China nach der Pandemie: Was von der Wirtschaft zu erwarten ist
Archivmeldung vom 02.06.2023
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.06.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo Babić2020 verabschiedete das Zentralkomitee der KP Chinas den 14. Fünfjahresplan. Außerdem wurden langfristige Ziele für den Zeitraum bis zum Jahr 2035 entwickelt und verabschiedet. Das Ziel ist ein moderner Sozialismus. Ein Blick auf den aktuellen Stand. Dies analysiert Anastasia Stepanova im Magzain "RT DE".
Weiter analysiert Stepanova auf RT DE: "Unter konsequenter Beibehaltung des Entwicklungskonzepts des Sozialismus mit chinesischen Merkmalen (中国特色社会主义) und der stetigen Förderung moderner Reformen und der Öffnung legt China im neuen Jahrzehnt den Schwerpunkt auf die Entwicklung der Binnennachfrage, die Erhöhung des Angebots und die makroökonomische Regulierung. Zu den weiteren Entwicklungsaufgaben gehören auch die Stärkung des wirtschaftlichen, technologischen und gesamtwirtschaftlichen Potenzials Chinas, die Durchführung der neuen Industrialisierung und die Modernisierung des chinesischen Verwaltungssystems.
Die Aufrechterhaltung der sozialen Stabilität und die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen sind wichtige Grundlagen für Chinas Wohlstand. So sollen bis zum Jahr 2025 mehr als 1,3 Milliarden Menschen in der Grundkrankenversicherung und fast eine Milliarde Menschen in der Grundaltersversicherung abgesichert sein. Die Arbeit daran ist in vollem Gange und wird bis in den nächsten Fünfjahreszeitraum hinein andauern.
Daher wird in den Jahren 2021 bis 2025 auch der Weiterentwicklung des Sozialversicherungssystems große Aufmerksamkeit gewidmet werden. Laut der Nachrichtenagentur Xinhua erklärte Präsident Xi Jinping im Februar 2021 auf der Nationalen Konferenz zur Armutsbekämpfung feierlich, dass das Land dank der gemeinsamen Anstrengungen der gesamten Partei und des Volkes aller ethnischen Gruppen anlässlich des 100-jährigen Gründungsjubiläums der Kommunistischen Partei Chinas einen vollständigen Sieg im Kampf gegen die Armut errungen habe. Dabei wurden 98,99 Millionen arme Landbewohner aus der Armut befreit und 832 Landkreise und 128.000 Dörfer von der Armutsliste des Landes gestrichen.
Im
Oktober 2022 erklärte Xi Jinping, Vorsitzender des Zentralkomitees der
KPCh, auf dem 20. Parteitag der KPCh, dass die zentrale Aufgabe der KPCh
fortan darin bestehe, das multiethnische Volk des Landes zu vereinen
und zu führen, um das Ziel des vollständigen Aufbaus einer modernisierten sozialistischen Macht bis zum hundertsten Jahrestag der KPCh zu verwirklichen.
Die Zeit der Pandemie, die in China drei Jahre andauerte, führte zu einer umfassenden Reform des Gesundheitssystems. Im Übrigen wurde das Gesundheitssystem in den meisten Ländern der Welt während der Coronavirus-Pandemie grundlegend verändert. Während des Kampfes gegen COVID-19 hat China beispiellose Maßnahmen zur Infektionsprävention und -kontrolle ergriffen. Die chinesischen Behörden haben nachdrücklich betont, dass diese großangelegten und strengen Einschränkungen in erster Linie aus Sorge um die öffentliche Gesundheit erfolgten. Die periodischen Vollsperrungen großer chinesischer Städte und anderer Regionen sowie die langfristige Schließung der Grenzen führten jedoch in diesen Jahren zu einer Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums sowie zu einem Rückgang der Exporttätigkeit und der Kaufaktivitäten der chinesischen Bevölkerung selbst.
Ende 2022
wurden aufgrund der Auswirkungen der Covid-Beschränkungen in China 89
Online-Shops und Online-Plattformen geschlossen, darunter Eachnet, Mia
und der Fengqu-Marktplatz. Der Umsatz von Alibaba im dritten Quartal
2022 (Stand: Dezember 2022) war im Vergleich zum zweiten Quartal um ein
Prozent gesunken. Einer der Hauptkonkurrenten von Alibaba, Jingdong, hat
seine Expansionspläne in Südostasien aufgegeben und ist aus Thailand
und Indonesien ausgestiegen. Bis Ende 2022 waren die Online-Verkäufe in
China im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent gestiegen. Sie beliefen
sich auf rund 13,8 Billionen Yuan (etwa 2 Billionen Dollar). Der
Einzelhandelsumsatz ging Ende 2022 um 0,2 Prozent zurück. Gleichzeitig
verlangsamte sich der Rückgang des Einzelhandelsmarktes auf 1,8 Prozent
im Dezember gegenüber einem Rückgang von 5,9 Prozent im November 2022.
Für das Jahr 2022 verzeichnete das Gaststättengewerbe einen Rekordrückgang von 6,3 Prozent.
Diese Trends sind jedoch nur vorübergehend, und den meisten Wirtschaftsprognosen ausländischer und chinesischer Publikationen zufolge wird die chinesische Wirtschaft im Jahr 2023 ein starkes Wachstum verzeichnen. Das chinesische BIP 2023 soll bei fünf Prozent liegen.
Chinas Wirtschaftswachstum hat sich im ersten Quartal 2023 beschleunigt. Trotz zahlreicher Herausforderungen trug das starke Wachstum von Dienstleistungen und Konsum zur Erholung der Wirtschaft bei und ließ die Markterwartungen steigen. Die Daten des Nationalen Statistikamtes vom 18. April zeigen, dass das chinesische Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal dieses Jahres 28,5 Billionen Yuan betrug und damit um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen ist, verglichen mit einer Wachstumsrate von 3 Prozent des BIP im Jahr 2022 und einer Wachstumsrate von 2,9 Prozent im vierten Quartal des vergangenen Jahres. Somit wurden im ersten Quartal 2023 relativ schnelle und stabile Fortschritte im Bereich der Epidemieprävention und -bekämpfung von COVID-19 erzielt. Im ersten Quartal stieg die Wertschöpfung des Dienstleistungssektors im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent, während sich die Nachfrage nach Dienstleistungen wie Tourismus und Gastronomie beschleunigte.
In den Jahren nach der COVID-Initiative wird der Entwicklung von Innovationen, der Unterstützung des realen Sektors der Wirtschaft und der Modernisierung von Industrie- und Lieferketten große Aufmerksamkeit gewidmet werden. Laut Wikipedia wird die Bevölkerung Chinas im Jahr 2023 1,411 Milliarden betragen, was darauf hindeutet, dass das Potenzial des chinesischen Binnenmarktes sehr groß ist. In den vergangenen Jahrzehnten hat China ein stabiles und schnelles BIP-Wachstum verzeichnet, das deutlich über dem weltweiten Durchschnitt liegt, und es hat eine umfassende Modernisierung der Industrie und der Wirtschaft stattgefunden.
Gegenwärtig ist China eine der Hauptlokomotiven des weltweiten technologischen Fortschritts, und chinesische Unternehmen, vorwiegend Technologieunternehmen, sind in den Top-Ratings aller Weltbörsen vertreten. Gleichzeitig ist China nicht mehr das Land, das es in den 1990er Jahren war – damals gab es eine große Zahl billiger Arbeitskräfte, unregelmäßige Arbeitszeiten und billige Konsumgüter in großen Mengen, wenn auch von schlechter Qualität. In den Jahren 2010 bis 2020 hat sich die Lebensqualität der Chinesen deutlich verbessert, die Löhne sind gestiegen, das durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Einkommen hat sich deutlich erhöht, und auch der Gesamtwert der Waren ist gestiegen, was sich im Preis niederschlägt. Gleichzeitig gehörten die Immobilienpreise, insbesondere vor dem Ausbruch der Pandemie, zu den höchsten der Welt.
Einerseits eröffnen diese Trends also enorme Wachstumsperspektiven für chinesische Unternehmen, die sich auf den Binnenmarkt konzentrieren, andererseits verlagern große westliche Unternehmen des verarbeitenden und des nicht verarbeitenden Sektors, die in China aktiv Fabriken eröffnet haben, seit einigen Jahren ihre Produktion in andere Länder des asiatisch-pazifischen Raums wie Vietnam, Kambodscha, Thailand, Singapur, Malaysia und Indonesien. Dies gilt überwiegend für Branchen wie Elektronik, Haushaltsgeräte, Autoteile und so weiter. Diese Prozesse verstärkten sich noch während der Zeit der strengen Quarantänebeschränkungen in China (2020 bis 2022), die, wie oben erwähnt, zu einem Rückgang der chinesischen Wirtschaft führten. Im Jahr 2022 schwappten auch Protestwellen gegen die strengen, restriktiven Maßnahmen und die "Null-Toleranz"-Politik durch China, und langfristige Abriegelungen in Shanghai, Guangzhou und anderen Großstädten verstärkten die Abwanderung westlicher Unternehmen vom chinesischen Markt.
Die Spannungen zwischen den USA und China, der anhaltende Handelskrieg und die unterschiedlichen Positionen in der Taiwan-Frage haben diese Prozesse ebenfalls stark beeinflusst. China ist eindeutig bestrebt, den langfristigen Wohlstand und die Stabilität der Sonderverwaltungsregionen Hongkong und Macau zu erhalten und die Wiedervereinigung des chinesischen Festlandes und Taiwans sowie deren friedliche Entwicklung über die Meerenge hinweg zu fördern. In jüngster Zeit haben die Vereinigten Staaten jedoch wiederholt provokative Besuche in Taiwan und andere zweideutige Aktionen in der Taiwan-Frage durchgeführt, was die Spannungen zwischen den beiden Ländern erhöht. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen.
Gleichzeitig setzt sich die globale Umverteilung der Märkte auf globaler Ebene fort. Die jahrzehntelange Hegemonie der USA wird immer schwächer. Es findet eine globale Regionalisierung der Märkte statt, und es entstehen neue Machtzentren. Insbesondere die spezielle Militäroperation Russlands in der Ukraine zum Schutz der Zivilbevölkerung im Donbass hat diese globalen Prozesse noch deutlicher vor Augen geführt.
Trotz der Tatsache, dass Chinas Handel mit den USA und der EU riesig ist und im Jahr 2023, nach der Aufhebung der Anti-COVID-Beschränkungen, die Export-Import-Geschäfte erheblich zunehmen werden, bildet China neue wirtschaftliche Machtzentren in der asiatisch-pazifischen Region. In wirtschaftlicher und humanitärer Hinsicht wächst die Zusammenarbeit zwischen China und Russland sowie mit den Ländern Zentralasiens in der eurasischen Region. Im Jahr 2022 erreichte der Handelsumsatz zwischen Russland und China trotz der Pandemie einen Rekordwert von 190 Milliarden Dollar. Die Zusammenarbeit entwickelte sich in den Bereichen Landwirtschaft, Energie und Industrie.
Die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten der SCO, BRICS, APEC und ASEAN entwickelte sich aktiv. Chinas Zusammenarbeit mit der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) nahm zu. Im Jahr 2023 ist China Gastgeber des dritten Belt and Road Forums (BRI, in Deutschland bekannter als neue Seidenstraße), einer globalen chinesischen Initiative, die mehr als siebzig Länder umfasst. Die Idee für dieses Megaprojekt wurde vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping im September 2013 vorgestellt. Bei einem Staatsbesuch in Kasachstan in Astana sprach er erstmals darüber. In erster Linie zielt die BRI auf die Schaffung und den Ausbau neuer Verkehrskorridore, die Stärkung regionaler Produktions- und Vermarktungsketten und die Entwicklung des Handels zwischen Europa und Asien auf dem eurasischen Kontinent ab. Die regionale wirtschaftliche Integration im Rahmen der BRI erstreckt sich auch auf die Länder Afrikas und Lateinamerikas. Die BRI umfasst auch großangelegte interregionale Investitionsprojekte. Diese internationalen regionalen Zusammenschlüsse geben der Entwicklung der Wirtschaft Chinas und anderer beteiligter Länder in der Zeit nach der COVID-Pandemie einen zusätzlichen Impuls.
Gleichzeitig wurde zum Beispiel im November 2020 ein neuer regionaler Zusammenschluss in Asien gegründet – und damit dessen größte Freihandelszone. Die Regionale Umfassende Wirtschaftspartnerschaft (RCEP) vereinigt fünfzehn Länder, darunter China, Japan, Südkorea, Australien, Singapur und andere. Im Rahmen dieses Abkommens gelten reduzierte Handelszölle. Durch die Schaffung der RCEP wurden die Märkte für chinesische Produkte erheblich ausgeweitet.
Ein wichtiger Aspekt für die Entwicklung der Wirtschaft sowie des Binnen- und Außenhandels in China wird die weitere Einführung des digitalen Yuan sowie direkter Abrechnungssysteme in nationalen Währungen bei Außenhandelsgeschäften sein. Die Verwendung des Dollars und des Euro bei internationalen Abrechnungen wird zurückgehen, und China wird die Entwicklung von Finanzmechanismen für Abrechnungen in Yuan unterstützen.
Derzeit wird großer Wert auf die technische Modernisierung der chinesischen Wirtschaft, die Entwicklung einer neuen Art von Urbanisierung, die Schaffung von Smart Citys, die Entwicklung von Technologien der künstlichen Intelligenz (KI) und Mechanisierung gelegt. Gleichzeitig enthält der Haushalt erhebliche Mittel zur Beschleunigung der grünen und kohlenstoffarmen Entwicklung, grüner Initiativen und des Umweltschutzes. Übrigens: Aktuell müssen die meisten Menschen in China Trinkwasser in Flaschen kaufen, da Wasser nicht aus dem Wasserhahn getrunken werden kann. Die Wasserreinigungssysteme benötigen eine Modernisierung.
Allerdings haben auch folgende Themen in den vergangenen Jahren erhebliche Aufmerksamkeit erhalten. Die Stärkung der nationalen Sicherheitskapazitäten, die Entwicklung des Raumfahrtprogramms, die Vervielfachung der Satellitensysteme sowie die Verbesserung der 5G-Technologien und die Erhöhung der Investitionen in Forschung und Entwicklung gehören ebenfalls zu den Prioritäten Chinas.
All diese Aufgaben der chinesischen Entwicklung werden dazu beitragen, ein stabiles internes und externes Umfeld zu erhalten und eine neue Art von internationalen Beziehungen aufzubauen.
Aus dem Englischen"
Quelle: RT DE