Stimmen aus SPD, Grünen und FDP verlangen Taurus-Umdenken
Nach der Entscheidung von US-Präsident Joe Biden zur Aufhebung der Reichweitenbeschränkung für US-Waffensysteme in der Ukraine fordert der SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz Konsequenzen auch für die Haltung des Bundeskanzlers in der Taurus-Frage.
"Die Entscheidung der USA wird bereits in Europa, aber auch im Bundestag
diskutiert und eventuell zu einem Umdenken führen", sagte der für den
Verteidigungsetat zuständige Haushaltspolitiker dem "Tagesspiegel"
(Dienstagausgabe).
"Neue Situationen verlangen ein Überdenken von
Positionen und Entscheidungen." Nicht zuletzt, weil der russische
Präsident Wladimir Putin "auch nach dem Telefonat mit dem Kanzler seinen
Krieg gerade gegen die Energieversorgung und damit gegen die
Zivilbevölkerung der Ukraine mit voller Härte" fortführe, seien die von
der ukrainischen Regierung angefragte Waffenhilfe unter anderem nach
deutschen Marschflugkörpern "militärisch nötig und begründet".
Schwarz
stellt sich damit an die Seite der Grünen, die diese Haltung ebenfalls
schon länger vertreten. "Wir sollten Taurus liefern. Nach der
Entscheidung der USA gilt das umso mehr", sagte Sara Nanni, die
sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagfraktion, dem
"Tagesspiegel": "Keine Alleingänge, das hat der Kanzler doch immer
gesagt."
Auch FDP-Fraktionsvize Michael Link verlangt ein
Taurus-Umdenken: "Seit 1.000 Tagen führt das Putin-Regime Krieg gegen
die Ukraine, verübt schwere Verbrechen an Frauen und Kindern und
bombardiert gnadenlos gezielt lebenswichtige Infrastruktur", sagte Link
am Montag.
"Gebiete werden besetzt und die ukrainische Kultur und
Sprache soll ausgelöscht werden", beklagte der FDP-Politiker. Dabei
könnte die Ukraine mit dem Taurus "russische Nachschublinien und
Raketenstellungen zerstören und sich völkerrechtskonform besser
verteidigen", so Link. Solange Putin davon ausgehen könne, "dass er auf
dem Schlachtfeld weiter schrittweise die Oberhand erlangt, wird er nicht
zu ernsthaften Verhandlungen bereit sein", argumentierte der Liberale.
Nils
Schmid, der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion,
verteidigte dagegen das Nein des Kanzlers, das der stellvertretende
Regierungssprecher Wolfgang Büchner am Montag bekräftigt hatte. "Wir
machen nichts, was die Alliierten nicht machen, aber auch nicht alles
mit, was sie entscheiden", sagte Schmid dem "Tagesspiegel": "Der Taurus
fliegt weiter und trifft präziser als das US-System, weshalb Olaf Scholz
eine Lieferung für unvertretbar hält. Das ist eine Kanzlerentscheidung,
und dabei bleibt es."
Quelle: dts Nachrichtenagentur