Christoph Hörstel: Wie geht Freundschaft mit Russland UND Amerika?
Archivmeldung vom 08.03.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWährend die Tonlage aus den USA nach Russland mitunter schrill wird, denken Nato und EU über weitere Sanktionen gegen Russland nach, falls die bereits beschlossenen „keine Wirkung zeigen“. Russland warnt, einzelne westliche Experten auch. Radio "Stimme Russlands" sprach jetzt mit dem Publizisten und Regierungsberater Christoph Hörstel.
Herr Hörstel, Nato und EU destabilisieren die Ukraine, bewirken einen „regime change“ – und dann beschimpfen sie gemeinsam Russland. Verstehen Sie das?
"Selbstverständlich: Seit Jahren weise ich darauf hin, dass sich die Nato angewöhnt hat, geradezu systematisch andere Länder und Gruppen genau der Verbrechen zu beschuldigen, die sie selbst verübt. Also: Andere sind die Terroristen, auch wenn die CIA bis zum Hals mit „drinsteckt“ – und das ganze als „Terrormanagement“ für Eingeweihte geradezu ein US-Markenzeichen spätestens seit 9/11 geworden ist. Menschenrechtsverletzungen und Aggressivität bei anderen wird beklagt – aber von Millionen Toten durch US-Einwirkung, in Libyen, Syrien, Afghanistan, Irak – angesichts Guantánamo und weltweit organisierter CIA-Verschleppungen („rendering“) oder Folter (im Franchise-System und mit „water boarding“) – davon wird sehr viel zurückhaltender gesprochen. Aber wirklich unerträglich ist der Einmischungsvorwurf gegen Russland, wo sich wirklich die Frage erhebt, ob da einige Westpolitiker vielleicht doch psychologische Hilfe benötigen, schließlich sind die USA unangefochten Weltmeister bei der illegalen Einmischung weltweit seit hundert Jahren."
Sehen Sie Veränderungen in der Tonlage?
"Ja, leider auch das noch, die historischen Anspielungen der vermutlichen US-Präsidentschaftskandidatin Clinton lassen jedes geistige Format vermissen, schließlich hat kein Volk mehr geblutet im Kampf gegen Faschisten als das russische. Das ist aber eigentlich schon Vorwahlkampf, sie will sich härter zeigen als McCain. Aber auch hier wieder: Die außerparlamentarische US-Opposition – und nicht nur die – wirft ja gerade ihrer Regierung und anderen Nato-Partnern wachsenden Faschismus vor..."
Harte Worte – aber jetzt kommen ja auch noch die Sanktionen...
"Das ist es ja gerade: Wenn man der eigenen Bevölkerung klarmachen will, dass jetzt Nachteile auf sie zukommen - wenn nämlich Russland die ungerechtfertigten westlichen Sanktionen angemessen beantwortet – dann braucht man in der Nato natürlich schrille Töne, sonst könnte sich noch mehr Kritik an den Nato-Regierungen innerhalb der Nato regen, wie zum Beispiel vom bekannt klugen Professor Sinn, Präsident des ifo-Instituts. Er sagt schlicht: "Sanktionen sind für uns zu teuer". Recht hat er.
Also: Die Nato ist eigentlich ein Papiertiger: Wenn sie ihre Bevölkerungen über die fast wie gleichgeschaltet wirkenden Massenmedien nicht ständig falsch informieren lassen würde, könnte sie ihre leider zahlreichen illegalen internationalen Aktionen nicht so durchziehen wie bisher. Kurz: Der Westen schafft Truppeneinsätze, Sanktionen und andere Einmischungen nur mit Lügen zuhause und in aller Welt. Und leider tut Russland immer noch viel zu wenig dagegen – obwohl es das brillant könnte."
Klare Frage, bitte eine klare Antwort, Herr Hörstel, haben Sie etwas gegen Amerikaner?
"Nicht im Leben. Ich habe mich immer ausdrücklich zur Freundschaft mit dem amerikanischen VOLK bekannt. Denn die US-Regierungen, vor allem seit dem Ende der Sowjetunion, ganz offen, da konnte ich nicht mehr mitziehen, das war eine absolute Wendemarke. Und weil aus meiner Sicht die US-Politik immer menschenverachtender wird – übrigens gerade auch gegen das eigene Volk – deshalb sehe ich da mittelfristig im Regierungssektor wenig Chancen. Aber die Menschen, darauf kommt es an: Türen auf, Kontakte pflegen! Und meine Bitte ist: Wir brauchen dringend russische Werbekampagnen und Organisationen im Westen, ob als Stiftung der Partei Geeintes Russland, ob als Freundschaftsstiftung der Duma, völlig egal, mit Büros voller netter, junger und aktiver Russen abseits der Botschaften in allen Nato-Hauptstädten, damit die Menschen dort Ansprechpartner haben, sich versammeln können, Informationen erhalten, die verlässlicher sind als strategisch ausgerichtete West-Propaganda, das wäre gut. Die USA sind leider unangefochten Weltmeister in ziviler Arbeit. Und noch eine ganz egoistische Bitte, wenn wir gerade dabei sind: endlich Russia Today auf Deutsch!"
Quelle: „Stimme Russlands"