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Regling: "Grexit" teuerste Lösung für Griechenland und Euroraum

Archivmeldung vom 16.02.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.02.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Manfred Nuding / pixelio.de
Bild: Manfred Nuding / pixelio.de

ESM-Chef Klaus Regling hält den Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone für die schlechteste Lösung für alle Beteiligten: Der "Grexit" sei die "teuerste Lösung sowohl für Griechenland als auch für den Euro-Raum", sagte Regling im Interview mit dem Sender "Phoenix". "Das ist der Grund, warum man versuchen will, genau das zu vermeiden."

Bezüglich der Bemühungen der neuen griechischen Regierung, die vereinbarten Bedingungen zu ändern, zeigt sich Regling kompromissbereit: "Das eine neu gewählte Regierung andere Prioritäten hat als die alte Regierung, das ist verständlich und nicht neu. Wir haben das zum Beispiel auch gesehen, als mitten während eines Programms in Irland die Regierung gewechselt hat. Auch da war es möglich, einzelne Maßnahmen zu ändern, aber die Zielrichtung wurde aufrechterhalten."

Die Reformpolitik hält Regling indes für einen wirtschaftlichen Erfolgsweg: "Es sind die Reformen, die mittelfristig zu mehr Wachstum führen. Wir wissen, solche Reformen sind oft oder fast immer politisch schwer umzusetzen, da sich der Ertrag erst nach einigen Jahren einstellt."

Die Erfahrungen seien jedoch eindeutig: "Reformen sind wichtig. Die geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank können natürlich unterstützend tätig sein und wirksam werden." Die EZB habe mit ihren letzten Beschlüssen "das Maximale getan, um Zeit zu kaufen. Jetzt sind die Regierungen gefordert."

Tsipras: Griechenland will keine neuen Hilfskredite

Der neue griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat betont, dass Griechenland keine neuen Hilfskredite will. "Statt Geld brauchen wir Zeit, um unsere Reformpläne zu verwirklichen", sagte Tsipras im Interview mit dem Magazin "Stern". "Ich verspreche Ihnen: Dann wird Griechenland in sechs Monaten ein anderes Land sein." Der griechische Regierungschef sprach sich für eine Lösung aus "bei der alle nur gewinnen".

"Ich will Griechenland vor einer Tragödie retten und Europa vor der Spaltung bewahren", erklärte Tsipras. Er gehe von schwierigen Verhandlungen bei der Eurogruppen-Sitzung am Montag aus. "Dennoch bin ich voller Zuversicht."

Ende Februar läuft das aktuelle Hilfsprogramm für Griechenland aus. Bisher war Griechenland jedoch vor einem Antrag auf eine Verlängerung zurückgescheut, da es die damit verbundenen Spar- und Reformauflagen nicht länger erfüllen will.

Ifo-Chef Sinn rät Griechenland zu Euro-Austritt

Kurz vor der entscheidenden Sitzung der Euro-Finanzminister am Montag rät der Präsident des Münchner ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, Griechenland zu einem Austritt aus dem Euro. "Jetzt hilft nur noch die Drachme", sagte Sinn in einem Interview mit der "Bild".

Die bisherige Rettungspolitik habe nicht funktioniert, "denn Griechenland wird dadurch nicht wettbewerbsfähig". Sinn warf der neuen griechischen Regierung ein riskantes Pokerspiel vor. "Die neue griechische Regierung pokert hoch. Sie will neue Hilfsmilliarden, obwohl der der Finanzminister bereits gesagt hat: Wir sind pleite. Ich glaube, ein Austritt ist besser für die griechische Bevölkerung", sagte der Ifo-Chef der "Bild". Dadurch könnte die Wirtschaft wieder anspringen und spätestens nach drei Jahren würde die Arbeitslosigkeit sinken. "Später könnte Griechenland dann auch wieder in den Euro zurück", betonte Sinn.

Voraussetzung für einen sogenannten "Grexit" sei ein weiterer Schuldenschnitt, erklärte Sinn. Die Auslandsschulden "müssten teilweise erlassen werden", sagte der Ökonom zu "Bild". "Nur der Austritt verhindert, dass Griechenland bei anderen Staaten immer wieder neue Schulden macht, die anschließend erlassen werden müssen."

Trotz seiner Warnung erwartet Sinn jedoch einen Verbleib Griechenlands in der Gemeinschaftswährung. "Die Flickschusterei wird weiter gehen. Eine weitere Mitgliedschaft kann aber nur mit Kapitalverkehrskontrollen und Schranken für Bargeldabhebungen funktionieren." Als Vorbild dafür nannte Sinn das Euro-Land Zypern. Mit Einführung solcher Beschränkungen würde die Kapitalflucht aus Griechenland ins Ausland gestoppt.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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