Auswärtiges Amt offen für Überprüfung der EU-Syrien-Strategie
Archivmeldung vom 29.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićAls Reaktion auf einen Vorstoß von acht EU-Staaten, die Syrien-Strategie der EU zu überdenken und sich an das Assad-Regime anzunähern, heißt es aus dem Auswärtigen Amt: "Der Brief regt einen Nachdenkprozess an, um die Wirksamkeit der EU-Instrumente im Syrien-Konflikt zu überprüfen. Dafür ist die Bundesregierung offen." Das berichtet die "Welt" in ihrer Dienstagsausgabe.
Im Bundestag wird das Ansinnen unterschiedlich bewertet. "Die Initiative
der acht EU-Länder ist fehlgeleitet", sagte der außenpolitische
Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt (CDU). "Mit Assad wird es
keine friedliche Zukunft für Syrien geben." Für die EU sei er "kein
vertrauenswürdiger Partner", so Hardt.
"Regelmäßig warnen
Experten davor, dass das syrische Regime Milliarden an Hilfsgeldern
veruntreut. Syrien unter Assad ist auch eine ständige Bedrohung Israels.
Eine Aufwertung Assads in der jetzigen Lage wäre gegenüber den Menschen
in Israel schwer vermittelbar", so Hardt. Seine Forderung: "Die
Bundesregierung sollte ihre Anti-Assad-Linie im Gegenteil noch viel
konsequenter verfolgen."
Für den außenpolitischen Sprecher der
SPD-Fraktion, Nils Schmid, ist das syrische Regime, das sich "durch
Drogenhandel und Ausbeutung der wenigen Ressourcen" am Leben halte, kein
"seriöser Ansprechpartner". "Das extrem autoritäre Assad-Regime hat bei
Weitem nicht die vollständige Kontrolle über das gesamte Land. Es gibt
kaum funktionierende staatliche Strukturen, mit denen man
zusammenarbeiten könnte", sagte er der "Welt". "Ein generelles
Rückübernahmeabkommen mit Syrien und pauschale Abschiebungen von
Menschen mit subsidiärem Schutzstatus sehe ich vor diesem Hintergrund
skeptisch", zumal viele der Menschen "in den Kerkern des Regimes
verschwinden" würden, so Schmid.
Auch die FDP will, dass sich
Deutschland der Initiative nicht anschließt. Der europapolitische
Sprecher der Fraktion, Thomas Hacker, sagte jedoch: "Grundsätzlich ist
es nicht falsch, die eigene Politik und den Umgang mit dem
autokratischen Syrien kritisch zu überprüfen." Man könne den direkten
Umgang mit Ländern wie Syrien oder Afghanistan "nicht über Jahrzehnte
ausschließen". Mehr Dialog mit Assad sei jedoch ein "Balanceakt".
Die
fluchtpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Clara Bünger,
warnt: "Die EU würde ihre Glaubwürdigkeit verlieren und könnte nicht
mehr einfordern, dass sich andere Staaten an menschenrechtliche
Standards halten." Neue Abkommen mit Assad seien wirkungslos: "Egal, was
mit dem Regime verhandelt wird, Menschen werden aufgrund der Situation
im Land weiter fliehen." Die AfD hingegen plädiert dafür, dass
Deutschland den Vorstoß mitträgt. Man unterstütze "alle Initiativen, die
den Flüchtlingsstrom aus Syrien unterbinden und Rückführungen dorthin
ermöglicht".
Der außenpolitische Sprecher der AfD, Matthias
Moosdorf, fordert: "Deutschland sollte umgehend normale Beziehungen zu
Syrien aufnehmen, den Werteunsinn gegen eine realistische Sicht der
Verhältnisse eintauschen und mit Assad bilaterale Abkommen zur Lösung
der Migration aus Syrien anstreben."
Quelle: dts Nachrichtenagentur