Scholl-Latour: Lage in Nahost "extrem gefährlich"
Archivmeldung vom 16.11.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Nahost-Experte und Fernsehjournalist Peter Scholl-Latour, 88, warnt vor einer Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der radikalen Palästinenser-Organisation Hamas. "Die Lage ist extrem gefährlich", sagte Scholl-Latour der "Bild-Zeitung". Die Hamas sei offenbar von Iran bewaffnet worden und verfüge inzwischen über ein "gefährliches Arsenal".
Der Tod von israelischen Zivilisten habe die Stimmung in Nahost weiter angeheizt. "Es könnte zur Eskalation kommen", sagte Scholl-Latour.
Große Gefahr sieht Scholl-Latour vor allem in der Rolle Ägyptens. Der bisher gemäßigte Präsident Mohammed Mursi werde von islamistischen Hardlinern unter Druck gesetzt. "Ich glaube nicht, dass Mursi so verrückt ist, direkt in den Konflikt einzugreifen", so Scholl-Latour, "aber er könnte die Hamas mit Waffen und Militär-Experten unterstützen und den Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel aufkündigen."
Westerwelle: Nahost-Konflikt "sehr gefährliche Situation"
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat den Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen als "sehr gefährliche Situation" bezeichnet. "Das ist eine sehr gefährliche Situation, eine außerordentlich gefährliche Zuspitzung vor dem Hintergrund einer ohnehin schon sehr angespannten Lage in der Region", sagte Westerwelle am Freitag im Deutschlandfunk. Gleichzeitig machte der Bundesaußenminister die Hamas für die jüngste Zuspitzung verantwortlich. "Die Verantwortung für diese Zuspitzung trägt Hamas, das ist eine Terrororganisation, die mit durch nichts zu rechtfertigenden Angriffen diese Eskalation bewirkt hat." Diese Angriffe müssten Westerwelle zufolge "sofort beendet werden", da nur so "ein Ende der Gewalt möglich" sei.
Merkel macht Hamas für Gewalt verantwortlich
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die radikal-islamische Hamas für die Eskalation im Nahost-Konflikt verantwortlich gemacht. "Es gibt keinerlei Rechtfertigung für den Abschuss von Raketen auf Israel", erklärte Regierungssprecher Georg Streiter am Freitag in Berlin. Der Beschuss Israels müsse sofort eingestellt werden, so Streiter weiter. Nach den Worten des Regierungssprechers betrachte Merkel die Entwicklung mit großer Sorge. Gleichzeitig betonte Streiter, dass Israel das Recht und die Pflicht habe, die eigene Bevölkerung in angemessener Weise zu schützen.
Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hatte die Hamas für die neuerliche Gewalteskalation im Nahen Osten verantwortlich gemacht. "Die Verantwortung für diese Zuspitzung trägt Hamas, das ist eine Terrororganisation, die mit durch nichts zu rechtfertigenden Angriffen diese Eskalation bewirkt hat", sagte Westerwelle am Freitag im Deutschlandfunk. Unterdessen treibt Israel die Vorbereitungen für eine Bodenoffensive voran: Am Freitag hat die israelische Armee mit der Einberufung von 16.000 Reservisten begonnen. Eine israelische Armeesprecherin erklärte laut örtlichen Medienberichten, dass die Einberufung Teil des Einsatzes "Pfeiler der Verteidigung" sei. Großbritannien warnte Israel allerdings vor den Folgen einer Bodenoffensive. Die Regierung um Premierminister Benjamin Netanjahu müsse sich klar machen, dass ein derartiges Vorgehen in der Vergangenheit zu einem großen Verlust an Sympathie und Unterstützung in der Welt geführt habe, so der britische Außenminister William Hague.
Medien: Israel kündigt kurze Feuerpause an
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat während des dreistündigen Besuchs von Ägyptens Premierminister Hischam Kandil offenbar eine Feuerpause angeordnet. Israel werde seine Offensive unterbrechen, wenn auch die Kämpfer der Hamas ihre Angriffe unterbrechen würden, hieß es am Freitagmorgen übereinstimmend in örtlichen Medien unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten israelischen Regierungsvertreter. Ägypten habe den Berichten zufolge auf die Feuerpause gedrängt. Ägyptens Präsident Mohammed Mursi hatte die israelischen Angriffe bereits scharf kritisiert. Bei der Offensive Israels wurden in den vergangenen zwei Tagen 19 Menschen getötet, darunter zwölf Zivilisten. Unterdessen wächst die Furcht vor einem Nahost-Krieg: Auch in der Nacht zum Freitag bombardierte die israelische Luftwaffe den Gazastreifen, während Hamas-Kämpfer auf Städte in Israel feuerten. Israelische Regierungskreise haben einen Einmarsch in den Gazastreifen laut Medienberichten nicht ausgeschlossen.
Israel bereitet Bodenoffensive im Gazastreifen vor
Nach der zunehmenden Eskalation im Nahost-Konflikt bereitet Israel nun offenbar eine Bodenoffensive im Gazastreifen vor. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak billigte am Donnerstag die Einberufung von bis zu 30.000 Reservisten. Zudem bewegten sich erste israelische Truppen an die Grenze zum Gaza-Streifen: Am Donnerstagabend brachten Transporter und Busse Soldaten ins Grenzgebiet. Zuvor war erstmals seit Beginn der jüngsten Eskalation eine Rakete aus dem Gaza-Streifen in der Metropolregion Tel Aviv eingeschlagen. Israel hatte am Mittwoch den Militärchef der Hamas, Ahmed Jaabari, in einer gezielten Aktion getötet, dabei kamen auch mehrere seiner Begleiter ums Leben.
Quelle: dts Nachrichtenagentur