Bundesbank warnt vor Umschuldung Griechenlands
Archivmeldung vom 18.07.2011
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtVor dem Sondergipfel der Euro-Staaten für ein zweites Griechenland-Rettungspaket hat Bundesbank-Chef Jens Weidmann nachdrücklich vor der Einführung von Eurobonds und einer Umschuldung Griechenlands gewarnt. "Nichts würde die Anreize für eine solide Haushaltspolitik rascher und dauerhafter zerstören als eine gemeinsame Haftung für die Staatsschulden. Genau das schwebt aber einigen Politikern und Ökonomen in Form von Eurobonds als Lösung für die Probleme Griechenlands vor", sagte Weidmann der "Bild am Sonntag".
Für den Bundesbank-Chef hätte ein solcher Schritt weitreichende Folgen: "Das Ergebnis wird sein, die europäischen und vor allem die deutschen Steuerzahler müssen für die gesamten griechischen Staatsschulden einstehen. Das wäre der Schritt in die Transferunion, den Deutschland bislang zu Recht abgelehnt hat." Ein Schuldenerlass löst nach Weidmanns Analyse nicht die griechischen Probleme. "Griechenland konsumiert deutlich mehr als es erwirtschaftet, der Staatshaushalt weist hohe Defizite auf. So lange sich daran nichts ändert, schafft selbst ein Schuldenschnitt keine wirkliche Besserung", so Weidmann. Auch eine klare Mehrheit der Deutschen lehnt einen Schuldenerlass für Griechenland ab: In einer Emnid-Umfrage für das Blatt sprachen sich 60 Prozent der Befragten gegen eine Teilentschuldung aus, nur 35 Prozent dafür. Angesichts der anhaltenden Eurokrise schwindet das Vertrauen der Deutschen in ihr Geld.
60 Prozent der Befragten geben an, ihr Vertrauen in den Euro sei "eher gering" oder gar "sehr gering". Im Dezember 2010 sagten dies nur 54 Prozent. In der Frage der Eurorettung ist die Bevölkerung gespalten.
49 Prozent wollen keine Währungsstabilisierung nach dem Motto "koste es was es wolle". 48 Prozent befürworten dies jedoch.
Umfrage: 48 Prozent der Deutschen halten Scheitern des Euro für wahrscheinlich
Nahezu die Hälfte der Deutschen hält es für wahrscheinlich, dass der Euro als Währung scheitert.
In einer Emnid-Umfrage für das Nachrichtenmagazin "Focus" äußerten 48 Prozent der Befragten diese Sorge. 49 Prozent glauben nicht daran, dass der Euro scheitert.
Deutsche verlieren bei Euro-Krise Vertrauen in europäische Regierungen
In der Euro-Krise verlieren die Deutschen zunehmend das Vertrauen in die Regierungen der EU-Staaten. Laut einer Umfrage des Instituts "YouGov" für die "Bild-Zeitung" (Montagausgabe) denken 68 Prozent, dass die Regierungen der EU-Staaten die Euro-Krise derzeit nicht unter Kontrolle haben. Nur 14 Prozent haben bei der Euro-Krise noch Vertrauen in die Regierungen. Insgesamt 40 Prozent der Deutschen haben laut der Umfrage Angst vor einem Auseinanderbrechen des Euro, 49 Prozent haben davor keine Angst. 22 Prozent der Deutschen machen sich laut der Umfrage derzeit Gedanken darüber, aufgrund der aktuellen Ereignisse um den Euro Teile ihrer Ersparnisse in Anlageformen wie Gold oder Schweizer Franken umzuschichten. 33 Prozent machen sich darüber keine Gedanken. 39 Prozent gaben an, über keine Ersparnisse zu verfügen, die umgeschichtet werden könnten.
Merkel schließt Umschuldung Griechenlands nicht mehr aus
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eine Umschuldung der Schuldenlast Griechenlands nicht mehr ausgeschlossen. In der ARD sagte Merkel: "Ich arbeite darauf nicht hin." Eine solche Umschuldung hätte "den negativen Effekt, dass sich auch andere Länder nicht mehr so anstrengen". Die angestrebte Einbeziehung privater Gläubiger beim geplanten zweiten Rettungspaket für Griechenland zeige jedoch bereits, dass Griechenland ein besonderes Problem sei. "Wir versuchen alles, was wir können, um etwas zu vermeiden, was noch härter ist", sagte Merkel weiter. Den Euro sehe die Kanzlerin aber nicht in Gefahr. "Der Euro ist nicht in der Krise", so Merkel. Es gehe vielmehr um eine Schuldenkrise einzelner Staaten und um Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Länder. Die Euro-Länder treffen sich am Donnerstag zu einem Sondergipfel, um über das zweite Rettungspaket für Griechenland zu beraten.
Allianz schlägt freiwilliges Umtauschangebot für griechische Staatsanleihen vor
Mit Blick auf den EU-Sondergipfel zu Griechenland am Donnerstag hat die Allianz, einer der größten Vermögensverwalter der Welt, einen Rettungsplan entworfen und den Verantwortlichen vorgelegt. "Privatwirtschaft und öffentliche Hand müssen gemeinsam etwas tun, was den Krisenherd in Griechenland eindämmt und Ansteckungsgefahren bannt", sagte Allianz-Chef Michael Diekmann dem "Handelsblatt". Der zentrale Vorschlag des Plans sieht ein freiwilliges Umtauschangebot für griechische Staatsanleihen vor. Dabei sollen private Investoren ihre Anleihen in neue Papiere mit einer längeren Laufzeit tauschen und auf 25 Prozent des Nominalwertes verzichten. Zwar würden laut der Zeitung die Investoren dennoch viele Milliarden verlieren, aber der Verlust wäre deutlich geringer, als wenn sie derzeit ihre Papiere am Markt verkauften. Das Modell sei in der Lage, die Verschuldung Griechenlands schnell um 50 Milliarden Euro zu senken, auch der Steuerzahler würde erheblich profitieren.
Quelle: dts Nachrichtenagentur