Steffen Seibert dringt auf Gaza-Waffenruhe und Geisel-Freilassung
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, dringt auf eine weitere Waffenruhe und die rasche Freilassung aller von der Hamas festgehaltenen Gaza-Geiseln. "Jetzt ist es das Allerwichtigste, dafür zu sorgen, dass die Waffenruhe hält und dass es weitergeht", sagte er der "Rheinischen Post".
"Ob man es die Verlängerung der ersten Phase oder den Übergang in die
zweite Phase nennt, finde ich nicht das Entscheidende. Das Entscheidende
ist, dass möglichst bald alle Geiseln Gaza verlassen können. Sie haben
keine Zeit mehr zu verlieren. Und dass die Menschen in Gaza endlich in
Frieden und mit Hilfe von außen daran gehen können, ihre Leben wieder
aufzubauen."
Mit Blick auf US-Präsident Donald Trump und dessen
Pläne, Gaza nach einer Umsiedlung der Palästinenser zur "Riviera des
Nahen Ostens" zu machen, sagte er: "Deutschland hat diesen Plan über die
Köpfe der Palästinenser hinweg klar abgelehnt, so wie es fast alle
Europäer - und wichtiger noch - die arabischen Nachbarn Israels getan
haben. Aber wir müssen auch sehen, dass möglicherweise ohne das Wirken
der neuen amerikanischen Administration dieser Deal zum Waffenstillstand
nicht zustande gekommen wäre."
Seibert hob hervor: "Zunächst
einmal verdanken wir dem Sonderbeauftragten Trumps, Steve Witkoff, in
nicht geringer Weise das Zustandekommen des Waffenstillstandsdeals mit
der Freilassung der Geiseln. Auch wenn das Abkommen in großer Geduld von
den Verhandlern der Biden-Regierung vorbereitet worden war, kam der
entscheidende Schub durch ihn. Dafür bin ich dankbar."
Seibert
mahnte zudem humanitäre Hilfen für die Menschen in Gaza an. "Es kann
nicht richtig sein, die notleidende Bevölkerung von Gaza pauschal den
Preis für die entsetzlichen Verbrechen der Hamas bezahlen zu lassen",
sagte Seibert der "Rheinischen Post". "Die Hamas und die Gazaner - das
ist nicht einfach gleichzusetzen."
Er fügte hinzu: "Natürlich
geht Hamas seit Wochen auch bei den Freilassungen von Geiseln
widerwärtig vor. Auch das hat Berlin scharf kritisiert. Diese zynischen
und sadistischen Inszenierungen sind für Israelis - und auch für uns -
schwer zu ertragen. Sie sind auch Wasser auf die Mühlen derjenigen, die
den Krieg fortführen wollen. Also: Es darf keinen Funken des
Verständnisses für die Hamas geben. Aber in Gaza leben rund zwei
Millionen Menschen, die in 16 Monaten Krieg auch Fürchterliches
durchgemacht haben."
Seibert kritisierte: "Die Grenze jetzt
wieder dicht zu machen für die internationale humanitäre Hilfe steht
nach unserer Überzeugung nicht im Einklang mit Israels völkerrechtlichen
Verpflichtungen. Ja, Hamas profitiert in übelster Weise und zweigt
einen Teil dieser Lieferungen ab und dagegen muss vorgegangen werden -
aber die Menschen brauchen Unterstützung."
Quelle: dts Nachrichtenagentur