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Medizinische Versorgung in Gaza vor dem Kollaps: Mütter und Schwangere in Todesangst um ihre Kinder Jeder vierte Haushalt in Gaza von Unterernährung betroffen

Archivmeldung vom 12.01.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.01.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Tote Zivilisten durch Nato Bombardierung (Archivbild)
Tote Zivilisten durch Nato Bombardierung (Archivbild)

Bild: Screenshot Youtube Video: "Kosovokrieg: Die Lügen der NATO (1999) | WDR" / Eigenes Werk

Am kommenden Sonntag sind es 100 Tage seitdem die Gewalt im Nahen Osten eskalierte. Seit dem 7. Oktober 2023 wurden unzählige Menschen in Israel und Gaza getötet, es gab weitreichende Zerstörungen und die Zivilbevölkerung leidet unvorstellbare Not. CARE ist zutiefst besorgt über die zunehmende Hungersnot sowie die katastrophale und lebensgefährliche Lage in Gaza.

Besonders für schwangere Frauen, junge Mütter und Neugeborene ist die Situation bedrohlich. 60 Prozent der Krankenhäuser im Gazastreifen sind außer Betrieb, der Rest funktioniert nur noch notdürftig. Frauen sind daher zunehmend gezwungen, ihre Babys ohne medizinische Unterstützung in überfüllten, nur noch teilweise funktionierenden und unsauberen Einrichtungen zur Welt zu bringen.

"Es gibt keine Ärztinnen und Ärzte, keine Hebammen oder Krankenschwestern, die Frauen während der Geburt unterstützen könnten. Es gibt keine Schmerzmittel, Anästhesie oder Hygieneartikel", sagte Hiba Tibi, stellvertretende Regionaldirektorin von CARE für den Nahen Osten und Nordafrika. "Werde ich und mein Kind die Geburt überleben? Und wer kümmert sich um meine anderen Kinder? Das sind die Fragen, die sich schwangere Frauen und Mütter in Gaza stellen müssen. Die eigentlich freudige Situation, ein Baby zu bekommen, wird jetzt von Angst und Verzweiflung dominiert."

Seit der Eskalation des Konflikts haben etwa 17.000 Frauen unter schrecklichen Umständen entbunden. Zahlreiche Frauen und Kinder sind möglicherweise während der Geburt aufgrund von sonst vermeidbaren Gründen gestorben oder haben schwere Schäden erlitten. Entbindungs-, Trauma- und Notfallversorgungsdienste sind stark eingeschränkt. Mindestens 310 medizinische Fachkräfte sind durch den Konflikt bereits ums Leben gekommen. Unzählige Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und der Mangel an Versorgungsgütern verschärfen die ohnehin schon extreme Lage weiter. So sind in Nord-Gaza beispielsweise nur noch 50 Brutkästen für Frühgeburten in Betrieb. Außerdem ist die Stromversorgung stark eingeschränkt, so dass lebensrettende Geräte oft nicht durchgehend genutzt werden können.

"Schwangere erzählen uns, dass sie in ständiger Angst vor möglichen Komplikationen durch Krieg, Unterernährung und Krankheitsausbrüche sind", sagt Tibi. "Sie haben Angst, dass das Trauma, das viele von ihnen haben, und der Schock über den Verlust geliebter Menschen dazu führen könnten, dass die Wehen zu früh einsetzen oder sie ihr Kind verlieren. Dabei wissen sie, dass es keine Hilfe gibt, wenn etwas schief geht."

CARE bekräftigt die Forderung nach einer sofortigen Feuerpause, der Freilassung aller Geiseln und dringender Maßnahmen, um die Menschen in Gaza mit ausreichender humanitärer Hilfe zu versorgen. Die internationale Gemeinschaft muss schnell handeln, um eine Verschärfung der humanitären Katastrophe abzuwenden.

Hintergrund:

CARE ist seit 1948 im Gazastreifen und in Westbank tätig. Vor dem aktuellen Konflikt unterstützte CARE etwa 200.000 Menschen im Gazastreifen und etwa 300.000 weitere in Westbank. Seit der Eskalation des Konflikts konnten CARE-Teams in Gaza Hygienepakete, Unterkünfte, Decken und Matratzen sowie Trinkwasser an über 91.000 Menschen verteilen. CARE erreichte außerdem über 30.000 Menschen mit medizinischer Unterstützung.

Quelle: CARE Deutschland e.V. (ots)

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