Syrien-Experte: Giftgasangriff nutzt nur Rebellen
Archivmeldung vom 22.08.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer mutmaßliche Giftgasangriff nutzt nach Ansicht des Syrien-Experten Günter Meyer ausschließlich der Opposition im Land. "Was wir hier erlebt haben, ist ein Massenmord mit dem einzigen Ziel, diesen Massenmord dem Regime anzulasten und damit die USA unter Druck zu setzen, hier einzugreifen", sagte der Mainzer Universitätsprofessor und Fachmann für den Mittleren Osten am Donnerstag in SWR1 Rheinland-Pfalz.
Gerade jetzt, wo die UN-Inspektoren im Land seien, mache ein von den Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad verübter Giftgasangriff überhaupt keinen Sinn, so Meyer. Den UN-Einsatz in Syrien nannte der Fachmann für den Mittleren Osten "ein riesiges politisches Theater". "Der Auftrag dieser Inspektoren zielt nur darauf ab festzustellen, ob Chemiewaffen eingesetzt wurden, aber nicht von wem sie eingesetzt worden sind."
Grüne fordern sofortige Untersuchung von mutmaßlichem Giftgaseinsatz in Syrien
Frithjof Schmidt, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, hat angesichts des mutmaßlichen Giftgaseinsatzes in Syrien eine sofortige Untersuchung durch neutrale Akteure gefordert. "Die Nachrichten und Bilder aus der syrischen Region Ghuta sind erschütternd. Die Dimensionen der angerichteten Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind monströs", sagte Schmidt am Donnerstag in Berlin. "Wegen der Dimension der verübten Verbrechen und unklaren Umstände ist eine Untersuchung durch neutrale Akteure sofort und dringend geboten."
Der Grünen-Politiker forderte, dass die UN-Vollversammlung unverzüglich zusammentreten und ein klares Signal für eine sofortige Untersuchung der Verbrechen setzen solle. "Die Voraussetzungen dazu sind mit der Anwesenheit des 20-köpfigen UN-Expertenteams gegeben, das in Syrien den möglichen Einsatz von Chemiewaffen untersuchen soll."
Mutmaßlicher Giftgasangriff: Frankreich droht Syrien mit "Reaktion der Stärke"
Nach dem mutmaßlichen Chemiewaffeneinsatz in Syrien hat der französische Außenminister Laurent Fabius Damaskus mit einer "Reaktion der Stärke" gedroht. Sollten sich die Vorwürfe eines Chemiewaffeneinsatzes nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus bestätigen, sei eine derartige Reaktion notwendig, die über eine "internationale Verurteilung" hinausgehe, sagte Fabius den Fernsehsendern RMC und BFMTV. "Ich will nicht präziser sein", so Fabius weiter, der eine Frage nach einem möglichen Luftangriff unbeantwortet ließ, den Einsatz von Bodentruppen in Syrien allerdings aus schloss. Sollte der UN-Sicherheitsrat keine Entscheidung fällen können, müsste diese "auf andere Weise getroffen werden", so der französische Außenminister weiter.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte seinerseits, dass man eine "wirkliche Aufklärung ermöglichen" müsse, "bevor man über Konsequenzen spricht". Westerwelle forderte, dass die Chemiewaffen-Inspektoren der Vereinten Nationen "umgehend Zugang erhalten" müssten, "um die Vorwürfe zu prüfen". Die syrische Opposition beschuldigt die Regierungstruppen, bei einem Raketenangriff am Mittwoch Chemiewaffen eingesetzt und 1.300 Menschen getötet zu haben. Die syrische Regierung wies die Anschuldigungen entschieden zurück.
Vereinte Nationen fordern "Klarheit" über Giftgasangriff in Syrien
Der UN-Sicherheitsrat hat sich am Mittwochabend darauf geeinigt, den mutmaßlichen Giftgasangriff in Syrien genauer zu untersuchen. Die Präsidentin des Gremiums, Argentiniens UN-Botschafterin Maria Cristina Perceval, sagte, man brauche "Klarheit" über das, was sich in Syrien zugetragen habe. Die syrische Regierung und Opposition werfen sich gegenseitig vor, Giftgas eingesetzt zu haben. Dabei sollen Hunderte Menschen ums Leben gekommen sein. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben der Opposition in Irbin, einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus, nur rund sieben Kilometer nordöstlich des Zentrums gelegen.
Westerwelle: Einsatz von Chemiewaffen in Syrien dringend aufklären
Außenminister Guido Westerwelle hat Aufklärung über den angeblichen Einsatz von Chemiewaffen in Syrien gefordert. "Diese Vorwürfe sind sehr gravierend und alarmierend. Diese Vorwürfe müssen dringend aufgeklärt werden. Wir verlangen, dass die Chemiewaffenexperten der Vereinten Nationen, die derzeit in Syrien sind, umgehend die Gelegenheit erhalten, die Vorwürfe umfassend zu prüfen", sagte er am Mittwoch am Rande des EU-Außenministertreffens in Brüssel zu den Meldungen, wonach zahlreiche Menschen in Syrien durch den Einsatz von Giftgas getötet wurden.
Laut der syrischen Opposition wurden bei einem Giftgas-Angriff von Regierungsanhängern nahe der Hauptstadt Damaskus circa 1.300 Menschen getötet. Die syrische Regierung hatte den Einsatz von Chemiewaffen zuvor dementiert. Nach Darstellung der Opposition hatten Regierungsanhänger am Mittwochmorgen (Ortszeit) bei einem Angriff auf Vororte der syrischen Hauptstadt mit Nervengas bestückte Raketen sowie konventionelle Waffen verwendet. Die syrische Opposition appellierte an die Chemiewaffenexperten der Vereinten Nationen, die sich derzeit in Damaskus befinden, sich selbst ein Bild von der Lage vor Ort zu machen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur