Sorge vor Rezession dämpft Optimismus in Chefetagen
Archivmeldung vom 23.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Kreditkrise auf dem amerikanischen Immobilienmarkt lässt die Sorge vor einem Wirtschaftsabschwung weltweit wachsen. Negative Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung des Jahres 2008 erwarten vor allem Unternehmen in Nordamerika und Westeuropa, während der Konjunkturoptimismus insbesondere in Asien weiter gestiegen ist.
Dies geht aus dem "11th Annual Global CEO Survey 2008" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor, der heute zum Auftakt des World Economic Forums in Davos vorgestellt wird. Für die Studie befragte PwC im vierten Quartal 2007 insgesamt 1.150 CEOs (Chief Economic Officers, CEOs) von Unternehmen aus 50 Ländern. Rund 40 Prozent der Unternehmen erzielen einen Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar, gut die Hälfte der Vorstandsvorsitzenden führt eine börsennotierte Gesellschaft.
CEOs in Wachstumsmärkten deutlich optimistischer
50 Prozent der CEOs sehen die Geschäftsentwicklung für das Jahr 2008 "sehr zuversichtlich". Dies ist gegenüber der Umfrage von 2007 zwar nur ein leichter Rückgang um zwei Prozentpunkte, der Anteil der zuversichtlichen CEOs ist noch immer fast doppelt so hoch wie 2003. Regional ist die Stimmungslage jedoch sehr unterschiedlich: So sind in Nordamerika nur noch 35 Prozent (2007: 53 Prozent) und in Westeuropa 44 Prozent (2007: 52 Prozent) der Vorstandsvorsitzenden "sehr zuversichtlich". Demgegenüber glauben Unternehmenschefs aus den Wachstumsmärkten der Regionen Asien Pazifik, Lateinamerika sowie Zentral- und Osteuropa fest an weitere Erlöszuwächse. Besonders ausgeprägt ist dieser Optimismus in Indien (90 Prozent), China/Hong Kong (73 Prozent), Mexiko (77 Prozent), Brasilien (63 Prozent) und Russland (73 Prozent), vgl. Grafik 1.1.3.
Deutsche Unternehmenschefs zuversichtlicher als westeuropäische Kollegen
"Die Stimmung in Deutschland ist entgegen dem Trend in westeuropäischen Industriestaaten bemerkenswert optimistisch", kommentiert Hans Wagener, Sprecher des Vorstands von PricewaterhouseCoopers Deutschland. 57 Prozent der befragten Unternehmenschefs äußern sich hier "sehr zuversichtlich" zur Geschäftsentwicklung für 2008, zwei Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Auch mittelfristig schätzen die deutschen Vorstandschefs die Perspektiven für Ihr Unternehmen deutlich optimistischer ein: Über die Hälfte (52 Prozent) der CEOs erwartet im Laufe der kommenden drei Jahre mit großer Sicherheit steigende Erlöse. In Westeuropa teilen diese Einschätzung lediglich 36 Prozent der Befragten. Im Vereinten Königreich sind nur noch 43 Prozent der Vorstandsvorsitzenden "sehr zuversichtlich" (2007: 50 Prozent), in Frankreich sogar nur 28 Prozent (2007: 40 Prozent). Weltweit sind 42 Prozent derselben Ansicht.
Mehr Fusionen und Übernahmen in 2008 geplant
Die unterschiedliche Beurteilung der Wachstumsaussichten schlägt sich auch in der Entwicklung der M&A-Aktivitäten (Mergers and Acquisitions) nieder. So planten zum Umfragezeitpunkt im Herbst vergangenen Jahres 34 Prozent der CEOs aus Asien und 33 Prozent aus Westeuropa mindestens eine grenzüberschreitende Fusion bzw. Übernahme für 2008, aber nur 29 Prozent der Vorstandsvorsitzenden nordamerikanischer Unternehmen. Von den CEOs deutscher Unternehmen sieht knapp jeder Dritte (30 Prozent) einen Zusammenschluss für das laufende Jahr vor.
Insgesamt dürfte es im laufenden Jahr mehr M&A-Aktivitäten geben als 2007. So planen 31 Prozent der CEOs weltweit eine grenzüberschreitende Fusion oder Übernahme für 2008. In den vergangenen 12 Monaten haben demgegenüber nur 24 Prozent der Befragten eine entsprechende Transaktion abgeschlossen.
Angst vor einer Rezession derzeit eine der größten Sorgen der CEOs
Die Sorge vor einem Wirtschaftsabschwung ist bei den befragten Vorstandsvorsitzenden gegenüber 2007 gewachsen und hat andere Risiken in den Hintergrund gedrängt. Weltweit zählen derzeit 61 Prozent der CEOs (2007: 57 Prozent) eine mögliche Rezession zu den größten Gefahren für die Entwicklung ihres Unternehmens, in Westeuropa teilen 62 Prozent diese Einschätzung. Die deutschen CEOs zeigen sich hier deutlich optimistischer, hier befürchten 43 Prozent der Befragten negative Auswirkungen einer globalen Wirtschaftskrise auf ihr Geschäft.
Mangel an qualifizierten Fachkräften größtes Problem der deutschen CEOs
"Der Wettbewerb um die besten Köpfe bleibt auf Dauer eine der größten Herausforderungen für Unternehmen", betont Hans Wagener. Der Mangel an qualifizierten Fachkräften und Führungspersonal treibt Unternehmenschefs in aller Welt um: 61 Prozent der CEOs weltweit (Westeuropa: 55 Prozent) sehen hier einen Engpass, der sich ggf. längerfristig negativ auf ihre Geschäftsentwicklung auswirken wird. Von 76 Prozent deutschen CEOs wird der Mangel an qualifiziertem Fach- und Führungspersonal als ernstes Problem eingeschätzt, 65 Prozent der Unternehmenschefs äußern hierzu äußern sich hierzu "besorgt", 11 Prozent sogar "sehr besorgt". Neun von zehn CEOs weltweit haben die grundsätzliche Bedeutung des Themas erkannt, gleichzeitig glauben jedoch nur 43 Prozent, dass das Personalmanagement ihres Unternehmens gut genug auf den globalen Wettbewerb vorbereitet ist.
Überregulierung bleibt weiterhin ein Thema der Unternehmenslenker
Die Erfüllung zahlreicher gesetzlicher und regulatorischer Vorgaben, die sich z.B. aus dem Sarbanes-Oxley Act ergeben, gehört nach wie vor zu den Top-Themen, die die CEOs weltweit beschäftigen. 59 Prozent aller Befragten weltweit äußerten ihre Bedenken zum Thema Überregulierung, im Vorjahr waren es noch 73 Prozent. Auf die Frage hin, welche Bereiche von der jeweiligen Regierung überarbeitet und verbessert werden sollten, nannten 57 Prozent der deutschen Unternehmen arbeitsrechtliche Vorgaben (Westeuropa: 48 Prozent; Global: 42 Prozent) und 47 Prozent steuerliche Rahmenbedingungen (Westeuropa: 41 Prozent; Global: 39 Prozent).
Deutsche Unternehmen Vorreiter beim Thema Klimaschutz
Die Bekämpfung des Klimawandels sieht die große Mehrheit der CEOs (82 Prozent) primär als Aufgabe der nationalen Regierungen. Zwar unterstützen auch 73 Prozent der Befragten die Forderung nach einer stärkeren Zusammenarbeit auf Ebene der Wirtschaft, intensiv mit den Chancen und Risiken des Klimawandels befasst haben sich jedoch erst 37 Prozent der Unternehmen. Dabei setzen CEOs in Asien das Thema häufiger auf die Agenda (42 Prozent) als in Westeuropa (39 Prozent) und Nordamerika (29 Prozent). Eine Ausnahmestellung nehmen die deutschen Unternehmen ein, von denen sich 59 Prozent intensiv und mit erheblichem Ressourceneinsatz mit den möglichen Folgen des Klimawandels beschäftigt haben.
Quelle: PricewaterhouseCoopers (PwC)