzen stehen die Chancen gut, dass der Gewinnzyklus eine Verlängerung um weitere Jahre erfährt. Dies bedeutet aber auch, dass die aktuell auf historisch niedrigem Niveau tendierenden KGV's ansteigen könnten. Allein daraus sind aus heutiger Sicht höhere Indexziele zu rechtfertigen.

Kurzfristig hat sich die relative Bewertung von Aktien gegenüber Renten angesichts steigender Rentenrenditen und steigender Aktienmärkte allerdings leicht verschlechtert. Insofern ist im Bereich der historischen Hochs eine vorübergehende vorsichtigere Einschätzung der Aktienmärkte angebracht.

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Quelle: Pressemitteilung Commerzbank AG

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